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Tagebuch

Taipeh 2026 im Blick

Tagebuch - Taipeh 2026 im Blick
Gelandet – und der Shuttle-Fahrer steht bereit. © Florian Quanz (sieben Fotos)

Die RI-Convention 2026 wirft ihre Schatten voraus. Unser Redakteur Florian Quanz ist für knapp zwei Wochen vor Ort und erkundet Taiwan.

16.10.2025

Florian Quanz wirft nicht nur einen Blick auf die Convention-Vorbereitungen und trifft das Vorbereitungs-Komitee, er wird auch an einer Jubiläumsfeier des Rotary Clubs Taipeh teilnehmen. Anlass der Reise ist eine Clubfreundschaft zwischen seinem Club, dem RC Hamburg-International, und dem RC Taipeh. Lesen Sie hier sein Tagebuch.


Tag 4: Mein Name ist Bond, James Bond

Ich bin sprachlos. Wer mich kennt, weiß, das passiert selten. Ich erlebe eine Charterfeier, die so perfekt organisiert war, wie noch keine Rotary Veranstaltung zuvor, an die ich mich erinnern kann. Ein so klug durchdachtes und zeitlich perfekt abgestimmtes Konzept ist mir in der rotarischen Welt nie zuvor begegnet. Die Krönung im positiven Sinne, all das ist getragen von einer unbeschreiblichen Gastfreundlichkeit und dem Gefühl, dass eine große Familie zusammenkommt. In diesem Fall war das tatsächlich so, denn bei der Charterfeier sind noch einmal mehr Clubs anwesend als beim Welcome Dinner den Abend zuvor. Mit anderen Worten: der Rotary Club of Taipei bringt die Welt zusammen. Die Charterfeier zum 77-jährigen Bestehen ist im wahrsten Sinne des Wortes eine kleine Konvention.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, wenn es darum geht das Programm und den Ablauf dieser Charterfeier zu beschreiben. Das große Motto des Abends war Casino Royale. Für mich persönlich der beste James Bond Film mit Daniel Craig in der Rolle des britischen Geheimdienstagenten. Und ja, für alle Nerds von James Bond, ich weiß, dass es zuvor schon einmal einen James Bond Film mit dem Namen Casino Royale gab. Dieses Motto, resultierend aus den 77 Jahren und der Zahl 007, das Agentenkürzel von James Bond, greift der Club immer wieder sehr gekonnt und elegant während der Charterfeier auf. Diese beginnt damit, dass tatsächlich der aktuelle Club-Präsident in einer schauspielerischen Einlage mit weiteren Clubfreunden eine James Bond Szene zum Besten gibt, inklusive Schusswechsel. Zudsem waren an diesem Abend immer wieder auch James-Bond-Songs zu hören, so etwa Writtings on the Wall, im Original gesungen von Sam Smith, heute auf der Bühne perfekt vorgetragen von einer Opernsängerin, und später erklingt an Klavier und Bass das Lied Skyfall, für den gleichnamigen Film gesungen von Adele.

Taipeh, Charterfeier
Auch ein musikalischer Willkommensgruß durfte nicht fehlen. ©Florian Quanz

Über das Essen möchte ich nicht viele Worte verlieren, da haben die Freundinnen und Freunde des Rotary Clubs of Taipei bereits am Abend zuvor bewiesen, dass sie sich dort auf 5-Sterne-Niveau bewegen. Beeindruckender für mich war, wie Sie die Freundschaft zu anderen Rotary Clubs pflegen, und den anderen anwesenden Clubs die Ehre erweisen und so deutlich machen, wie sehr sie sich über die Freundschaft und den Besuch freuen. So gab es zum Beispiel eine Flaggenparade mit den Flaggen der Länder, die in Form von Rotary Clubs vertreten waren, die deutsche Flagge wurde dabei zuerst hereingetragen. Jeder Gast-Club wurde persönlich begrüßt und so allen anderen Gästen vorgestellt. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes Freundschaft, wie sie auf rotarischer Ebene gelebt werden sollte. Für meine Clubfreundin und Freunde und mich, ich denke da darf ich auch für alle anderen Mitgereisten sprechen, hat sich noch einmal gezeigt, wie gut die Entscheidung war eine offizielle Freundschaft mit dem Rotary Club of Taipei einzugehen.

