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Jugenddienst – eine 50-jährige Erfolgsgeschichte

Zum Jubiläum "50 Jahre Rotary-Jugendaustausch" meldeten sich zahlreiche Mitglieder der rotarischen Familie zu Wort: Austauschschüler, Organisatoren, Distriktverantwortliche, Rotexer... Was sie erlebten oder wie sie den Jugendaustausch insgesamt sehen, dazu Zahlen und Fakten – all das finden Sie hier.
Es ist August – die Inbounds sind da! 471 Schüler aus 29 Ländern sind in den vergangenen Wochen für einen Long Term Exchange (LTE) nach Deutschland und Österreich gereist, um hier elf Monate lang neue Erfahrungen zu sammeln: Mit zunächst wildfremden Menschen, einer unverständlichen Sprache, ungewohntem Alltag und kuriosen Erlebnissen. Im Gegenzug haben sich 426 deutsche und 37 österreichische Jugendliche als Outbounds in alle Welt verstreut, um für ein knappes Jahr in eine fremde Kultur einzutauchen.

Während es in den vergangenen Jahren in Deutschland rund 65 Prozent Mädchen waren, die ihre Koffer für einen LTE im Ausland packten, sind es in diesem Jahr bereits 75 Prozent. Hier gilt es gegenzusteuern, wir haben daher den renommierten Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Michael Schulte-Markwort (RC Hamburg-Lombardsbrücke) um seine Einschätzung gebeten. Hören Sie hier das Interview: www.rotary.de/a22228


Internationale Stimmen zum Jugenddienst, eingefangen im Rahmen der Pre-Convention in Calgary 2025



Der Jugenddienst aus nächster Erfahrung: "Der schönste Lohn für die ehrenamtliche Tätigkeit ist die Dankbarkeit und der Glanz in den Augen der Jugendlichen, denen man die Türen zur Welt ein Stück weit öffnet und ihnen ein unvergessliches Erlebnis ermöglicht – das lässt all die vielen Stunden an Arbeit vergessen", schreibt Burkhard Gronwald (RC Willich), seit vielen Jahren im Jugenddienst engagiert, derzeit als stellvertretender Vorsitzender des Rotary Jugenddienstes Deutschland und Multi-District-Koordinator für Brasilien. "Mein Antrieb war und ist, dass ich von den Möglichkeiten, die ich selbst als junger Mensch von ehrenamtlichen Rotariern erhalten habe und die mein Leben nachhaltig beeinflusst haben, ein Stück weit zurückgeben kann an die Jugendlichen der jetzigen Generation, um so vielleicht ein kleines Mosaiksteinchen in der Förderung von Völkerverständigung zu sein."

