Abschluss convention
"Der gemeinsame Traum"

Die Rotary Convention in Calgary ist zu Ende. Was bleibt, sind viele gemeinsame Erlebnisse, unvergessliche Eindrücke und ein Versprechen an die Zukunft.
Die Rotary Convention 2025 in Calgary ist im Geiste der Gemeinschaft zu Ende gegangen. In ihrer Rede auf der Abschlussveranstaltung im prall gefüllten Saddledome rief die scheidende RI-Präsidentin Stephanie Urchick die Mitglieder dazu auf, die Macht ihrer Beziehungen zu erkennen: "Das größte Kapital von Rotary wart schon immer ihr, unsere Mitglieder. Aber wir sind nur so stark wie die Menschen, die uns zur Seite stehen", sagte sie. "Wir reden viel über Ziele und Strategien. Aber ohne Freundschaft, ohne Ermutigung, kann nichts davon greifen. Rotary funktioniert, weil wir dazugehören. ... Dies ist unsere Gemeinschaft, und sie ist wichtig."
Auf der Sitzung wurden auch die neuen Führungskräfte von Rotary vorgestellt. Francesco Arezzo, RI-Präsident seit dem 1. Juli, beschrieb sein Engagement für die Präsidentschaftsbotschaft 2025/26: Unite for Good. "Es bedeutet, alle Mitglieder, aber nicht nur Mitglieder, in unseren Dienst einzubeziehen. Es bedeutet, Partner-Organisationen einzubeziehen, lokale Verwaltungen, andere Freiwilligenverbände. Kurz gesagt, es bedeutet, unsere Reichweite zu vergrößern", sagte Arezzo, der erst Anfang Juni zum nächsten Präsidenten gewählt wurde. "Lassen Sie uns einen großen gemeinsamen Traum verwirklichen, der uns vereint, der uns begeistert, der die Welt und auch unser Leben verändert."
Die Convention in Calgary war mit 16.500 Teilnehmern aus 140 Nationen das größte rotarische Treffen seit der Pandemie. Die "General Sessions" wie die Eröffnungs- und Abschlussveranstaltung bildeten die stimmungsvollen Grundpfeiler der Convention. Die wahre Vielfalt Rotarys wurde aber erst in den rund 70 Breakout-Sessions spürbar, die sich an drei Tagen auf unterschiedlichste Weise mit den vier Themenfeldern des Action Plans auseinandersetzten. In der Breakout-Sitzung "The Amazing Peace Race" wurde untersucht, wie Clubs die acht Säulen des positiven Friedens in ihre Projekte einbeziehen können. In der Sitzung "Literacy Alive" ging es um den Erfolg einer Initiative zur Förderung der Lesekompetenz von Kindern in Belize.
Eine besonders gut besuchte Veranstaltung wurde von der Rotary Action Group Against Slavery ausgerichtet, die sich gegen den Menschenhandel in aller Welt einsetzt. Zuvor hatte die Aktionsgruppe einen permanenten Friedenspfeiler in der Innenstadt von Calgary enthüllt. In der Diskussionsrunde war Cheryl Perera, Gründerin und Präsidentin der kanadischen gemeinnützigen Organisation "One Child" und Kandidatin für den Friedensnobelpreis 2025, anwesend. Sie erzählte, wie sie – auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Kinderhandel zu bekämpfen, als sie noch ein Teenager war – als Lockvogel für eine verdeckte Operation der Regierung in Sri Lanka diente. "Ich wollte mir einen Einblick in den Kindersexhandel verschaffen", sagte sie. "Ich kontaktierte jemanden in der Regierungsabteilung, der für den Schutz von Kindern zuständig war, und fragte, ob es eine Möglichkeit gäbe, bei einer verdeckten Operation zuzusehen. Er sagte: ‚Ja, Sie können den Lockvogel spielen.‘" Perera half bei der Ergreifung und Verhaftung eines Straftäters. Diese Erfahrung bestärkte sie in ihrem Engagement für das Thema und war einer der Gründe, warum sie "One Child" gründete, eine Organisation, die Kinder und Jugendliche mobilisiert, um auf das Problem des Kinderhandels aufmerksam zu machen.
Am Morgen des letzten Tags der Convention kamen über 150 Mitglieder von Rotary und Rotaract zu einer Breakout-Session zusammen, deren Idee aus Deutschland stammt: Bei "How to be a Past: Handovers and Leadership" ging es um einen oft vernachlässigten, aber zentralen Aspekt des Engagements bei Rotary: den Übergang in und aus Führungsrollen. Geleitet wurde die Session von einem Team aus drei Kontinenten: Julian Seethaler aus dem Distrikt 1841, Vorsitzender von Rotaract Deutschland im Jahr 2023/24, René Laws (iPDG, Distrikt 7610, USA) und Rocío Caces (Assistant Governor, Distrikt 4340, Chile).
