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Im Fokus

Wurzeln geschlagen

Im Fokus - Wurzeln geschlagen
Beispiel für Engagement und Freude im Einsatz: Kids Camps sind etablierte und beliebte Events von Rotaractern für Kinder © Urlaubskinder e.V.

Im März 1968 wurde an der Universität von North Carolina/USA der weltweit erste Rotaract Club gegründet. Ein halbes Jahrhundert später ist Rotarys Jugendorganisation ein kaum noch wegzudenkender Pfeiler unserer Organisation.

Katharina Storck01.03.2018

Januar 1968: Der Präsident von Rotary International, Luther Hodges, ruft weltweit alle Rotary Clubs dazu auf, junge Menschen mit dem Willen, einen Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten, in einer Organisation zu vereinigen und zu fördern. Das Projekt trägt den Namen Rotaract – „Rotary in Action“. Das Konzept damals: Schüler und Studenten im Alter von 17 bis 25 Jahren sollen sich zweimal im Monat treffen und mindestens drei Projekte im Jahr durchführen, die ihre berufliche Weiterentwicklung vorantreiben, der Gesellschaft dienen und die internationale Verständigung fördern. Die Entscheidung, die Clubs für beide Geschlechter öffnen zu können, ist, im Vergleich zur Struktur bei Rotary, damals revolutionär. Binnen weniger Wochen werden die ersten Clubs offiziell registriert.


Warum Rotaract?

Susanna Naumann, 24, Rotaract Club Kassel
„Ich war 2010/2011 mit dem Rotary Youth Exchange Programme für ein Jahr in Mexiko. Danach wollte ich den Rotary Spirit nie mehr vermissen und bin Rotex und schließlich Rotaract beigetreten. Für mich bedeutet Rotaract, eine weltweite Familie zu haben und Freunde, die alle dasselbe Ziel verfolgen.“


Ein Land – ein Baum 
Mit der Gründung des weltweit ersten Rotaract Clubs am 13. März 1968 an der Universität von North Carolina in Charlotte, USA, wird der „Steckling“ gepflanzt, dessen Wurzeln sich schnell über den gesamten Kontinent ausweiten. Das erste Sozialprojekt des Clubs damals: Für jedes Land, in dem Rotaract Wurzeln schlägt, pflanzt er einen Baum auf dem Universitätsgelände. Ende '68 gibt es bereits 138 Rotaract Clubs in 26 Ländern. Die Idee findet im selben Jahr auch in Deutschland Anklang. Die ersten Rotaracter und somit die Pioniere werden in Homburg (Saar) aktiv. Dem RI-Büro in Zürich liegt eine interne Liste mit den Rotaract Clubs vor, die als erste in einem Land gegründet wurden. Darin findet sich der Hinweis, dass der Rotaract Club Homburg/Saar wohl am 23. Dezember 1968 gegründet und am 21.September 1971 wieder geschlossen worden sein soll.

Auch in Marburg wird das Konzept bald zum Thema. Dem Beschluss zur Gründung im Herbst 1969 folgt im April 1971 die offizielle Aufnahme bei Rotary International. Eine kleine Delegation aus Homburg ist bei der Gründungsfeier des Rotaract Clubs in Marburg dabei, der, auch heute noch existent, als ältester aktiver Club in Deutschland gilt. Es folgen in den Jahren darauf Rotaract Clubs in Mainz, Gießen und Trier. Um die Entwicklung zu beschleunigen und Rotaract in Deutschland zu verbreiten wird 1978 eine zentrale Anlauf- und Informationsstelle eingerichtet. Jene wird 1989 von dem Deutschlandausschuss und sodann durch das Rotaract Deutschland Komitee (RDK) 2004 abgelöst. Bei der Recherche nach den Motiven der Gründung der Jugendorganisation wird schnell deutlich, dass nicht nur eine Generationslücke zwischen Interact und Rotary geschlossen werden sollte.

