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100 Jahre Rotary Österreich

Elf Clubs gründeten sich in sieben Jahren

100 Jahre Rotary Österreich - Elf Clubs gründeten sich in sieben Jahren
Ein festlicher Ball im Festsaal der Wiener Hofburg während der RI Convention in Wien © Archiv Rotary Verlag

Rotary in Österreich während der Ersten Republik (1925–1938)

01.01.2025

1925 traf das European Advisory Committee (EAC) von RI die Entscheidung, in den drei großen Metropolen der ehemaligen Donaumonarchie – Wien, Budapest und Prag – Primärclubs zu gründen, welche den Auftrag erhalten sollten, die rotarische Bewegung in ihren Ländern mit der Gründung von Tochterclubs weiter zu verbreiten. Mit der Überreichung der Charterurkunden war Frank Molloy vom RC Doncaster (Großbritannien) beauftragt. Der RC Wien war mit der Charter Nr. 2142 der erste Rotary Club in der gesamten Donauregion vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer. Deutschland folgte erst zwei Jahre später.

Von den insgesamt acht Governorn des gemeinsamen deutsch-österreichischen Distriktes 73 kamen drei aus Österreich: Bergrat Generaldirektor Dr. Otto Böhler jun. vom RC Wien (1930/31), Ernst Prinzhorn vom RC Wien (1932/33 und 1933/34) sowie Generalintendant Franz Schneiderhan vom RC Salzburg (1936/37 und von Oktober 1937 bis März 1938). Zwei der Genannten erreichten sogar höchste Ämter in der Dachorganisation: Otto Böhler war 1929/30 RI Director und RI Vice President, Franz Schneiderhan war 1936/37 RI Director.

Höhepunkt des rotarischen Lebens in Österreich in der Zwischenkriegszeit war die Ausrichtung der 22. RI Convention im Juni 1931 in Wien. Es war nach Ostende 1927 erst das zweite Mal, dass ein Weltkongress in Kontinentaleuropa stattfand. Innerhalb von sieben Jahren (1925–1932) waren in Österreich elf Rotary Clubs gegründet worden, 1934 gab es insgesamt 377 Rotarier. Das Verhältnis des 1933/34 etablierten autoritären Ständestaates zu Rotary war ambivalent. Einerseits erschien das rotarische Netzwerk durchaus als hilfreich, um die internationale Stellung Österreichs abzusichern, andererseits sah der vorherrschende politische Katholizismus Rotary als eine Vorfeldorganisation der Freimaurerei, die mit ihrem Toleranzprinzip den einzig wahren Glauben relativiere. Bundeskanzler Rudolf Ramek war 1928/29 noch Präsident des RC Salzburg gewesen und sah sich danach veranlasst, aus dem Club auszutreten. Der Pfarrer von Laufen, Josef Schorr, musste auf Befehl seines Bischofs in Linz aus dem RC Bad Ischl austreten. Nach der erzwungenen Selbstauflösung der deutschen Clubs im Oktober 1937 versuchten die österreichischen Clubs, den Distrikt 73 weiterzuführen. Dies gelang allerdings nur für fünf Monate, denn sechs Tage nach dem Anschluss im März 1938 wurden die österreichischen Clubs ultimativ aufgefordert, sich selbst aufzulösen und ihre Clubakten der Gestapo zu übergeben. Es sollte zwölf Jahre dauern, bis Rotary International 1950 die Wiederzulassung erlaubte.

André T. Hensel