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Foto-Workshop

Knipsen – aber richtig!

Foto-Workshop - Knipsen – aber richtig!
Aktion im Bild festhalten - auch im Zoom-Workshop startete ein Versuch. © Verena Maria Amersbach

Die Krawatte schief, der Hintergrund ein dunkles Loch: Wie man’s beim Fotografieren besser nicht macht, erfuhren interessierte Amateure beim rotarischen Foto-Workshop, zu dem der Kommunikationsausschuss aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eingeladen hatte.

18.05.2023

Wenn es um Öffentlichkeitsarbeit und Außenwirkung geht, sind Fotos ein unverzichtbares Mittel. Sie transportieren Emotionen, bilden Geleistetes ab und geben Projekten ein Gesicht. Dass ein Bild mehr wert sein kann als tausend Worte, kommt nicht von Ungefähr: Oft reicht ein einziges Foto aus, um eine Geschichte zu erzählen. Fotos erregen Aufmerksamkeit, sind «Hingucker». Und sie wirken unmittelbar auf unser Bewusstsein.

Soweit die Theorie. Denn seien wir ehrlich: Was bei unseren rotarischen Events geknipst wird, ist oft wenig erfreulich. Da werden Füße abgeschnitten, Haare stehen zu Berge und manchmal kaut sogar jemand. Im Hintergrund flackern Lampen, die Gesichter sind dunkel, ein Kellner huscht durchs Bild. Besonders gruselig wird es, wenn gleich mehrere Personen abgebildet werden sollen. Dann schlägt die Stunde der "Orgelpfeifenfotos", auf denen zehn, zwölf Menschen dicht aneinandergedrängt Aufstellung nehmen, damit ja auch jeder aufs Bild passt. Von den Scheckübergabeszenen, bei denen drei Herren im dunklen Anzug ein großes Papier in die Kamera recken, ganz zu schweigen. Und unter uns: Wer kennt heute noch Schecks? Und vor allem: Wer will das sehen?

Klar, wir dürfen einen Aspekt nicht vergessen: Der Bericht im rotarischen Magazin, auf der deutschlandweiten oder Club-Webseite ist nicht selten auch eine Art Lohn. Man hat monate-, ja jahrelang Zeit, Geld und Nerven in ein Projekt investiert. Sich jetzt, nach glücklichem Ausgang desselben, im Magazin zu sehen, entschädigt irgendwie. Doch warum machen wir es dann nicht gleich richtig? Warum verzichten wir nicht auf die sperrigen Schecks und bringen stattdessen ein wenig Leben ins Bild? Schliesslich sind wir doch alle "People of Action".

Genau solche Überlegungen kamen beim Foto-Workshop zur Sprache. Das Organisationsteam um RPIC Bernd Meidel hatte zwei ausgewiesene Experten als Referenten gewinnen können: Auf dem (virtuellen) Podium saß neben Sascha Haas vom RC Künzelsau-Öhringen auch André Springer (RC Zurich Plus) aus der Schweiz. Letzterer ist nicht nur offizieller rotarischer Fotograf im Distrikt 2000, sondern hatte auch beruflich schon fast alles vor der Linse, was Rang und Namen hat. Nicht zuletzt war er gleich fünfmal mit den Rolling Stones auf Tournee. Springer erklärte den Teilnehmern nicht nur, was ein gutes Bild ausmacht, sondern ermunterte sie, entschlossen aufzutreten: "Neben der Kamera muss man als Fotograf auch das Heft in die Hand nehmen." Was damit gemeint ist: sich Zeit nehmen, sich eine geeignete Kulisse aussuchen, alles Störende (leere Flaschen, Stühle etc.) eliminieren und dann den Ton angeben. "Wenn man vermeiden will, dass die Personen auf dem Bild alle in unterschiedliche Richtungen schauen, dann muss man die Situation aktiv moderieren", sagte Springer. "Ich lasse immer erst alle anderen fotografieren. Wenn ich dann aber an der Reihe bin, dann geht es nach meinen Regeln. Soll heißen: Wenn ich am Zug bin, dann wird in meine Kamera geschaut", plauderte Springer aus dem Nähkästchen, und schob gleich hinterher: "Das hat nichts mit Wichtigtuerei zu tun, sondern ist pragmatisch. Bei einem Orchester ist es der Dirigent, der den Ton angibt; beim Fotografieren ist es der Fotograf." André Springers Credo: "Meist liegt es nicht am technischen Equipment, wenn Fotos nichts werden. Wenn man ein bisschen Sorgfalt walten lässt, wenn man ruhig ans Werk geht, die Kulisse mit Bedacht auswählt und die Personen sanft dirigiert, dann lässt sich auch mit einem iPhone ein ordentliches Foto schiessen."

Wie man Letzteres am besten an die rotarischen Redaktionen zur Weiterverarbeitung schickt, wurde ebenfalls geklärt. Man sollte die Bilder keinesfalls in Worddokumente integrieren, man sollte immer eine kurze Bildbeschreibung und den Namen des Fotografen mitliefern, und man sollte das Foto in möglichst hoher Auflösung senden, waren sich die Fachleute einig. Dateien mit wenigen Kilobyte taugten oft nicht einmal im Briefmarkenformat für den Druck.

Nicht fehlen durfte in einem Workshop wie diesem auch das Thema "Rechte". Mitglieder der rotarischen Familie haben erfahrungsgemäß nichts dagegen, wenn ihr Foto im Rotary Magazin oder auf den sozialen Kanälen auftaucht. Spätestens wenn Außenstehende oder gar Kinder abgebildet werden, sollte man jedoch vorsichtig sein. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, lässt sich im Vorfeld von den Anwesenden quittieren, dass sie mit der Veröffentlichung von Fotos einverstanden sind. Entsprechende Einverständniserklärungen schützen vor leidigen Diskussionen im Nachgang.

Die Teilnehmer des Workshops – rund 100 hatten sich eingeloggt – lauschten dem Vortrag mit großem Interesse, stellten spannende Fragen und führten in den Break-out-Sessions angeregte Diskussionen. Eine Teilnahmegebühr war von den Veranstaltern nicht erhoben worden; es wurde jedoch um Spenden für die Rotaract Sozialaktion "Menstruaction" gebeten. Etwa 1000 Franken (über 1000 Euro) kamen dabei zusammen.

Nach dem großen Erfolg des Foto-Workshops wappnet sich Workshop-Organisatorin Ulrike Vogt und das Kommunikationsteam für die deutschsprachigen Länder bereits für die Fortsetzung. Zum jetzigen Zeitpunkt geplant sind Workshops zu den Themen "Die Marke Rotary" (18.11.2023), "Action Day der rotarischen Familie" (27.01.2024) und "Rotarische Medien" (27.04.2024). Die Details folgen. RPIC Bernd Meidel und sein Team freuen sich auf rege Teilnahme.

Verena Maria Amersbach