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Globales Netzwerk

Von End Polio Now zu Treat Polio Now

Globales Netzwerk - Von End Polio Now zu Treat Polio Now
Stolz zeigen die Studentinnen und Studenten die helfenden Orthesen © Daniel Schilken

Der RC Koblenz setzte in Nigeria einen Global Grant um. Es zeigt sich: Rotary muss im Kampf gegen Polio und die Folgen durchhalten

01.10.2025

Angesichts von über zwei Millionen Poliomyelitis-Betroffenen in Nigeria scheint das Koblenzer Global-Grant-Projekt ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch die Kooperation aus inzwischen sieben deutschen und zwei europäischen Rotary Clubs unter Führung des RC Metro Abuja, die die Koblenzer seit 2018 unterstützen, half schon 168 nigerianischen Polio-Patienten.

Dabei liegt das Hauptaugenmerk des Projektes auf der korrekten Auswahl von Polio-Betroffenen, die von einer modernen Orthese – aus Carbonmaterialien, leicht, dennoch stabil, aber mit gelenksichernder Funktion – profitieren. Sie sind im täglichen Leben wieder mobil, können teilhaben am Familienleben, an Ausbildung und Beruf.

Zum Projektziel gehört auch das Training zum selbstständigen Bau solcher modernen Carbonfaser-Gießharz-Orthesen in Nigeria, wie sie seit 15 Jahren in Deutschland für Polio-Betroffene gebaut werden. Kein leichtes Unterfangen, doch der therapeutische Erfolg gibt den Initiatoren Recht. Der Weg dahin war für die Experten aus dem deutschen Club wie für die kaum erfahrenen nigerianischen Orthopädietechniker und -technikerinnen aber schwierig. Immer wieder musste die Werkstatt für einen modernen Orthesenbau ausgestattet und neu organisiert werden; immer wieder wurden gemeinsam mit den ärztlichen und therapeutischen Kollegen in Abuja neue Patienten ausgesucht. Allen Patienten gemeinsam ist: Die Betroffenen haben ein Einkommen von unter 30 Euro im Monat und hätten sich eine solche Orthese auf absehbare Zeit nicht leisten können.

Die Ergebnisse der Behandlungen in den ersten 33 Fällen sind vielversprechend. Die Hochschule für Orthopädietechnik in Nigeria hat zudem sechs junge Orthopädietechnikstudenten, zwei davon sind Rotaracter, in die Partnereinrichtung, das Cedarcrest Hospital in Abuja, geschickt. Diese sind mit Orthopädietechnikermeister Daniel Schilken vom RC Koblenz jetzt sieben Tage die Woche, teilweise 15 Stunden am Tag, bei der Arbeit und stolz, ein Teil dieses Global Grants zu sein.

Orthopädietechnikermeister Daniel Schilken und Dr. Axel Ruetz, Orthopäde und früher Chefarzt am Poliozentrum Koblenz, in Nigeria

Mit Schilken und Clubfreund Dr. Axel Ruetz, bis 2024 Chefarzt der Orthopädischen Klinik und des Poliozentrums am Brüderhaus in Koblenz (heute Sprecher des Medizinisch-Wissenschaftlichen Beirats des Bundesverbandes Poliomyelitis e. V.) sowie Polio-Chair des Distriktes 1810, gingen die jungen Orthopädietechniker auf Reisen zu Patienten mit Kinderlähmung in die Peripherie der Region Abuja. Auch am Wochenende untersuchten die Fachleute Polio-Patientinnen und -Patienten – und integrierten diese in das Projekt. Orthesen wurden für sie erstellt und angepasst. Doch es zeigte sich: Für viele von Lähmung stark Betroffene sind die üblichen Beinorthesen und Hilfsmittel wenig alltagstauglich. Diese Menschen brauchen Rollstühle. Das führte dazu, dass der RC Koblenz als Hands-on-Projekt zusätzlich zu dem Global Grant die notwendigen Schuhe, Rollstühle und Gehstützen in Deutschland sammelte, die nun nach Nigeria gebracht werden.

Es geht weiter
Die Außentermine in Nigeria sind nicht ungefährlich, die Fachleute und Studenten werden daher begleitet von einer Sicherungsgruppe. Doch durch das Einhalten von einigen Regeln und die Unterstützung von rotarischen Freundinnen und Freunden in Nigeria konnten die Koblenzer Fachleute erneut heil zurückkehren. Sie wollen noch in diesem Jahr ein weiteres Mal nach Nigeria aufbrechen, um nach dem Rechten zu schauen. Vorher soll jedoch eine Gruppe von Medizinern, Orthopädietechnikerinnen und -technikern,  Therapeutinnen und Therapeuten aus Abuja nach Koblenz ins Poliozentrum am Brüderhaus kommen, um hier zu hospitieren und Erfahrungen zu sammeln.

 

Daniel Schilken und Axel Ruetz