https://rotary.de/gesellschaft/alt-gegen-jung-a-25969.html
Editorial

Alt gegen Jung

Editorial - Alt gegen Jung
© Jessine Hein/Illustratoren

Demografie

Björn Lange01.10.2025

Die gegenwärtige Debatte um den Sozialstaat ist nur das Vorgeplänkel zu einem handfesten Generationenkonflikt, der auf Deutschland zurollt und uns in einigen Jahren mit voller Wucht erreichen wird. Schon im Jahr 2030 werden auf einen Rentner nur noch 1,5 Beitragszahler kommen, und wenn bis 2036 rund 20 Millionen Babyboomer in Rente gehen, ist diese riesige Generation nicht weg, sondern wird das Renten- und Sozialsystem belasten, während sie gleichzeitig wichtigste Wählergruppe bleibt. Die Geschichte lässt sich – je nach Perspektive – freilich auch andersherum erzählen: So gesehen sind die Babyboomer die letzten, die für bürgerliche Werte stehen, die uns jahrzehntelang Arbeit, Frieden und Wohlstand beschert haben. Und ihnen gegenüber steht die Generation Z, die Arbeit für die Erfindung ihrer Eltern und Wohlstand für eine Charakterschwäche hält. Über die Debattenlage und die gewaltigen Herausforderungen für Staat und Gesellschaft schreibt die Politikerin Linda Teuteberg zum Auftakt unserer Titelgeschichte. Ihren Beitrag „Leistung muss sich lohnen“
lesen Sie ab Seite 36.

Wenn die Babyboomer aufgrund ihrer schieren Masse die wichtigste Wählergruppe bleiben, ergibt sich daraus die Frage, ob junge Menschen überhaupt die Chance haben, die Gesellschaft und das Land, in dem sie leben wollen, gestalten zu können. Und können gegenwärtige und künftige Bundesregierungen überhaupt eine zukunftsgerichtete Politik machen, ohne die Bedürfnisse älterer Menschen zu vernachlässigen? Es geht um nichts Geringeres als die Deutungshoheit darüber, wie unser Land aussehen soll. Achim Goerres gilt als ausgewiesener Experte in Fragen der „Gerontokratisierung der Demokratie“. In seinem Gastbeitrag (Seite 40) beschreibt er, wie sich die Umverteilungskämpfe zwischen Jung und Alt auf die politische Kultur auswirken werden. Ganz besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen den Gastbeitrag von Gizem Celik. Die 26-Jährige berät Unternehmen zur Kultur und Kommunikationslogik der Generation Z. Wie ihre Generation tickt, wie sie auf die Babyboomer blickt und wie aus dem drohenden Konflikt ein Miteinander werden kann, lesen Sie ab Seite 48.

33 Rotary Clubs gibt es in Berlin, 26 in Hamburg und 25 in München. Als Hamburger Redaktion erfahren wir überdurchschnittlich viel über das Leben und Wirken der westdeutschen Großstadtclubs. Viel zu selten sehen wir dagegen, wie Rotary Clubs im ländlich geprägten Osten Deutschlands agieren. Wir wollten es wissen, schickten eine Reporterin zu fünf ganz unterschiedlichen Clubs und stellen fest: Hier bildet Rotary den Rest einer bürgerlichen Gesellschaft. Hier treffen sich einmal in der Woche der Apotheker, der Landarzt, die Juristin, der Inhaber des Familienunternehmens. Und weil es der einzige Club weit und breit ist, fahren die Mitglieder zum Teil 40 Kilometer zum Meeting. Was Kirchen, Vereine und po-litische Parteien immer seltener leisten, das schafft Rotary. Wo Rotary noch ein Stück geistige Beheimatung ist, lesen Sie ab Seite 14.

Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht

Björn Lange

Chefredakteur

Björn Lange
Björn Lange arbeitete seit April 2019 zunächst als stellvertretender Chefredakteur des Magazins im Rotary Verlag. Seit Juli 2020 ist er Chefredakteur des Rotary Magazins. Zuvor war er unter anderem Redaktionsleiter des Pressedienstleisters Rheinland Presse Service in Bonn und des B2B-Wirtschaftsmagazins inside B in Offenburg.