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RC Nürnberg-Reichswald

Ein Ginkgo für den Frieden

RC Nürnberg-Reichswald - Ein Ginkgo für den Frieden
Bei der Pflanzaktion des Friedensbäumchens

80 Jahre nach Hiroshima wurde in Nürnberg ein Ginkgo aus einem "Überlebensbaum" gepflanzt: Ein Mahnmal für den Frieden. – Wie der Samen von Hiroshima nach Nürnberg gelangen konnte

Ulrike Löw09.08.2025

Als am 6. August 1945 der damalige US-Präsident Harry S. Truman die Atombombe "Little Boy" über Hiroshima abwerfen ließ, war Sadako Sasaki gerade einmal zwei Jahre alt – die Atombombe explodierte über der Stadt, in der zu diesem Zeitpunkt mehrere Hunderttausend Menschen lebten. Sadako Sasaki war eine von ihnen.

Sie hat überlebt. Ihre Eltern schöpften in den Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder Hoffnung und eröffneten einen Friseursalon in Hiroshima, Sadako wurde in ihrer Schule zur schnellsten Läuferin und träumte davon, Sportlehrerin zu werden. Sie war zwölf Jahre alt, als die Ärzte bei ihr Leukämie diagnostizierten.

Im Krankenhaus hörte sie von einer uralten japanischen Legende: Wer Tausend Papierkraniche faltet, dem erfüllten die Götter einen Wunsch. Sadako faltete Kraniche: kleine und große, einfarbige und bunte. Sie wollte gesund werden und zu ihrer Familie zurück. Doch ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung. Am 25. Oktober 1955 starb sie.

"Aber Sadakos Wunsch nach Leben und Frieden hat überlebt", sagt Daniela Schremser. Es ist zwölf Uhr mittags, die Glocken der Friedenskirche im Nürnberger Stadtteil St. Johannis läuten. Daniela Schremser, Vertrauensfrau des Kirchenvorstands der Friedenskirche, erinnert an Sadakos Geschichte und beschreibt eine Bronze-Statue des Mädchens, zu finden im Friedenspark in Hiroshima.

Zum 80. Jahrestag des Atombombenabwurfs hören ihr vor der Friedenskirche mehrere Dutzend Menschen zu. Es ist ein besonderes Meeting des RC Nürnberg-Reichswald und eine Einladung der Rotarier zum Gedenken – und deshalb sind auch einige Mitglieder der Kirchengemeinde zu diesem Meeting gekommen. An der Südseite der Friedenskirche wird ein Ginkgo gesetzt.

Eine feierliche Pflanzaktion mit großer Symbolkraft: Ein "Überlebensbaum", sagt Michael Bammessel. Knapp zwei Meter ist das Bäumchen, Freund Bammessel nennt es ein "Mahnmal für den Frieden". Er und seine Schwiegermutter Karin Bames haben es aus dem Samen eines Ginkgos aus Hiroshima gezogen.

Zur Feierstunde ist auch Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) gekommen. Und so greifen gleich vier Leute zu Schaufeln: Das Stadtoberhaupt, RC-Präsident Ralf Holtzwart, Michael Bammessel und Daniela Schremser.

In all dem drückt sich der Zusammenhalt der Gesellschaft, der gemeinsame Wunsch nach Frieden aus: Der RC Nürnberg-Reichswald hat auch deshalb eine Stele neben den Baum gesetzt. Zu lesen ist unter anderem: "Als Mahnung zum Frieden am 6. August 2025 gepflanzt".

Ulrich Willmer, der evangelische Pfarrer der Kirche, spricht ebenfalls ein Grußwort – und in der Aktion spiegelt sich auch der Geist der Reichswälder Rotarier: Clubfreund Dirk Freyberger hatte Getränke und eine Brotzeit mit Bratwürsten spendiert und ganz selbstverständlich die anwesenden Mitglieder der Kirchengemeinde ebenfalls eingeladen.

Als Landschaftsarchitekt und Städteplaner erläutert Detlef Paul die besondere Biologie des Gingko-Baumes. Dazu inspirierte ihn seine Herkunft aus Schwabach ("Wir sind ja eine Goldschlägerstadt!") zu einem ganz besonderen Geschenk. Er dankte Karin Bames für die langjährige Baumpflege mit einem goldenen Ginkgo-Blättchen.

Präsident Ralf Holtzwart sprach vielen sichtlich aus der Seele, als er an die wachsenden Spannungen in der Welt erinnerte, an das erneute Wettrüsten – und die Pflanzaktion als Kontrapunkt zu den düsteren Perspektiven beschrieb: "Ein besonderer Baum, an einem besonderen Ort, in einer besonderen Stadt!"

Eben weil sich Nürnberg als Stadt des Friedens und der Menschenrechte definiere, dankte er OB König besonders für sein Kommen – seine Präsenz bei diesem feierlichen Akt setze auch ein Zeichen.

Und wie ist nun dieser besondere Samen aus Hiroshima nach Nürnberg gekommen? Den Samen hatte Reichswald-Rotarier Peter Iblher bei der Internationalen Rotary Konferenz im Jahr 2018 in Toronto erhalten, er reiste damals als RI-Direktor zu dem Treffen.

Die Konferenz stand unter dem Motto Frieden, auch einige Überlebende aus Hiroshima waren eingeladen. Sie forderten den versammelten Kongress leidenschaftlich dazu auf, sich dafür zu engagieren, dass es nie wieder zu einer solchen Katastrophe kommen dürfe. Und sie erzählten von einem Gingko-Baum, der im Jahr 1945, als die Atombombe explodierte, etwa 1400 Meter entfernt vom Epizentrum der Explosion, in Brand geriet. Das Wunder geschah im nächsten Frühjahr: Er trieb wieder Blätter. Die Überlebenden aus Hiroshima sicherten mehrere Samen des Baumes und verteilten sie bei dem internationalen Rotary-Treffen.

Peter Iblher gab den Samen weiter an Michael Bammessel, er war 2017/2018 Präsident des RC Nürnberg-Reichswald: "Ich habe in den ersten Jahren gerade im Winter immer wieder um den Spross gebangt", erzählt er und erkennt das Symbol: "Frieden zwischen den Nationen ist keine Selbstverständlichkeit. Er ist ein zartes Pflänzchen und braucht Pflege – so wie dieses Bäumchen in den ersten Wintern."