Sollte in unserem Club mal wieder eine Charterfeier anstehen, können wir sicherlich die ein oder andere gelungene Idee aufgreifen. In einem Fall bin ich allerdings skeptisch: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es uns gelingt, mehrere Clubfreunde für einen Club-Chor zu begeistern, der dann für die Gäste auftritt und singt. Die Lighters, so der Name des Chores des Rotary Club of Taipei begeisterte nicht nur mit einem rotarischen Willkommenslied, sondern sang mit allen Gästen auch den weltbekannten Klassiker What a wonderful world. Eine persönliche Freude war das Selfie mit RI Past Präsidident Gary C. H. Huang. Ich sammle Selfies mit RI Präsidenten. Nach Holger Knaack, Gordon McInally und Stephanie Urchik kann ich nun auch hinter den Namen Gary C. K. Huang einen Haken setzen.


Tag 3: Familientreffen

Mein erstes Hotel-Frühstück in Taipeh: Auf der einen Seite hat es meine Erwartungen erfüllt, auf der anderen Seite überrascht. Ich hatte mit  einem typischen britischen Frühstück gerechnet: Ham und Eggs. Nicht dagegen mit warmer asiatischer Küche – unter anderem Chicken Wings und warmer Reis sowie weitere Köstlichkeiten. Das Angebot lässt keine Wünsche übrig. Lediglich der Kaffee könnte besser schmecken. Aber Taiwan ist eben Teeland.

Die Erwartungen in unserer Reisegruppe an die kommenden Tage , die sich im Frühstücksraum trifft, sind groß. Aber ich sollte besser nicht von nicht Erwartung sprechen, sondern von Vorfreude.

Auch ein bisschen Neugierde liegt in der Luft, denn zuallererst zeigt uns Michael Meissner, Pastpräsident vom RC Hamburg-International, womit er in Taiwan Geld verdient. Er macht greifbar, in welchen Segmenten seine Firmengruppe unterwegs ist: Sicherheitstechnik, in denen Michael und seine Frau Candice, gebürtige Taiwanesin, tätig sind. 

Daneben erfahren wir zum Beispiel, dass man in Taiwan immer nur auf der zum Bürgersteig zugewandten Seite des Autos aussteigen sollte. Alles andere ist hier lebensgefährlich bei der Dichte an Motorrollern, die auf den Straßen unterwegs sind. Wir bekommen zudem eine Karte für das Metrosystem, mit der wir digital, wenn sie mit Geldbeträgen aufgeladen ist, die Metro und vieles mehr bezahlen können.

Am Abend das erste Zusammentreffen mit einem einheimischen Rotary Club: Die rotarischen Freundinnen und Freunde des Rotary Clubs of Taipei (der älteste in Taiwan) haben uns und weitere Klubs aus dem Ausland zu einem Welcome Dinner eingeladen. 

Was wir an diesem Abend erleben, könnte man als kleinen Vorgeschmack auf die Rotary International Convention bezeichnen, die im kommenden Jahr hier stattfinden wird. An insgesamt vier großen Tischen sind rotarische Freundinnen und Freunde aus Malaysia, aus Hongkong, aus Hawaii und sogar aus der Volksrepublik China, genauer gesagt Shanghai, vertreten. Zudem lerne ich die Botschafterin Belizes kennen, mit der ich mich angeregt unterhalte, die in ihrer Heimat ebenfalls Rotarierin ist. Die Stimmung  ist bestens, man kommt ins Gespräch und knüpft Kontakte. Die Clubs stellen sich kurz vor, zusätzlich gibt es Eindrücke von Projekten und dem rotarischen Engagement vor Ort. Für den RC Hamburg-International überreicht Michael Meissner Gastgeschenke des Clubs, unter anderem eine 3-Liter-Flasche Whiskey mit einem Logo, das die beiden Skylines von Hamburg und Taipeh vereint.

Taiwan
Gastgeschenke: Der Präsident des RC Taipei ist sichtlich beeindruckt.

Es zeigt sich schnell: Es ist wie ein großes Familientreffen, zumal einzelne Clubs miteinander bereits Global Grants initiiert haben und auf gemeinsame Erfolge anstoßen können. Am nächsten Tag werden wir uns wieder treffen. Denn dann findet die Charterfeier zum 77-jährigen Bestehen des Rotary Clubs of Taipei statt. 


Tag 2: Erster Eindruck von Taipeh

Petra Niemann-Heßler, Elmar Zöpf und ich nehmen in einem geräumigen Kleinbus Platz. Begeistert spielen wir mit der Technik an Bord. Wie ein kleines Kind drücke ich die verschiedenen Knöpfe, um Jalousien, Frischluft etc. zu steuern. Das lenkt mich leider von der Umgebung ab, die erste Eindrücke von Taiwan verspricht: unzählige Hochhäuser und dahinter eine Gebirgskette. Die Insel besteht zu zwei Dritteln aus Gebirge, 268 Berge sind über 3000 Meter hoch.

