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Rotary Institute in Montpellier

Lasst uns Jugend wagen

Rotary Institute in Montpellier - Lasst uns Jugend wagen
Die Governors elect (DGE) mit Partnern, Trainern sowie DGE aus Rumänien, Luxemburg und der Schweiz, die als Gäste teilgenommen haben, trafen sich im Vorfeld des Institutes zum Governors elect Training Seminar (GETS) © Thomas Meier-Vehring (alle Fotos)

Beim diesjährigen Institute standen Nachwuchs-Fragen und rotarische Jugendarbeit im Fokus.

15.11.2017

Mit dem Bericht junger Rotarier über Projekte, die sie gestaltet haben, nahm das diesjährige Institut für die Zonen 11, 13, 14, 18 und Teile von 19 richtig Fahrt auf. Ihre Initiative und Durchschlagskraft boten überzeugende Argumente gegen die zähe Zurückhaltung vieler Clubs, junge Leute aufzunehmen. Die Vorträge von zwei begnadeten Rednern brachten die Veranstaltung auf höchste Touren. Es ging um ein schlüssiges Jugendmodell und mit welcher Werthaltung sich junge Menschen humanitär organisieren.

Vincent Cespedes, Philosoph der Pariser Universität, bekannt durch sein Buch „Lasst uns Jugend wagen“ (Osons la jeunesse) steht für ein Jugendmodell von Menschen bis zu einem Alter von 30 Jahren. Im persönlichen Werdegang sind bis zu diesem Alter die grundlegenden menschlichen Entscheidungen zu treffen, die neue Lebensmodelle verwirklichen und wesentliche gesellschaftliche Veränderungen herbeiführen können – auch in negativer Richtung (dunkle Werteseite). Er zeigte eine gewisse Skepsis, ob das Modell gleichartiger Werte bei Rotary sich in der Vielfalt der menschlichen Partner wiederfindet. Die Nutzung der großen Gestaltungsenergien jüngerer Menschen biete aber ein großes Potenzial für humanitäre Einsätze.

Danach sprach der Textilunternehmer Pierre Mestre. Er ging mit einem anderen Jugendmodell davon aus, über das biologische Alter hinaus jung zu bleiben, wenn man offen genug ist, sich immer wieder an Kunden- und Mitarbeitertrends zu eichen. Er leitete dies von seiner eigenen Erfahrung ab, begonnen mit dem Verkauf von Modeartikeln an Mitschüler, der für ihn sensationellen Begegnung mit angebotshungrigen Ostdeutschen nach dem Mauerfall und dem Erlebnis des mehrfachen eigenen Scheiterns, weil er nicht sensibel genug für Veränderungen war. Sein Durchbruch zu einem erfolgreichen Unternehmen für Kinderkleider hatte für alle Teilnehmer des Institutes die angenehme Konsequenz eines Galaabends in seinem grandiosen Landhaus.

Bei der Flaggenparade und immer wieder wurde Sam Oworis gedacht, man merkte, dass er mehr Rotarier beeindruckt hat, als man in unseren Breiten erwartet hätte.

Auf diesen Grundlagen präsentierten am zweiten Tag viele junge Rotarier in Filmbeiträgen und persönlichen Berichten ihre Wertevorstellungen. Vereinfacht könnte man sie so zusammenfassen: Mit Freunden zusammen gemeinsam auf ein gesellschaftliches Problem stoßen – sofort Hilfe (der Begriff Hilfe wurde „Service“ sehr vorgezogen) organisieren – daran lernen – erweitern auf neue Zielgruppen und Mitwirkende.

Die Arbeitsgruppen zu diesen Fragen bezogen die jungen Referenten ein und waren ebenfalls dynamisch und ergiebig. Nach dem gesellschaftlichen Engagement ging es im nächsten Arbeitsblock um den Einsatz junger Berufstätiger für die Entwicklung bestehender und neuer Clubs. Entscheidende Begriffe waren hier: Flexibilität des Meetingformats, Abstimmung auf die berufliche Situation jüngerer Menschen, stärkere Altersmischung, schnellere rotarische „Aufstiegsmöglichkeiten“ und Verantwortung für jüngeren Nachwuchs, eher soziale Medien als Internet. Barry Rassin, Incoming Rotary International Präsident, war sichtlich beeindruckt vom jugendlichen Engagement und versprach für sein Jahr (2018-19), diese Anregungen rundum aufzugreifen.

Montpellier, Institute
In- und Outbounds aus den teilnehmenden Distrikten stellten sich beim Institute vor.

Am dritten Tag des Instituts skizzierte der Youtuber Nicolas Popovitch, wie sich über die Veränderung der Kommunikationsmedien Welten für neue Geschäftsmodelle öffnen, wie sich erfolgreiche Unternehmensansätze regional vervielfachen lassen und was für Zusatzdienste sich dabei ergeben. Zum Abschluss des Instituts gab er damit auch schon einen Auftakt zum nächsten Institut in Nürnberg. Dieses wird sich über die neue Welt der Kommunikation hinaus mit den Möglichkeiten der Digitalisierung für humanitäre Projekte befassen, sei es in der Telemedizin, sei es beim Einsatz von Drohnen in humanitären Projekten oder beim lokalen 3D-Druck notwendiger Ausrüstungsgegenstände.

Peter Iblher eröffnete nach einem Ausblick auf die RI-Convention in Toronto 2018 in diesem Sinne die frisch geschaltete Website für Nürnberg. Das kommende Institut findet vom 21. bis 23. September 2018 auf dem Messegelände der fränkischen Metropole statt. Das Programm steht weitgehend schon fest.

Peter Iblher  
RI-Direktor Zone 13, 14 und 18B