Standpunkt
Der Wert externer Vortragender

Eine Antwort auf „Interne Vorträge schaffen Nähe“ von Henning v. Vieregge (Rotary Magazin 11/2024)
Bereits zur Charterfeier unseres Rotary Clubs Berlin-Unter den Linden vor 15 Jahren hatten wir eine größere Anzahl externer, zum Teil auch in der Öffentlichkeit prominenter Vortragsgäste. Seitdem ist es fester Bestandteil unserer Clubkultur geworden, interessante Menschen von außen, rotarisch oder nicht, willkommen zu heißen.
Wir unterscheiden dabei nicht danach, ob er oder sie aus unserem persönlichen Netzwerk kommt, oder danach, welche mediale Sichtbarkeit in Kultur, Medien, Wissenschaft oder Politik jemand besitzt. Entscheidend für uns ist, neben den regelmäßigen Präsentationen, die wir aus unserer eigenen Mitte generieren, dass wir anregende, auch kontroverse Stimmen vernehmen, die im Anschluss die Diskussion unter uns allen fördern. Zudem haben wir festgestellt, dass manch externer Vortrag dem Club eine noch etwas höhere Präsenz verschafft. Denn die Mehrheit unserer Mitglieder steht mitten im Berufsleben und hat einen eng getakteten Wochenplan.
Die einmalige Chance zur Begegnung mit nicht bereits Bekannten und deren Standpunkten verbindet soziale und professionelle Impulse, die oft über das Rotarische noch einmal hinausgehen und damit ein weiteres Motiv für eine Teilnahme sind. So, wie man selbstverständlich in den Vorträgen der eigenen Clubfreunde und Clubfreundinnen neue Sichtweisen kennenlernt. Bei den Externen kommt aber noch die zusätzliche Neugier auf nicht so selten überraschende Persönlichkeiten hinzu.
Wir können also durch unser Clubleben bezeugen, dass ein enormer Wissenstransfer für die Mitglieder durch die Gäste und uns selbst im Austausch mit diesen entsteht – ganz wie er dem rotarischen Gedanken entspricht. Zugleich entwickelt sich eine enorme Diskursqualität. Dazu gehören auch politisch kontroverse Thesen mit Positionen, die uns nicht zwingend im täglichen Umgang begegnen. Sie erhöhen unsere Kenntnis und oft das Verständnis zu Sichtweisen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen. Dieses „von anderen lernen“ ist eine zentrale Errungenschaft des rotarischen Gedankens.
Es macht sich auch darin bemerkbar, dass wir noch nach Jahren über Vorträge von Gästen diskutieren, die uns provozierten oder Hintergrundberichte aus dem berühmten „Maschinenraum der Macht“ lieferten. Ein solcher Aha-Effekt zeigt sich auch, wenn wir unsere früheren Vortragsgäste bei aktuellen Debatten in TV-Talks oder Medienberichten miterleben, so wie Claudia Major oder Kathrin Eigendorf mit ihren Beiträgen zum Ukraine-Krieg. Mitunter nehmen wir sogar Informationen und Meinungen in aktuelle Diskussionen mit, die so vorher noch nicht öffentlich bekannt gewesen waren. Es macht uns ein wenig stolz.
Das Ziel: Attraktivität für alle
Für unsere eigenen internen Vorträge gilt es übrigens, kein Missverständnis, genauso. Nicht wenige Freunde und Freundinnen stehen ihrerseits im Licht der Öffentlichkeit und zeigen, dass Rotary gesellschaftspolitische Verantwortung und deren Sichtbarmachung mit übernimmt. Die Übergänge zwischen „extern“ und „intern“, zwischen „öffentlich prominent“ und eher „nur Insidern bekannt“ sind für uns also fließend. Entscheidend ist, dass wir wertvolle Anregungen mitnehmen und durch die Diskussionen den Diskurs und den Zusammenhalt im Club festigen und auf (Noch-)Nicht-Rotarier attraktiv wirken.
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