Im Hotel Miramar Garden werden wir gut eine Woche residieren.

Im Hotel angekommen wird uns bewusst: Es ist acht Uhr morgens und die Zimmer werden erst ab 15 Uhr freigegeben. So werden die Koffer sicher verstaut, Getränke in den Kühlschrank gestellt. Dann begeben wir uns auf Erkundungstour. Petra hat einen Stadtplan an der Rezeption bekommen, Elmar orientiert sich per Google Maps. Nach zehn Minuten entdeckt Petra ein Reklameschild für einen Friseur. "Schau mal Elmar, dort kannst du dir die Haare schneiden lassen“, erklärt sie. Offenbar kein Scherz, denn die beiden steuern zielbewusst den Laden an.

Wenig später begrüßt uns eine ältere Dame in einem kleinen Friseursalon. Sie kann kein Englisch, wir kein Mandarin. Doch es gelingt Elmar und Petra, sich mit Gesten so zu verständigen. Wenig später sitzt Elmar frisch gestylt vor uns. Eine kleine Rücken- und Nackenmassage gibt es sogar noch obendrauf. Dafür zahlt Elmar lediglich 150 Taiwan-Dollar, das sind umgerechnet 4,18 Euro.

Die weitere Erkundungstour führt uns durch eine kleine Shopping-Mall mit mehreren Essens- und Getränkeständen samt Supermarkt. Drei Straßen weiter werden wir an einem kleinen Straßenladen fündig. Essen, das sprichwörtlich an jeder Straßenecke frisch zubereitet wird, gibt es in Taipeh wie Sand am Meer. Wir bestellen einen Teller mit Nudeln und drei Eistee und sitzen auf dem Bürgersteig. Die Nudeln sind vorzüglich und auch der Eistee überzeugt. In Sachen Essen hat Taiwan schon einmal gut gepunktet. Anschließend laufen wir zurück zum Hotel – draußen sind es inzwischen 25 Grad, später werden es 32 Grad sein. Ich bin vom nasskalten Hamburger Wetter mit seinen 14 Grad nochmal in den Sommer eingetaucht...

Ich klappe meinen Laptop auf und arbeite von Taiwan aus an der November-Ausgabe des Rotary Magazins weiter mit. Die Zeitverschiebung, Taiwan ist sechs Stunden voraus, macht es mir möglich zu arbeiten, während meine Kollegen noch schlafen oder am Frühstückstisch sitzen. Nach zwei Stunden bekommen wir die Zimmerkarte. Die Zeit bis 18 Uhr – dann treffen wir uns alle in der Lobby für ein gemeinsames Abendessen – möchte ich nutzen und ein wenig Schlaf nachholen. 

Beim Treffen sind wir zu sechst. Zwei rotarische Freundinnen werden später noch dazustoßen, drei weitere Freunde später anreisen. Michael Meissner, mein Past-Präsident und Gastgeber sowie Organisator der Reise ist nun auch da. An den vergangenen Clubmeetings hatte er immer hybrid aus Taiwan teilgenommen. In einem Restaurant nur 300 Meter weiter genießen Petra, Elmar und ich ein zweites Mal die gute Küche Taiwans und tauschen uns aus.


Tag 1: Anreise

Selbst die üblichen Zugverspätungen können mich nicht stoppen und ich bin rechtzeitig am Airport Frankfurt für den Flug nach Taiwan, wo ich eine einmalige Gelegenheit nutzen werde, ein gutes halbes Jahr vor der RI-Covention Land und Leute kennenzulernen. Und ich bin nicht allein: Petra Niemann-Heßler und Elmar Zöpf, beide Past-Governor (D1890 und D1950), sind auch dabei. 

Es wird meine erste Reise nach Taiwan sein, bislang kenne ich nur die Volksrepublik China und Nordkorea in Asien. Die Aufregung steigt mit jeder Stunde. Doch nach der Landung heißt es zunächst einmal warten. Die Schlange bei der Passkontrolle ist lang. Sehr lang. Wir nutzen die Gelegenheit und besprechen ein paar Programmpunkte der kommenden Tage.

Die Kontrolle verläuft reibungslos, das Gepäck ist wenig später auch auf dem Förderband. Und in der Wartehalle steht bereits ein freundlich lächelnder Mann mit einem Rotary-Schild in der Hand. Das ist unser Fahrer. Michael Meissner, Past-Präsident des RC Hamburg-International, und Initator der Reise, hat alles bestens organisiert. Nun startet das Abenteuer Taiwan!