Atlanta – 2. Teil
Convention: Riesen-Spendensumme
End Polio Now ist das größte Projekt der Rotarier – und auch auf der Convention im Fokus. Mit der Hilfe von sieben Staaten gibt es demnächst massive Unterstützung dafür.
13.6.2017, 17 Uhr
Der Trubel im Georgia World Congress Center nahm bis zum Nachmittag nicht ab. Workshops, Ausschüsse, bilaterale Gespräche... Doch ein Highlight stand noch aus: Das Virtual-Reality-Projekt "One Small Act". An mehr als 3000 geladene Gäste wurden faltbare 3-D-Brillen für das Smartphone und Kopfhörer verteilt. Nach einer Einführung startete das gemeinsame - sprich zeitgleiche - Ansehen eines kurzen Videos über die Brillen.
Das klappte natürlich nur bedingt. Nicht alle hatten das Video per WLAN rechtzeitig laden können, einige der anderen konnten es dagegen nicht problemlos abspielen. Wie gut, wenn man einen hilfreichen Rotarier neben sich sitzen hatte. Doch schließlich konnten auch die Letzten das berührende Video über ein Kind in einem Kriegsgebiet und die Hilfe durch Organisationen wie Rotary sehen. Deutlich sichtbar wurde die Unterstützung und die medizinische Hilfe.
Das Besondere daran: Egal wann oder wohin man den Kopf schwenkte oder in welche Richtung man blickte - es war, als stehe man selbst mittendrin und könne auch die Mutter neben dem Kind sehen oder die Bomben hinter sich einschlagen hören und schließlich einen gehetzten Blick nach hinten werfen. Alles gut sichtbar, egal wohin man blickte. Die Geschichte einer Flucht und von Hilfe in jeglicher Form in ein Szenario gebracht, als sei man dabei gewesen. Eine neue Erfahrung!
13.6.2017, 10 Uhr
Im Plenum erwarteten viele einheimische Convention-Besucher heute den Golfprofi Jack Nicklaus. Der Sportler ist seit langem ein Botschafter des guten Willens und ein Rotary-Botschafter für den Kampf gegen Polio. Nicklaus wurde zu den zehn größten Sportlern des Jahrhunderts gewählt und setzt sich neben seinen Rotary-Aktivitäten dafür ein, dass Golfplätze kleiner werden. "Dann brauchen sie weniger Wasser, das anderswo dringender gebraucht wird."
Coca-Cola-Präsident und COO James Quincey machte eine weitere Forderung auf: "Große Firmen müssen viel stärker zusammenarbeiten – zugunsten der Gesellschaft. Besonders für Frauen und Gleichberechtigung, für sauberes Wasser überall und eine stärkere Entwicklung der Gemeinden muss mehr geschehen."
Ernste Gesichter danach bei vielen rotarischen Gästen. Im House of Friendship wurden deshalb heute auch viel mehr ernstere Gespräche geführt.
13.6.2017, 8.50 Uhr
Erste Nachricht heute morgen: Fast 40.000 Rotarier besuchen die Atlanta-Convention. Eine großartige Anzahl an Menschen, die etwas bewegen wollen. Beim Plenum geht es gleich wieder um Projekte, Engagement und Ideen. Erwartet wird Golf-Ikone Jack Nicklaus.
12.6.2017, 17 Uhr
Mitten im Convention-Gewühl standen mir zum wiederholten Male ein paar deutsche Rotarier aus dem Distrikt 1841 gegenüber: Bettina Redl vom E-Club Bavaria International war und ist mit Freunden in Atlanta unterwegs. Im Gespräch stellte sich heraus, dass wohl kein anderer deutscher Club auf der Convention stärker vertreten ist. Darüber freute sich die Truppe so, dass gleich ein Erinnerungsfoto her musste. Zwar waren drei der nach Atlanta gereisten gerade anderswo unterwegs – das Gebäude des Georgia World Congress Center ist ungefähr 600 Meter lang. Dennoch, Foto musste sein.
12.6.2017, 15 Uhr
Workshops in allen Räumen des Georgia World Congress Centers – hat man zumindest den Eindruck. Erste Fernsehsender berichten über die Rotary Convention und den Kampf gegen Polio now. Wer immer an einem öffentlichen Platz vorbeikommt und die Bilder auf den Screens sieht, freut sich: Ich bin Teil dieser Aktion!
12.6.2017, 12.30 Uhr
Frauen hat er immer gleich auf seiner Seite. Doch diesmal hatte sich Schauspieler Ashton Kutcher vorgenommen, mehr als nur seine weiblichen Fans zu beglücken. Er wollte sich diesmal gegen moderne Sklaverei und Zwangsprostitution engagieren. Mit den Rotariern diskutierte er als Gründer von Thorn, einer Organisation, die sich als digitale Verteidiger und Kämpfer für die Freiheit von Kindern sieht, mit den Rotariern. Dass die Fans ständig Richtung Bühne stürmten, um Fotos und ein Lächeln des Stars zu erhaschen, konnten die Sicherheitskräfte nicht verhindern...
12.6.2017, 10 Uhr
Die offiziellen Gäste ließen sich bei der General Session in Atlanta kaum zählen. Und sie brachten Geschenke mit: in Form von Zusagen, die Polio-Kampagne der Rotarier zu unterstützen. "Danke an die Rotarier für die unglaublichen Fortschritte, die sie ermöglicht haben, auch an die Regierungen, die Polio-Helfer, Partner und Spender. Wir sind näher dran als jemals zuvor, Geschichte zu schreiben und diese Krankheit auszurotten", sate Chris Elias von der Bill & Melinda Gates Foundation und gleichzeitig Chair der GPEI- Initiative.
Polio-Event blinkten alle Armbänder
Bill Gates sprach zu den Rotariern, versuchte sie weiter zu motivieren, die Krankheit wirklich auszumerzen. Seinen Anteil daran gab er im Anschluss an die Hinweise auf die größten Spender bekannt: Kanada 75 Mio. Dollar, EU 55 Mio. Dollar, Vereinigte Arabische Emirate 30 Mio. Dollar, Australien 13,4 Mio. Dollar, Deutschland 11,2 Mio. Dollar, Italien 5 Mio. Dollar, Korea 4 Mio. Dollar. Dazu kommen Institutionen, die den Kampf gegen Polio ebenfalls unterstützen, wie Bloomberg oder auch anonyme Spender. Gates verdreifacht die Summe - wie bisher. Damit stehen insgesamt 450 Mio. Dollar zur Verfügung.
Großen Eindruck hinterließ Minda Dentler, die – obwohl an Polio erkrankt und von der Hüfte abwärts gelähmt – einen Ironman absolvierte und Teilnehmerin der Paralympics ist. Die junge Mutter erzählte sehr eindrücklich von ihrem Leben, aber auch von der Hilfe, die sie erhielt. Ihr Wunsch an die Rotarier: "Lasst nicht nach im Kampf gegen Polio. Wir sind sooo nah dran, die Krankheit auszurotten."
Die Summe für den Kampf gegen Polio summiert sich in den nächsten Jahren auf sagenhafte 1,2 Milliarden Dollar.
Die Rotarier wussten: Das haben sie mit angestoßen.