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Standpunkt

Meeting in 3-D

Standpunkt - Meeting in 3-D
Friederike Riemer © Christian Benesch

Die zukünftig beste Option für digitale Treffen von Rotary-Mitgliedern ist eine Zusammenkunft im Metaversum.

Friederike Riemer01.02.2023

Dienstagabend, kurz vor 19 Uhr. Gleich beginnt das Clubtreffen. Annette nimmt heute von ihrem Ferienhaus auf Sylt aus teil, Roberto schaltet sich aus Kapstadt dazu, Zoey und Kim sitzen in ihren Apartments in Salzburg. Ihren Avataren im Metaversum ist das egal, denn sie haben sich alle um einen Holztisch aus Pixeln versammelt. Im Hintergrund erscheint das Panorama vom Untersberg, während der ausgelegte Teppich mit dem Rotary-Logo verziert wurde. Annette und die anderen freuen sich heute besonders über den Besuch von RotaryMitgliedern aus Treviso und Mexiko-Stadt, die prompt das Teppichdesign loben. „Könnt ihr gern kopieren“, sagt Zoey.

So oder so ähnlich könnte ein Clubmeeting im Metaversum im Jahre 2050 – und in Spanien auch schon heute – beginnen: Vor Kurzem wurde im spanischen Distrikt 2203 der erste Rotary Club im Metaversum gegründet – der Rotary Club of Metaverso 2203. Ein großer Gewinn für Rotary und ein zukunftsweisender Weg hin zu einer wirklich modernen und inklusiven Clubkultur.

Immersivere Erfahrung als beim Clubmeeting via Zoom

Seit 2016 ist durch die Änderung der rotarischen Verfahrensregeln der Grundstein für hybride und digitale Clubs gelegt. Derzeit sind in Deutschland, Österreich und in der Schweiz über 20 reine e-Clubs registriert. Die Zahl der hybriden Clubs ist nicht erfasst, denn seit der Pandemie treffen sich viele Clubs sowohl digital als auch physisch in sehr unterschiedlichen Formaten und Frequenzen. Hybrid-Clubs haben natürlich den Vorteil, dass sich die Mitglieder auch persönlich begegnen, als Online-Teilnehmerin kann man dann nur neidisch auf die gesellige Runde im Zoom-Fensterchen blicken …

Ein Treffen im Metaversum würde die Teilhabe für alle vergleichbar machen. Der Unterschied zum e-Club stellt vor allem die technische Umsetzung durch das Metaversum dar, denn sie verspricht eine wesentlich immersivere Erfahrung als bei einer Online-Konferenz und kann zudem mühelos kollaboratives Arbeiten, wie zum Beispiel das Visualisieren von Ideen, und technische Schnittstellen beispielsweise zu Content-Management-Systemen ohne Brüche ermöglichen. Vor allem aber fühlen sich Mitglieder in ihren Avataren schnell wohl und es entsteht ein deutlich persönlicherer Austausch als in einer Zoom-Konferenz, wie Juana Maria Serrano Marin vom spanischen Metaversum-Club berichtet.

Ein weiterer Vorteil des Metaversum gegenüber dem Online-Konferenz-Call ist die Gestaltungsmöglichkeit eines digitalen 3-D-Raums, der als rotarisches Zuhause sowohl für die Mitglieder des Clubs als auch für ihre Besucher fungiert. Damit kann diese Umgebung einer physischen „Rotary-Stammkneipe“ viel eher das Wasser reichen – der Inneneinrichtung sind absolut keine Grenzen gesetzt. Dies führt zu einer starken Identifikation mit dem Club – auch ohne oder nur mit ganz wenigen Treffen an physischen Orten. Ein weiterer Vorteil ist: Hausordnung und Öffnungszeiten können in Clubregie festgelegt werden. Als Nachteil – zumindest bis auf Weiteres – gilt: Für das leibliche Wohl wird im Metaversum nicht gesorgt …

Derzeit sind Rechenleistung sowie die Hard- und Software noch nicht ausreichend und ausgereift genug, um das Metaversum für Rotary flächendeckend zu nutzen, aber: Die Dezentralisierung des Internets zum Beispiel durch Blockchain-Technologien ist sehr reizvoll, um Hoheit über und Sicherheit für Inhalte und Daten zu haben.

Grundstein legen für selbstloses Dienen im Jahre 2050

Um als Organisation zukunftsfähig zu werden, wird eine Verlagerung der Clubkultur ins Metaversum jedoch nicht ausreichen. Zusätzlich ist der Grundsatz „Zukunft der unterschiedlichen Geschwindigkeiten“ zu beachten. Nur weil Rotary im Metaversum möglich ist, heißt dies nicht, dass die persönliche Begegnung als Motor für rotarisches Engagement wegfällt oder entwertet werden soll. Die Möglichkeiten, die heute mit neuen Technologien geschaffen werden, können Denkanstoß und Motivator sein, denn höhere Transparenz, Schnelligkeit, Inklusion und Flexibilität stünden Rotary gut zu Gesicht, um für eine noch größere Vielfalt von Menschen attraktiv zu sein.

Noch wichtiger als die technologische Anpassungsfähigkeit ist eine andauernde Transformation hin zur Erfüllung des eigentlichen Daseinszwecks von Rotary und dessen moderner Interpretation. Es gilt also, zu definieren, was rotarische Freundschaft und selbstloses Dienen im Jahr 2050 bedeuten kann, und dafür schon im Heute den Grundstein zu legen. Ich freue mich darauf, viele rotarische Freunde bald im Metaversum kennenzulernen und international spannende Kooperationen einzugehen. Und: Die Teppichidee dürft ihr natürlich kopieren …
Termin: Am 25. Februar 2023 finden in Salzburg die Zukunftsspiele Rotary 2050 statt.

Infos: thefuturegame2050.com/rotary-zukunftsspiele

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