Für Schüler, die sich seit 1962 während der High-School bei Interact engagierten, wurde der Ruf nach einem Folgeangebot auf dem College immer lauter. Zeitgleich sah sich Rotary jedoch auch in der Verantwortung, auf die politischen Bewegungen der 68er zu reagieren. Der durch studentische Proteste und Belagerungen hervortretende Aktionismus junger Menschen sollte in positive Aktionen für die Gesellschaft gelenkt werden, die Ideale von Rotary verbreitet und aktiv gelebt werden. Mit den von Rotary im Jahr 1972 etablierten RYLA-Seminaren (Rotary Youth Leadership Award) werden weltweit erfolgreich Führungs-Kompetenzen vermittelt, die sie darin fördern, tragende Rollen in der Gesellschaft zu spielen.

Ein Clubleben ohne Internet

Kaum noch vorstellbar für die aktuelle Generation von Rotaractern ist es, wie eine Organisation länderübergreifend arbeiten und wachsen konnte, ohne dabei Gebrauch von der aktuellen Bandbreite technischer Hilfsmittel machen zu können. Aktuelle Vertreter des Rotaract Clubs Marburg erhielten bei den Recherchen zur Gründungsgeschichte Einblicke in gesammelte Unterlagen der Gründungsmitglieder Horst Piringer und Prof. Dr. Reimund Seidelmann. Handschriftliche Protokolle, Briefverkehr mit dem befreundeten Kontakt-Club aus Aix-en-Provence in Frankreich, ausgeschnittene Zeitungsartikel und vieles mehr ließen sie bei einem Treffen im Januar dieses Jahres in die damalige Zeit eintauchen.


Warum Rotaract?

Lukas Rokosch, 21, Rotaract Club München Bavaria
„Zu Rotaract kam ich über einen Kommilitonen meines Mitbewohners. Oft erzählte er von interessanten Vorträgen, bereichernden Sozialaktionen oder dem Spaß mit anderen Mitgliedern seines Clubs. Schnell besuchte ich mein erstes Meeting. Meine neuen rotaractischen Freunde sind mir eine willkommene Abwechslung zum eintönigen Alltag an der Universität.“


„Besonders interessant war es, mehr über die Kommunikationswege von damals zu erfahren. Entgegen der heutigen Geschwindigkeit, in der wir den Austausch miteinander pflegen, bestand vor allem für die Teilnahme am Meeting eine viel höhere Verbindlichkeit, um auf dem aktuellen Stand zu sein“, so schilderte Cara Dielmann vom RAC Marburg ihre Eindrücke. Beeindruckend empfand sie zudem, dass zwischen den damals aktiven Mitgliedern noch heute sehr enge Kontakte und Freundschaften bestehen.

Prägend für jene seien vor allem die vielen gemeinsamen Reisen unter anderem nach Lissabon und Aix-en-Provence gewesen, die sie mit dem Club unternahmen. Eine große Herausforderung für Rotaract ist es, diese „Schätze“ zu bewahren, die Vergangenheit aktiv aufzuarbeiten und Materialien zu digitalisieren. Damit die Geschichte nicht nur als eine Ansammlung einzelner Fragmente, sondern als ausführliche Erfolgsgeschichte dokumentiert werden kann, sind alle ehemaligen Rotaracter und unterstützenden Rotarier der Patenclubs dazu aufgerufen, ihre Erfahrungsschätze und Materialien mit Rotaract zu teilen. Was geschah in den Jahren von 1968 bis heute? Welche Meilensteine sind besonders wichtig? Lassen Sie die Geschichte in diesem Jahr gemeinsam mit uns aufleben!

Seit Anbeginn haben die Rotaract Clubs gezeigt, dass sie eine innovative und treibende Kraft in der Gesellschaft sind. Weltweit engagieren sich aktuell über 290.000 junge Menschen für den guten Zweck. Rotaract, was einst als „Community Service Project” von Rotary startete, hat sich laut Barry Rassin, RI-Präsident elect 2018/19, zu einer „Geheimwaffe“ und dem „Motor des Wandels“ in der rotarischen Familie entwickelt. Diese Äußerung
traf er im Dezember 2017 während einer internationalen Podiumsdiskussion von Rotaract. Insbesondere der Aktivismus und die damit einhergehende Vielfalt der Projekte zeichne Rotaract aus.


Warum Rotaract?

