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Bad Soden/Königstein

Deutschsommer im Trommelwirbel

Bad Soden/Königstein - Deutschsommer im Trommelwirbel
Von links nach rechts: Iha, 9 Jahre, Indien; Yara, 9 Jahre, Syrien; Bohao und Yutao, beide 9 Jahre, China © Rotary Club Bad Soden-Königstein

Bereits zum zweiten Mal veranstaltete der Rotary Club Bad Soden-Königstein einen Deutschsommer an der Grundschule in Oberursel.

14.08.2022

Beim Deutschsommer geht es darum, die Sprachkompetenz in Deutsch von Kindern in der Regel aus den dritten Grundschulklassen in einem dreiwöchigen Intensivkurs in den Sommerferien zu fördern. Den Nutzen haben in erster Linie Kinder mit migrantischem Hintergrund, aus geflüchteten, Zuwanderer- oder internationalen Gastfamilien. Die Teilnahme wird über die Ansprache der Eltern durch die Klassenlehrer organisiert. Der Kurs hat viele Module: Es beginnt mit dem Kennenlernen und Sich-Vorstellen. Tägliches Vorlesen, Lesen, Nachsprechen, spielerisches Umsetzen, Rollenspiele sind feste Bestandteile. Grammatik, Betonung, Ausdruck, Bewegung, Körpersprache sind schon die anspruchsvolleren Teile. Sich verstehen und sich verständlich machen, und zwar nicht nur über die Sprache, sondern über die Wirkung der Persönlichkeit, wobei Haltung, Sprechen und Handeln eine runde Botschaft vermitteln, sind die Ziele des Unterrichts. Aber alles geht spielerisch, mit viel Spaß voran. Die Idee des Deutschsommers stammt übrigens von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft in Frankfurt, die damit ein geniales Konzept entwickelt hat.

Das Besondere dieses Deutschsommers, der wieder von Ingrid Krumnikl organisiert und von  Ute Malek als Deutschpädagogin (zum dritten Mal), von Corbinian Deller als Theaterpädagogen und Jonas Malek als angehendem Sportpädagogen mit starken musikalischen Kompetenzen unter der Assistenz von Allrounder Jonas Beetz durchgeführt wurde, war die wieder andere, sehr phantasievolle Umsetzung und Aufführung des abschließenden Theaterstücks "Ronja Räubertochter". Denn die Handlung wurde eingeleitet, untermalt und szenisch verstärkt durch Trommeln. Das Stück spielt im tiefen Wald am Rande einer Schlucht. Da gibt es viele und manchmal rätselhafte Geräusche. Die Waldszene ließen die Kinder vor dem geistigen Auge durch Zischen, Knurren, Heulen, Pfeifen (Tiere des Waldes), Reiben der Trommeln oder eben durch kräftiges Trommeln (Gewitter!) entstehen. Dann entfaltete sich die Handlung: Die Häuptlingskinder zweier verfeindeter Räuberbanden finden Gefallen aneinander, freunden sich an und sorgen schließlich dafür, daß das Kriegsbeil zwischen den Räubern begraben wird. 14 Kinder aus zehn Nationen setzten das in Szene, außer den vieren im Bild waren es Aram, Daeun, Gleb, Jonas, Khadija, Michaela, Nana, Panche, Shayaan und Sukhmani. 

Das Ergebnis des Deutschsommers 2022 ist hervorragend. Alle Kinder wussten sich gut und flüssig auszudrücken, Grammatik und Satzbau stimmten und oft war kaum ein Akzent hörbar. Das Pädagogenteam lobte das Interesse, den Fleiß und die Disziplin gleichermaßen. Den Spaß konnten die Zuschauer des Theaterstücks sehen.

So waren am Ende alle sehr zufrieden, allen voran der Initiator des Projekts in lokalen Grundschulen, Dr. Herbert Meyer vom RC Bad Soden-Königstein, die mitfinanzierenden Rotary Clubs Bad Soden-Königstein und Oberursel, Daniel Dietz als Beobachter vom Schulamt Hochtaunus/Wetteraukreis und Rainer Hoffmann-Alfke, Bildungskoordinator des Hochtaunuskreises. Prominenter Gast der Veranstaltung war auch Antje Runge, die nicht nur noch junge Bürgermeisterin Oberursels (seit Oktober 2021), sondern auch seit einer Woche frisch gebackene Rotarierin im örtlichen Club. Und überdies lag ihr, die in ihrem früheren Leben in einer großen Stadtverwaltung Themen der Integration verantwortet hatte, auch noch das Thema am Herzen! Ein besonderer Dank gebührt dem Hessischen Kultusministerium, das sich mit einem maßgeblichen Finanzierungsbeitrag beteiligt hat, ebenso wie der Schulleitung der Grundschule Am Urselbach, den Damen Zehnder und Lipp, und – nicht zu vergessen – den unverzichtbaren Helfern aus allen Bedarfs- und Notlagen, den Hausmeistern Leinweber und Ungeheuer.

Wer hier die Kinder hat spielen und Spaß haben sehen, fragt sich, wann sie alt genug sind, um zu verstehen, wie unsinnig es ist, Krieg gegeneinander zu führen!

Altfried M. Lütkenhaus