Polio-Konferenz
Beeindruckende Konferenz zum Welt-Polio-Tag aus D1900
Zahlreiche beeindruckende - und zum Teil berühmte - Gäste sprachen am 24. Oktober auf der Polio-Konferenz des Distrikts, die geöffnet war für alle interessierten Rotarier.
Hunderte Rotarier wollten dabei sein anlässlich des Welt-Polio-Tages bei der Konferenz des Distrikts 1900, bei der der Kampf Rotarys gegen die Kinderlähmung beleuchtet und gewürdigt werden sollte.
Gewürdigt wurde zum Auftakt zunächst die aufopferungsvolle, zwei Jahrzehnte lange Arbeit von Polio-Zonen-Koordinator Hans Pfarr, der sein Amt inzwischen an Urs Herzog aus der Schweiz übergeben hat. Sein Nachfolger, selbst als Kind an Polio erkrankt, will seine erfolgreiche Arbeit fortführen - "Let's kick out polio!"
Holger Knaack, RI-Präsident 2020/21, erinnerte an die Erfolge, die im Kampf gegen die Kinderlähmung bereits erreicht wurden. Indien, die Philippinen, Pakistan - einst Länder mit vielen Krankheitsfällen - konnten mit Rotarys Hilfe Millionen Kinder impfen und das Wild-Virus ausrotten. Ihre Impfanstrengungen - im Zusammenspiel mit staatlichen Stellen - gehen nun intensiv weiter. Auch Afrika konnte kürzlich poliofrei erklärt werden. Ein Erfolg, der motivieren sollte für die nächsten Schritte, so Knaack.
Eine Grußbotschaft von Bill Gates unterstrich dies. "Together we can kick Polio out!", ist Gates überzeugt.
Governorin Anke Schewe - stolz, dieser Konferenz mit ihrem Distrikt Gastgeber sein zu dürfen - dankte allen, die sich im Kampf gegen Polio engagieren und verwies auf weitere aktuelle Aktionen aus Anlass des Poliotages: zum Beispiel das Bingo beim RC Grevesmühlen oder den Schokoladenverkauf beim RC Herford-Widukind.
Als Überraschungsgast grüßte auch Violinist Itzhak Perlman in die Konferenz. Der Star der Musikszene war als Kind selbst an Polio erkrankt, deshalb war es ihm ein Bedürfnis, dabei zu sein.
Der deutsche Vertreter der Polio-Distriktbeauftragten, Christian Schleuss, verwies darauf, dass Polio einst als Pandemie auftrat - ähnlich wie heutzutage Corona. Das historische Ereignis zeige, dass noch lange Zeit weiter geimpft werden müsse, damit das Engagement der Rotarier auch weitergehen müssen. Eben wegen der Covid-19-Ereignisse könnten Millionen Kinder derzeit aber nicht geimpft werden.
Fragen nach den Kosten der rotarischen Impfkampagnen machten deutlich - bisher ist der Aufwand nicht zu beziffern. Überall müsse weitergeimpft werden.
Polio zeigt sich auch bei uns
Wie sich Polio auch mit Spätfolgen noch auswirken kann, machte Hans Joachim Wöbbeking deutlich. Der Vorsitzende des Bundesverbandes Poliomyelitis leidet am Post-Polio-Syndrom. Er sitzt im Rollstuhl und die Aufklärung über das Syndrom, das auch bei uns noch auftreten kann, ist ihm ein Herzensanliegen.
Engagement in den polio-endemischen Ländern beschrieb dagegen Tayyaba Gul aus Pakistan, die in ihrem Heimatland unter Gefahr für ihr Leben und gegen viele Widerstände den Kampf gegen die Kinderlähmung vorantreibt.
Der kürzlich vom Time-Magazin als einer der 100 einflussreichsten Menschen der Welt gekürte Tunji Funsho aus Nigeria beschrieb die Herausforderungen, die sich nun in Afrika abzeichnen - obwohl der Kontinent gerade polio-frei erklärt wurde. Doch er ist überzeugt: "Die Rotarier können es schaffen!"
Klar wird: Entscheidend ist der letzte Schritt und die Arbeit zahlreicher Impfhelfer. Das wurde auch aus dem Bericht von Laiq Karimi, der in Afghanistan selbst Kinder impfte: von Dorf zu Dorf und Haus zu Haus unter der Gefahr, von Taliban angegriffen zu werden. Aber - so seine Warnung - 1,3 Millionen Kinder wurden in dem Land seit 2016 nicht geimpft. "Und Kinder sind doch unsere Zukunft!"
