Convention
"Rotary ist die Antwort"

Sylvia Whitlock aus Kalifornien war die allererste Frau, die sich eine Rotarierin nennen durfte. Auf der Convention in Calgary trafen wir sie zum Gespräch.
Frau Whitlock, Sie waren die erste Frau in der Geschichte von Rotary. Wie war das damals, als Sie einem Club beitreten wollten?
Ich war damals als Schulleiterin tätig und der Direktor der Schule lud mich in seinen Club ein, in dem es natürlich noch keine Frauen gab. Das war im Duarte Unified School District. Schauen Sie auf den Pin an meiner Jacke. Da steht: Ex-Rotary-Club. Rotary hat den Club damals rausgeworfen, weil Frauen verboten waren. Also nannten wir uns Ex-Rotary-Club und verklagten Rotary International. Und schließlich, nach elf Jahren Rechtsstreit und vielen Anhörungen, entschied der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, dass Rotary Frauen aufzunehmen hat. Das war der Durchbruch!
Wann genau wurden Sie offiziell Rotarierin?
Das war am 4. Mai 1987. Ich habe dafür gekämpft. Elf Jahre lang! So viele Schlachten vor Gericht!
Heute beträgt der Frauenanteil bei Rotary weltweit etwa 25 Prozent, in den USA immerhin 30 Prozent, bei uns in Deutschland und Österreich nur etwa 14 Prozent.
Das kann man auch positiv sehen: Ihr habt noch sehr großes Potential für Wachstum und Entwicklung. Ganz sicher gibt es in Deutschland und Österreich Frauen, die andere großartige Frauen dazu ermutigen können, beizutreten und sich zu engagieren.
Etwa zehn Prozent der Clubs in Deutschland und Österreich sind reine Herrenclubs und wollen das auch bleiben. Was sagen sie diesen Clubs?
Ganz einfach: Es gibt Spielregeln, an die sie sich zu halten haben. Laut der Satzung von RI dürfen sie sich nicht Rotary Clubs nennen, solange sie nicht offen sind für Frauen.
Schon klar, aber manche dieser Clubs geben vor, nicht die richtigen Frauen zu finden.
Ach, die Ärmsten! (Lacht laut) Die sollen mal zu mir kommen, ich helfe ihnen suchen.
Frau Whitlock, im Alter von 90 Jahren sind Sie noch einmal zu einer Convention geflogen. Hat es sich gelohnt?
Das hat es, sie gefällt mir gut. Ein toller Ort, eine tolle Stadt, starke Sessions und viele nette Menschen. Aber wenn man wie ich auf Hilfe angewiesen ist, um von A nach B zu kommen,ist es nicht leicht. Die mangelnde Mobilität ist das größte Manko dieser Convention.
Mir ist aufgefallen, dass sicher eine Drittel der Teilnehmer dieser Convention weiblich ist.
Das stimmt. Das freut mich sehr, aber es könnten gern noch mehr sein.
Wie sehen Sie Rotarys Zukunft?
Rotary ist die Antwort auf die wichtigsten Fragen. Schauen Sie sich im House of Friendship um: Überall finden Sie Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit. Auch auf die allerwichtigste, nämlich: wie wir Konflikte lösen können. Überall, wo Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, wo es Obdachlosigkeit gibt, ist Rotary die Antwort. Schauen Sie, was wir bei der Ausrottung von Polio erreicht haben. Es hat 40 Jahre gedauert, aber wir haben es fast geschafft. Das zeigt: Es ist machbar und wir können so Vieles gemeinsam erreichen. Und wir müssen zuhören. In einer Zeit, in der niemand mehr zuhört, muss Rotary zuhören und handeln.

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