Korbinian König, 25, Rotaract Club Weiden
„Der RAC Weiden traf sich zu einem Plaudermeeting bei uns im Kloster Speinshart und ich durfte den Club durch unser Haus führen. Von den Initiativen und der Idee hinter Rotaract sehr angetan, besuchte ich den Club beim nächsten Meeting und wurde dort sehr herzlich begrüßt und ich fühlte mich sehr wohl in der Runde. Besonders begeistert mich, dass sich so viele junge Erwachsene für in Not geratene Menschen engagieren und versuchen, so die Welt ein Stück besser zu machen.“


Lernen, Helfen, Feiern

In Deutschland macht Rotaract mit aktuell über 4.100 Mitgliedern zwischen 18-30 Jahren tagtäglich einen Unterschied. Die derzeit bekanntesten Projekte sind dabei sicherlich die „Kauf-Eins-Mehr-Aktion“ und das „KidsCamp“. Jährlich werden deutschlandweit mehr als 6.500 Kisten mit Lebensmitteln und Schul- oder Hygieneartikeln für die lokalen Tafeln gesammelt und mit den Zeltlagern mehr als 750 Kindern aus sozial benachteiligten Familien Urlaub geschenkt. Gemeinsame Projekte mit Rotary wie etwa Beiträge zu „PolioPlus“, „Shelterbox“ und „Plant for the planet“ bilden überdies einen festen Bestandteil im Programm der 189 Clubs in Deutschland.

Rotaract macht mit ihnen nicht nur den Deckel drauf und packt dort an, wo Hilfe benötigt wird, sondern setzt mit immer neuen Ideen auch neue Akzente, die verwurzelt werden in unserer Gesellschaft. Ein Blick auf einzelne Clubs und ihre Projekte lohnt sich – dem Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt. „Was möchte ich tun, bevor ich sterbe?“ - Auch emotional ergreifende und sensible Themen wie das Thema Krankheit und Tod gehören zum Leben und somit auch bei Rotaract dazu.


Warum Rotaract?

Markus Keh, 27 Rotaract Club Konstanz-Kreuzlingen
„Als ich vor einer Sporthalle stand und Badminton spiele wollte, traf ich auf die Mitglieder des RAC Konstanz-Kreuzlingen, die wegen der Charterfeier in der Sporthalle übernachteten. Zwei Wochen später war das erste Meeting, dem ich als Gast beiwohnen durfte. Das typische 'über den Tellerrand schauen' bei den Meetings bereichert mich sehr, besonders bemerkenswert ist auch die Hilfsbereitschaft und Hingabe während der Kidscamps.“


Mit der diesjährigen Bundessozialaktion „1 Million Menschenleben“ soll auf die deutsche Hospizarbeit aufmerksam gemacht werden. Mittels Informationsveranstaltungen und Spendenaktionen soll so auf die Leistungen der oftmals ehrenamtlichen Helfer hingewiesen und notwendige Anschaffungen ermöglicht werden. Das Ziel: ein würdevolles Leben bis zum letzten Atemzug. Das Rotaract Deutschland Komitee (RDK), bestehend aus RDK-Vorsitzendem, seinen Beisitzern, sieben Ressorts und 15 Distriktteams sowie dem Beauftragten des Deutschen Governorrates, ist das Informationsgremium und Serviceanbieter für alle deutschen Rotaract Clubs.

In vier Arbeitstagungen pro Jahr werden die Grundlagen geschaffen, um die Strukturen der Jugendorganisation stetig weiter zu entwickeln. Ein besonderer Meilenstein, technische Innovation und großartige Erleichterung in der Arbeit wurde mit der Etablierung der Plattform „meinRotaract“ durch das Ressort IT in 2010 erreicht. Ein Service, der auf internationaler Ebene große Anerkennung erhält. Als Vorzeige-Veranstaltung und Event von besonders hoher Professionalität ist zudem das höchste beschlussfassende Gremium von Rotaract Deutschland, die jährliche Deutschlandkonferenz (DeuKo) zu erwähnen.


Warum Rotaract?