Angesprochen waren sowohl angehende Amtsträgerinnen und Amtsträger als auch jene, die ihr Amt demnächst übergeben – oder bereits übergeben haben und damit als "Pasts" eine neue Rolle einnehmen. Unabhängig davon, ob auf Clubebene, im Distrikt oder in anderen Rollen, die grundlegenden Chancen und Herausforderungen sind grundsätzlich überall dieselben.
Die Session war interaktiv gestaltet und begann mit dem Motto der Convention, dem lauten "Yahoo!" der Calgary-Stampede. Zunächst wurde in paarweise gespielten Szenarien der Rollentausch konkret erlebbar. Anschließend entwickelte sich eine produktive und lebhafte Diskussion zu sehr persönlichen Erfahrungen ebenso wie zu strukturellen Unterschieden und Gemeinsamkeiten aus verschiedenen Ländern und Kulturen. Im Fokus standen drei Leitfragen:
- Wie bereitet man Nachfolgerinnen und Nachfolger gut vor?
- Wie lässt sich Wissen, Motivation und Projektkontinuität sichern?
- Wie findet man nach dem Amt eine sinnstiftende, neue Rolle im Rotary-Kosmos?
Die zusammengetragenen Erkenntnisse reichten von ganz praktischen Tipps ("Übergabedokumente von Anfang an führen bzw. aktualisieren", "Zugänge zu Wissen teilen") bis zu Haltungsfragen: Demut, Vertrauen, loslassen können. Und: Wer "Past" ist, muss nicht "weg" sein – sondern kann durch Verfügbarkeit (aber nicht übermäßige Präsenz) und Vorbildfunktion weiterhin beitragen. "Manche Schiffe muss man untergehen lassen", hieß es außerdem augenzwinkernd, aber mit ernster Botschaft: Nachfolgerinnen und Nachfolger dürfen und müssen in ihrem Amtsjahr ihre eigenen Erfahrungen machen.
Nach 90 intensiven Minuten war klar: Das Thema bewegt – und es braucht Fortsetzung. Die Nachfrage nach einem Follow-up-Onlinemeeting war groß. Denn Leadership in Rotary endet nicht mit dem Amt – sie beginnt damit oft erst richtig.
Im Herzen der Convention, im House of Friendship, war es unmöglich, ein etwa sieben Meter hohes Tipi zu übersehen, das vom Rotary Distrikt 5360 (Teile von Alberta und Saskatchewan in Kanada) gesponsert wurde. Das Tipi war mit zahlreichen Lehrmitteln ausgestattet, um die Besucher über die Belange der indigenen Völker zu informieren.
"Wir sind als Distrikt sehr stolz darauf, diese Ausstellung zu sponsern, aber wir wollen auch nicht, dass es die letzte ist", sagte Rotary-Mitglied Cam Stewart, der 2023 mit dem "Rotary-People-of-Action-Preis" ausgezeichnet wurde. "Wir wollen Rotariern auf der ganzen Welt dabei helfen, mehr mit ihren indigenen Völkern zu arbeiten".
Am letzten Tag der Convention blickte Bryn Styles, Vorsitzender des Convention-Komitees, auf den Erfolg der Veranstaltung zurück. "Alle haben mir gesagt, wie sehr ihnen der Veranstaltungsort gefällt", sagte Styles. "Dieses Gebäude ist einfach wunderschön – warm und einladend. Und die Leute lieben Calgary. Ich habe fast nur begeisterte Rückmeldungen bekommen."
Viele Teilnehmer freuten sich bereits auf die kommenden Treffen. Der Vorsitzende des Taipeh-Convention-Komitees, Andreas von Möller, lud die Teilnehmer zur Rotary International Convention 2026 in Taiwan ein. "Die 34.000 Rotary-Mitglieder in Taiwan laden Sie ein, die Kultur, die beeindruckende Landschaft, das Nationaltheater und die wunderschönen Tempel der Stadt zu erkunden und zu erleben", sagte er. "Die Convention 2026 wird Ihnen eine Erfahrung bieten, die Sie für den Rest Ihres Lebens nicht vergessen werden."
Bilder von der Convention in Calgary unter rotary.de/fotostrecke/528


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