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Standpunkt zu Rotary-Engagement

Die richtige Richtung für RFPD

In der Rubrik "Standpunkt" schreiben Rotarier regelmäßig ihre Gedanken zu einem Thema der rotarischen Welt auf. Diesmal äußerst sich Paul-Werner von der Schulenburg über RFPD.

24.08.2013

Seit vielen Jahren ist für mich das Thema „Anstieg der Weltbevölkerung“ von zentralem Interesse. Als Landwirt kann ich mir die Folgen eines weiteren ungebremsten Anstiegs der Weltbevölkerung für Ressourcenverbrauch, Gesundheit, Bildung, Wohlstandsverteilung, Überleben unserer eigenen Kultur sehr gut vorstellen. Und dann als Rotarier auf diesem Gebiet untätig zu sein, könnte ich nur mit einem fundamentalen Desinteresse am Schicksal meiner Enkel begründen.

Deswegen engagierte ich mich – zuletzt bis 30. Juni im Vorstand der „Rotarian Action Group for Population and Development“ (RFPD) German Section e. V.


Was bewegte mich?

Es ist der exzessive Anstieg der Weltbevölkerung im letzten Jahrhundert. Er ist Besorgnis erregend. Man wundert sich, wie wenig er unser Denken und Handeln bestimmt.

Dazu einige Zahlen

  • Heute leben 6?% aller Menschen, die jemals diesen Globus bevölkerten.
  • Täglich kommen 204.000 Menschen netto hinzu, das sind in 6 Jahren so viele wie heute zwei Weltmächte gemeinsam Einwohner haben – die USA und Russland.
  • Jährlich sterben 370.000 Mütter wegen fehlender medizinischer Versorgung im Umfeld einer Geburt.
  • Unsere Welt duldet es, dass ein Mensch heute täglich zwischen 0,27? Euro und 35 Mio.?Euro verdient.
  • Heute leben in vielen Ländern 50?% der Menschen unter dem Lebensstandard ihrer Vorfahren vor 100 Jahren!

Das alles hält diese Welt nicht mehr lange aus. Wenn wir nichts tun, wird es für unsere Enkel zu massiven Rückschritten in der zivilisatorischen Welt kommen. Die Frage ist also, wie kann man Menschen davon überzeugen, aktiv zu werden, um eine solche Entwicklung zu verhindern?

Regierungen, Internationale Organisationen leisten teilweise beachtliche Hilfen, über deren Allokation zu Recht immer wieder gestritten wird – auch aus den Entwicklungsländern heraus!


Rotarys Antwort

Seit 1996 befasst sich innerhalb Rotarys die von drei Past Governors aus Deutschland, Nigeria und den USA gegründete„ Rotarian Action Group for Population and Development“ (RFPD) mit den Themen Weltbevölkerung, Familienplanung, Gesundheit von Mutter und Kind. Mit ca. 25.000 Mitgliedern in 60 Ländern, darunter 8000 in Deutschland, ist sie mittlerweile die größte Action Group innerhalb Rotarys und vertritt Themen höchster Bedeutung für eine lebenswerte Zukunft. RFPD versteht sich dabei nicht als eine Hilfsorganisation zur Linderung aktuellen menschlichen Leids, sondern als eine Organisation, die die Clubs und Distrikte in Projekten zum Themenumfeld „Weltbevölkerung“ unterstützt – mit Rat und finanziellen Mitteln.


Wieso aber konzentriert sich RFPD auf die Frauen?

In den letzten Jahren ist deutlich geworden, dass Frauen eine entscheidende Schaltstelle für wirtschaftlichen und sozialen Wandel sind – insbesondere auch in der Bevölkerungsfrage.

Deswegen unterstützt RFPD Projekte der Clubs und Distrikte u. a. mit folgenden Zielen:

  • Mädchen und Frauen bestimmen selbst die Zahl ihrer Kinder und den Zeitraum der Geburt
  • Mädchen und Frauen schaffen sich durch Bildung und Ausbildung die Voraussetzungen, um ein selbst bestimmtes Leben zu führen und ihre Kinder auch ernähren und ausbilden zu können.
  • Allen Menschen soll Familienplanung in ihrer ganzen Breite von sexueller Aufklärung und Verhütung, Gesundheit von Mutter und Kind, Bildung und Ausbildung verfügbar sein.

Aber alle Maßnahmen von RFPD müssen im Einklang mit den persönlichen, kulturellen und religiösen Vorstellungen und Gewohnheiten der betroffenen Menschen stehen. Sie erfolgen nur, wenn entsprechende Projekte der Clubs und Distrikte den Zuspruch der örtlichen politischen, religiösen und traditionellen Führer finden und wenn auf beiden Seiten Menschen, möglichst Rotarier, vertrauensvoll zusammenarbeiten.


Schlussfolgerung

Wenn unsere Generation das Problem des globalen Bevölkerungswachstums nicht löst, werden unsere Enkel hier in Europa in große Schwierigkeiten geraten. Deshalb: Wenn es nicht die reine Menschlichkeit und Nächstenliebe ist, die uns anspornt, dann sollte es wenigstens der Eigennutz im Sinne eines „einsichtsvollen Egoismus“ sein, denn wenn die Menschen in den übervölkerten Regionen, z.?B. in den Ländern südlich der Sahara, ihren dramatisch ansteigenden Bevölkerungszuwachs nicht abschwächen, werden sie die Not aus ihren Ländern in unsere Länder tragen, wird es Konflikte bis zu kriegerischen Auseinandersetzungen geben und dann einen Einwanderungstsunami, der Vieles von dem gefährden wird, was uns als Kultur lieb und teuer ist.

Ein kluger Mann hat einmal gesagt: Es kommt nicht darauf an, das zu sehen, was noch niemand gesehen hat, sondern neu zu denken, was noch niemand gedacht hat über das, was alle sehen. Lassen Sie uns neu nachdenken über das, was wir alle sehen. Natürlich kann Rotary die Reduzierung des Bevölkerungsanstiegs nicht alleine bewältigen, aber es könnte ein Vorbild sein für andere Organisationen. Die Netzwerke und Zugänge, die Mittel und Kräfte, die Menschen und Ideen, die Zeit und die Möglichkeiten, die Themen anzugehen und dann einen Beitrag zur Lösung dieses für unsere Kultur und unsere Enkel existentiellen Problems zu leisten, hätten wir mehr als genug. Nur: haben wir auch den Willen, etwas für unsere Enkel zu tun? Natürlich! Z.?B. regelmäßig die Website www.rfpd.de lesen, Mitglied bei RFPD werden, ein Projekt initiieren, sich selbst im Club oder im Distrikt als Beauftragte/r für RFPD engagieren etc. Eingangs stand die Frage: „RFPD, Quo vadis“, also umgangssprachlich „Wohin soll das noch führen?”. Ich glaube, in eine gute Zukunft für RFPD. Der zukünftige Vorsitzende von RFPD German Section e.?V., Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher (RC Ulm-Donaubrücke) wird neue Impulse entfalten, um das Potenzial von RFPD in Deutschland weiter auszubauen. Dafür wünsche ich ihm jedes Glück dieser übervölkerten Erde.