Lorenz Kersten, 19 Rotaract Club Mannheim
„Ich bin über meinen Vater, der mich über die Charterfeier des Mannheimer Rotaract Clubs informiert hat, zu Rotaract gekommen. Die nette Aufnahme hat mich dann wirklich an dem Club interessiert. Als ich mich genauer mit dem Club beschäftigt habe, wusste ich, dass ich Mitglied werden wollte."


Bei Abstimmungen über Anträge aus Ausschüssen, Workshops und aus dem Plenum sowie bei den Wahlen der Beauftragten des Rotaract Deutschland Komitees soll der Informations- und Gedankenaustausch untereinander gefördert und die Organisation weiterentwickelt werden. Die Konferenz, welche seit nun mehr 30 Jahren stets von einzelnen Rotaract Clubs organisiert wird, besticht mit einer Welcome-Party sowie Galaball zusätzlich durch ein attraktives Rahmenprogramm. Mit rund 1.200 Teilnehmern ist die DeuKo 2018 in Köln europaweit das größte Event innerhalb der rotarischen Familie.

Erfolg gemeinsam feiern

Seit 1992 wird jährlich die World Rotaract Week in der Woche des 13. März gefeiert. Rotaracter rund um den Globus verteilt gedenken gemeinsam der Gründung des ersten Clubs und nutzen die Woche, um über ihre Aktivitäten zu informieren, um Mitglieder zu werben und den Kontakt zu Rotary zu intensivieren. In diesem Jahr kommt diesem Ereignis eine ganz besondere Bedeutung zu. Um 50 Jahre Rotaract auch in Deutschland zu feiern, lädt der Rotaract Club Marburg die Mitglieder der rotarischen Familie herzlich dazu ein, an der Jubiläumsfeier im Sommer teilzunehmen. Vom 10.–12. August 2018 möchten die Rotaracter gemeinsam ein Wochenende mit vielfältigem Programm mit Ihnen verbringen. Nicht nur, um auf die letzten 50 Jahre zurückzublicken, sondern auch um gemeinsam in die Zukunft zu schauen.


Warum Rotaract?

Andreea Nicolae, 21 Rotaract Club Dortmund
„Was mich an Rotaract sehr begeistert, ist, dass sich Jugendliche aus verschiedenen Berufsbereichen mit unterschiedlichen Interessen treffen, um Projekte zu organisieren, Vorträge zu halten und Aktionen zu planen. Außerdem ist es die Möglichkeit, an internationalen Events teilzunehmen und Rotaracter aus der ganzen Welt zu treffen.“


Die Zukunft gestalten

RI President elect Rassin nannte als Ziele für sein Präsidentschaftsjahr, die Anzahl der Rotaract Clubs weltweit zu verdoppeln. Er betonte zudem, dass mehr Rotary Clubs benötigt würden, die den Bedürfnissen junger Berufstätiger entsprechen, um ihnen so einen Übergang in der rotarischen Familie zu ermöglichen. Von beiden Organisationen wünscht er sich eine höhere Aktivität in sozialen Medien. Als „People of Action“ sollen wir uns in das Bewusstsein der Menschen rufen.

Die 50-jährige Erfolgsstory endet an dieser Stelle nicht, sie geht weiter. Für das rotarische Jahr 2018/19 möchte ich Sie aufrufen, Rotaract als Inspiration zu sehen. Gehen Sie einen Schritt auf den Nachwuchs zu, planen Sie gemeinsam Projekte. Ihre Erfahrungswerte und unser Tatendrang lassen uns gemeinsam den Unterschied machen.


Termine zum Jubiläum

DeuKo in Köln
20.-22. April 2018

Rotaract Preconvention in Toronto
22.-23. Juni 2018

Jubiläumsfeier Marburg
10.-12. August 2018


+ UNTERLAGEN GESUCHT
Die Rotaracter freuen sich über Dokumente und andere Materialien, insbesondere Fotos und Erfahrungsberichte von Rotaractern seit 1968, die zur Digitalisierung und Aufarbeitung ihrer Geschichte beitragen.
Kontaktaufnahme per E-Mail an: geschichte@rotaract.de

Katharina Storck

Katharina Storck (RAC Bad Hersfeld-Rotenburg) war 2018 Beauftragte für 50 Jahre Rotaract im Rotaract Deutschland Komitee (RDK).

rotaract.de