Bis zum 30. Juni 2025 agierte Helmut Lanfermann als Vorsitzender des Rotary Jugenddienstes. In dieser Funktion sei man eine wichtige Anlaufstelle für Probleme aller Art, erzählt er und sagt: "Dieser Job ist sehr schreibtischlastig. Man ist nicht viel an der Front." Daher hat es ihn besonders glücklich gemacht, wenn er bei den sogenannten Orientations, den Vorbereitungsseminaren der Distrikte für die Austauschschüler, erleben konnte, wie toll sich die Menschen im Laufe der Zeit entwickelt haben.
Auch Roswita und ihr Mann Walter Lippert (RC Forchheim) engagierten sich zwölf Jahre lang beim Jugenddienst. Die beiden initiierten 1979 das erste internationale Jugendtreffen im Rahmen des Rotary-Jugendaustauschs auf Burg Feuerstein bei Ebermannstadt. Dieses Treffen wurde als gemeinsames Projekt der Rotary Clubs Forchheim und Fränkische Schweiz-Wiesental organisiert und ist bis heute ein fester Bestandteil des Rotary-Jugenddienstes in Deutschland.
Welche Erfahrungen die ersten Jugenddienst-Teilnehmer in ihrem Austauschahr machten, lesen Sie hier.
"Die Frage 'Sind die USA wirklich so wie in den Filmen?' war eine treibende Kraft meiner Motivation, mich für ein Austauschjahr in den USA zu bewerben. Durch gute Freunde meiner Eltern, die im Rotary Club Bremen waren (Bernd Adolf Crome und Wilhelm Tacke), konnte ich mich im dortigen Club vorstellen und mich für das Austauschprogramm bewerben. Ich hatte Erfolg! Die Freude war riesig und die Aufregung, nach der zehnten Klasse tatsächlich ein Jahr in dem Land meiner Faszination zu verbringen, noch grösser. Die Vorbereitungstreffen mit anderen Austauschschülern des Distrikts waren unvergesslich, ebenso der erste Brief meiner Gastfamilie mit den ersten Bildern. 'Es wird wahr! Bald werde ich alleine in die USA fliegen und von einer mir fremden Familie vom Flughafen abgeholt: meiner ersten Gastfamilie, bei der ich die nächsten sechs Monate verbringen werde. In einer fremden Stadt, in einem Land, das ich eben nur aus den Filmen kannte und einer Umgebung, in der ich niemanden kannte.' Alle Personen waren mir unbekannt. Das war alles sehr anders. Ich musste auf Personen zugehen, Freundschaften neu schliessen, mich um Anschluss bemühen und andere Gewohnheiten und Bräuche kennenlernen und mitmachen. Ich sollte von allem und mehr erleben!
Besonders hervorzuheben ist das Schulleben in der zwölften Klasse einer US-High-School, wo der Sport an der Schule und die Identifikation mit der Schule so sehr im Vordergrund steht. Schwimmen und Tennis waren meine beiden Sportarten. Mit meinen Mannschaften konnte ich Team-Spirit, Trainings, ausgelassene Parties, Einsätze an anderen Schulen, amerikanische Nationalhymne und Fahne erleben. Unvergesslich!
Mit dem Rotary Club in Trenton, Michigan, habe ich ebenso wie mit meinen beiden Gastfamilien beste Erfahrungen gemacht, durfte an den Lunches, zahlreichen Wochenenden und zum Abschluss des Jahre an dem grossen Roadtrip von Ohio nach California teilnehmen. Ich werde den Rotary Spirit stets behalten. Was für ein unvergesslicher Trip mit vier Reisebussen und über 160 Austauschschülern aus aller Welt: "We are the world“ war der Soundtrack der Reise und des ganzen Austauschjahres. Und es gibt noch so viele weitere Eindrücke...
Im Ergebnis hat mich das Jahr erwachsener, selbständiger, weltoffener und interessierter an anderen Kulturen gemacht. Vielleicht hat es auch dazu beigetragen, dass ich später als Zivildienstleistender Ausländer am Bremer Goethe-Institut betreut, viele Jahre in der Schweiz gelebt und vor 13 Jahren eine Spanierin geheiratet habe.
Auch meine Eltern durften Erfahrungen mit zwei Austauschschülern machen: Rob aus England und Maggy aus Texas. Ich kann nur jedem empfehlen, so ein Jahr zu machen und dies auch im Austausch. Ich werde die USA immer in besonderer Erinnerung behalten. Und habe mir vorgenommen, den leider eingeschlafenen Kontakt zu meinen Gasteltern wieder zu suchen und sie im Erfolgsfall vielleicht einmal zu besuchen. <pIch finde es phantastisch, dass es auch heute noch ein Rotary-Austauschprogramm gibt. So etwas möchte ich auch meinen Töchtern empfehlen und ermöglichen, wenn sie daran Interesse haben. Noch sind sie mit neun und sieben Jahren etwas zu jung – aber mal sehen, welche Entwicklungen es in unserer Wahlheimat Hamburg noch gibt.
Carsten Crome, Hamburg
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Wie sich die Austauschschüler auf der Distriktkonferenz in D1950 präsentierten und von ihren Gastgebern verabschiedeten © Rotary Magazin