Präsidentenbrief
»Der Welt ein Geschenk sein«
Abraham Lincoln gab den Geknechteten Menschenwürde. Mutter Teresa schenkte den Vergessenen Mitgefühl und Mahatma Gandhi brachte Unterdrückten friedliche Veränderungen. Wie können auch wir der Welt ein Geschenk machen? Während ich über mein Jahresmotto nachdachte, fiel mir diese Geschichte ein.
Sudama war ein armes Kind und ein enger Freund Krishnas, der als Inkarnation des Göttlichen in eine königliche Familie wiedergeboren wurde. Im Laufe der Jahre leben sich die beiden Jungen jedoch auseinander, Krishna wird ein bedeutender König und Sudama bleibt einfacher Dorfbewohner.
Sudamas Armut wird über die Jahre immer schlimmer, bis er zum Schluss nicht einmal mehr seine Kindern ernähren kann. Da erinnert ihn seine Frau an Krishna: Vielleicht ist es an der Zeit, ihn um Hilfe zu bitten? Sudama stimmt nach einigem Zögern schließlich zu, doch möchte er nicht mit leeren Händen losziehen. Er nimmt einige Hände voll Reis – alles was seiner Familie zu Essen geblieben ist – und wickelt den Reis in ein Stück Stoff , als Geschenk für seinen Freund.
Als Sudama in den Palast eintritt, ist er überwältigt von dessen Pracht und von Krishnas liebenswürdigem Empfang. Sein kärgliches Geschenk ist ihm sehr peinlich. Krishna umarmt Sudama, welcher seine Hand mit dem Reis hinter seinem Rücken versteckt, und Krishna fragt ihn, was er da festhält.
Ohne Geringschätzung nimmt Krishna dankend den Reis entgegen und isst ihn mit großem Genuss, während die beiden zusammensitzen und sich unterhalten. Es vergehen Stunden, und die Freude über die wiedergewonnene Freundschaft lässt Sudama seine dringende Bitte vergessen. Am Abend macht sich Sudama wieder auf den Heimweg – und er merkt, dass er vergessen hatte, weswegen er eigentlich gekommen war. Er kehrt mit leeren Händen nach Hause zurück. Doch als er im Morgengrauen an seinem Tor ankommt, sieht er, dass an Stelle der Hütte, die er am Vortag verließ, ein herrschaftliches Haus steht, in dem seine Familie auf ihn wartet: gut gekleidet und satt von den Körben mit Essen, die in der Küche mit jedem Reiskorn auftauchten, das Krishna aß.
Krishna hatte verstanden, was Sudama ihm mitgebracht hatte: alles, was er geben konnte. Im Gegenzug gab ihm Krishna alles, was er brauchte. Es ist niemals der materielle Wert eines Geschenks, der zählt, es ist die Liebe, die mit diesem Geschenk gegeben wird. So wie Sudamas Geschenk an Krishna zu einem Geschenk für Sudama wurde, wird das, was wir durch Rotary geben, zu einem Geschenk für uns. Und wir alle haben die Wahl: wir können unsere Geschenke entweder selbst behalten - oder sie anderen schenken und der Welt ein Geschenk sein.
Wir haben nur eine Chance im Leben. Und wir haben nur eine Chance in diesem Rotary-Jahr. Lassen Sie sie uns ergreifen. Lassen Sie uns der Welt ein Geschenk sein.