Max Frisch
»Stiller«
Yvonne Nadler empfiehlt »Stiller« von Max Frisch.
Kein einfacher Stoff, mag man bei dieser Literaturempfehlung denken. Doch dieser Roman lässt sich auch ohne große Anstrengung lesen, in einem Rutsch von vorn bis hinten. Und dann am besten gleich noch einmal und noch einmal. Denn „Stiller“ ist ein Detektivspiel thematisch wie erzählerisch. Der Leser wird durch die Erzählweise mitgenommen und nimmt so quasi am Geschehen des Romans teil: Der Ich-Erzähler, ein gewisser Mister White, der von Bekannten und Freunde als Stiller identifiziert wird, gibt vor, eben dieser nicht zu sein. Der Roman ist noch viel mehr, eine berührende Erzählung über den Kampf mit der Identität und den Kampf mit dem Willen, jemand anderes zu sein, als derjenige, der man durch Rollenzuweisungen und äußere Umstände geworden ist, und eine Geschichte über den (scheiternden) Versuch noch einmal ganz von Neuem anzufangen. Es geht um Bewährung in menschlichen Beziehungen und Taten und um selbst und fremd wahrgenommene Selbstverfehlungen. Stiller ist damit eigentlich immer aktuell, auch heute noch. Für die Uni gelesen, stets weiterempfohlen.
Max Frisch: Stiller. Suhrkamp Taschenbuch. 448 Seiten, 10 Euro.
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