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Ukraine

Rotaract Club Klagenfurt-Wörthersee organisiert Hilfstransport

Ukraine - Rotaract Club Klagenfurt-Wörthersee organisiert Hilfstransport
Bei der Verladung der zahlreichen Hilfsgüter © RC Klagenfurt-Wörthersee

Gemeinsam für die Ukraine: Sebastian Adami brachte mit Clubfreunden spontan einen Hilfskonvoi mit Nahrung, Medizin und Generatoren auf den Weg.

30.03.2022

Hier berichtet der Rotaracter von seiner Initiative:

In der Nacht auf den 24. Februar brach eine bisher nie dagewesene Situation über uns alle herein, die für mich, für unsere junge Generation, unvorstellbar war. Nach dem Angriff der russischen Truppen auf diverse ukrainische Städte, wurde ich mit sehr vielen schrecklichen Bildern konfrontiert. Viele Menschen hatten von jetzt auf gleich alles verloren. Nicht nur ihr Haus, Hab und Gut, sondern vielleicht auch Angehörige oder gar ihr eigenes Leben.

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Hände schmutzig, hart gearbeitet? - Egal. Sebastian Adami konnte nicht anders: Angesichts der Situation in der Ukraine musste er helfen. © privat

Das Leid war unvorstellbar: Ganze Häuser, Orte, Städte lagen in Schutt und Asche. Viele Menschen mussten in U-Bahn-Schächten und Bunkern Zuflucht suchen. Ich unterhielt mich daraufhin mit einigen meiner Freunde aus dem Rotaract Club Klagenfurt-Wörthersee über die Geschehnisse in der Ukraine und es war dabei von Anfang an klar: Wir wollten helfen!

Erste Spendenaktion

Innerhalb kürzester Zeit stellte ich mit unserem langjährigen Mitglied Ivana Tadic, unserer Präsidentin Anna Bäuchler und mit der tatkräftigen Unterstützung unserer Mitglieder eine Spendenaktion auf die Beine. Innerhalb von einem Wochenende sammelten wir im Familien- und Bekanntenkreis sowie am Arbeitsplatz zahlreiche Spenden. Darunter Konservenlebensmittel, Wasser, Schlafsäcke, Generatoren und medizinisches Material.

Im Rahmen unserer Spendenaktion nahm ich mit Alessia Sasina, einer ehemaligen Arbeitskollegin, Kontakt auf. Sie wurde in Kiew geboren und hatte zu diesem Zeitpunkt ebenfalls Spenden aufgetrieben, sich aber noch keine Gedanken über den Transport gemacht. Erst im Gespräch mit unserem ehemaligen Mitglied Max Aichlseder kamen wir auf die Idee, die Spenden selbst an die Grenze zu bringen.

Er stellte uns einige Fahrzeuge für den Transport zur Verfügung, mit denen wir unsere Hilfsgüter und auch die Spenden von Alessia mitnehmen konnten. Über den Honorarkonsul für die Ukraine, Nils Grollitsch, nahmen wir Kontakt mit einigen Freunden vor Ort auf und wussten, was gebraucht wird. Ich konnte zusätzlich Kontakt mit Rotaract Clubs in der Ukraine aufnehmen. Bei der gesamten Aktion profitierten wir sehr von unserem Netzwerk.

Auf dem Weg an die Grenze

Am Abend des 2. März machten wir uns mit fünf Fahrzeugen und einem Team aus sechs Nationen auf den Weg an die polnisch-ukrainische Grenze. Bereits auf dem Weg an die Grenze bekamen wir immer wieder positive Signale in Form von Lichthupen, die Menschen sahen unser beflaggtes Auto. Allein diese kleinen Gesten gaben mir das Gefühl, dass es den ganzen Aufwand wert ist.

Je näher wie an die Grenze kamen, desto ruhiger wurde die Stimmung im Auto, wir waren uns sehr wohl bewusst, in welche Situation wir uns da begeben. Aus Sicherheitsgründen beschlossen wir, unsere Kontaktpersonen bereits einen Kilometer vor dem Grenzübergang, zu treffen. Wir fuhren die ganze Nacht durch, um am darauffolgenden Morgen an der Grenze zu sein.

Hilfsgüter gelangen nach Kiew, Charkiw und Zhytomyr

Nach über 1.100 Kilometern und 14 Stunden Fahrtzeit kamen wir an unserem Ziel an. Das war ein unbeschreibliches Gefühl, das ich wohl nie vergessen werde. Die Dankbarkeit war unglaublich groß, uns allen ging buchstäblich das Herz auf. Die Hilfsgüter wurden von dort aus in die Städte Kiew, Charkiw und Zhytomyr weitertransportiert.

Wir luden die Güter vor Ort aus und nahmen einige Kontaktpersonen, vor allem Frauen und Kinder, mit. Sie waren erschöpft, aber erleichtert, dass sie es nach den zahlreichen Stunden, die sie sich bereits auf der Flucht befanden, endlich geschafft hatten und in Sicherheit waren. Bereits auf der Rückfahrt bekamen wir die ersten Fotos und Videos, die zeigten, dass die Spenden in den jeweiligen Krankenhäusern und Orten angekommen waren.

Prägendes Ereignis

Da die erste Aktion so erfolgreich war, startete am 15. März ein zweiter Konvoi. Wir stimmten uns dabei wieder mit unseren Kontakten aus den Rotaract Clubs ab, was am dringendsten gebraucht wurde. Die Stimmung bei der zweiten Fahrt war etwas anders als beim ersten Mal. Auf den Straßen war deutlich mehr los, auf dem Weg an die Grenze sahen wir mehrere Fahrzeuge, die als Hilfskonvois in Richtung Ukraine unterwegs waren.

Wenn ich auf die vergangenen Wochen zurückblicke, bin ich sehr stolz auf das, was wir gemeinsam in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben.  Es war eines der prägendsten Ereignisse meines Lebens, das ich nicht missen möchte. Wir waren einer der ersten, wenn nicht der erste Hilfstransport aus Österreich, der Güter in die Ukraine brachte. Wir haben, ohne lange zu zögern, bestmöglich geholfen und mithilfe unserer Rotaract- und Rotary-Kontakte sind die Güter vor Ort auch angekommen.

Mehr dazu im Blog: Rotary Voices von Rotary International