Im Chat zur Konferenz meldeten sich unterdessen Stimmen, die postulierten: Wir sind stolz auf die rotarischen Bemühungen zur Ausrottung von Polio!
Dass aber globale Anstrengungen nötig sind, machte Mike McGovern, Rotary International PolioPlus Chair, in einer Grußbotschaft deutlich. Bisher gab es Support von vielen Seiten, nun müsse der letzte Schritt gegangen, so sein Statement.
Job not done yet
Michel Zaffran von der Global Polio Eradication Initiative (GPEI) zeigte sich auch stolz auf das Erreichte, aber "the job is not done yet", so sein Aufruf.
Sue Gerber von der Bill und Melinda Gates Stiftung appellierte, ihn gemeinsam weiter fortzuführen.
Hamid Syed Jafari aus Pakistan vom Center for Disease zufolge ist das möglich über "regional leadership and solidarity". Er berichtete, dass sich 22 Gesundheitsminister der Region verständigten, die rotarische Kampagne politisch und finanziell zu unterstützen.
Unicef-Vertreterin Melissa Corkum würdigte, dass mit der Konferenz die Hilfe für zahllose Kinder gefeiert wird. Dennoch bleibe die Herausforderung, jedes Kind zu erreichen.
Stephen Sosler von der Impfallianz GAVI berichtete über das Wirken seiner Organisation. Allein 20 Prozent der Mittel würden inzwischen für Immunisierungsprogramme eingesetzt - das sei essentiell.
Michel Zaffran fügte hinzu, wie es um einen neuen Impfstoff gegen Polio steht, der seit zehn Jahren entwickelt wird - stabiler und effektiver als frühere Seren. Auch dies könne in Zukunft helfen.
Auch im kleinen Kreis wirken und überzeugen
Hans-Iko Huppertz, langjähriger Poliobeauftragter und Leiter einer Kinderklinik in Bremen berichtete indessen von der Impfmüdigkeit hierzulande. Das Virus könne jederzeit eingeschleppt werden - wie das zum Beispiel 2015 in der Ukraine gewesen sei. In Deutschland liege die Impfrate durchschnittlich bei 95 Prozent, im Süden des Landes jedoch nur bei 85 Prozent. Die Rotarier könnten neben dem Spenden auch Aufklärung betreiben - und so den Kampf gegen Polio im eigenen Land vorantreiben.
Anne von Fallois, Polio Advocacy Adviser für Rotary International, machte indes deutlich: Kein Land ist eine Insel. Sie hält in Deutschland den Kontakt zur Politik und schiebt die Zusammenarbeit und Ko-Finanzierung mit der Regierung an. Sie bekam bereits Zusagen, dass Deutschland Partner der Anti-Polio-Initiative bleibt. Damit kann Rotary hoffen, die 35 Millionen Bundesmittel für den Kampf gegen Polio weiter zu bekommen.
Birgit Pickel vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) erklärte, Deutschland bleibe ein wichtiger Geldgeber der Kampgne. Deutschland könne einen Beitrag leisten gegen die Krankheit. Das Impfniveau müsse auch in Polio-Zeiten gehalten, Infrasterukturen geschaffen werden. Weitermachen sei extrem wichtig.
Joachim Koch, Impfbeauftragter eines Distriktes in der Schweiz, bestätigte aus seiner Arbeit als Neurologe, dass es keine Alternative gebe, als die rotarischen Anstrengungen in Sachen Impfung weiterzuführen, um die Krankheit auszurotten.
Zum Abschluss der Konferenz gab es eine Übersicht, was mit den Poliospenden aus Clubs und Distrikten passiert, wie sie in die Finanzierung der Anti-Polio-Kampagne einfließen. Urs Herzog dankte zudem den Akteuren der Konferenz sowie explizit allen Impfhelfern weltweit, die - oft unter Gefahr für das eigene Leben - so erfolgreich bisher agierten.
Über Spenden freut sich der Distrikt 1900 unter:
Rotary Deutschland Gemeindienst e.V.
Deutsche Bank AG, Düsseldorf
Kontonummer 0940 940
BLZ 300 700 10
IBAN DE56 3007 0010 0094 0940 00 BIC DEUTDEDD
Verwendungszweck: Polio