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Distrikt

Drei Tage im Zeichen der Hilfe für Afrika

Distrikt - Drei Tage im Zeichen der Hilfe für Afrika
Staffelstabübergabe: Friedel H. Eggelmeyer übergab das Governor-Amt an Marianne Broska. © Holger Bahl

Ganz im Zeichen der Hilfe für Afrika stand die diesjährige Distriktkonferenz in Neustadt am Rübenberge. Neben 355 Vertretern der 78 Clubs begrüßte der scheidende Governor Friedel H. Eggelmeyer zahlreiche Ehrengäste sowie 51 Inbounds aus 16 Nationen. Ein Höhepunkt war die Auszeichnung von fünf rotarischen Großspendern als Major Donor.

Ralf Leineweber27.06.2017

Internationale Flair bekam die Konferenz durch Gastredner aus Italien und Nigeria sowie den stellvertretenden Präsidenten des Europaparlamentes, Alexander Graf Lambsdorff, der aus Straßburg angereist war und sich in einem Vortrag mit dem Thema "Brexit, Draghi, Erdogan - Quo vadis Europa" befasste. Im Anschluss daran war es dann Zeit für die Staffelstab-Übergabe: Mit Marianne Broska (RC Helmstedt) rückte erstmals eine Frau an die Spitze des Distriktes 1800.

Friedel H. Eggelmeyer (RC Nienburg-Neustadt) hatte sich zuvor noch einmal deutlich für Afrika positioniert. „Ein wunderschöner Kontinent – landschaftlich. Ein Kontinent, der noch immer unter den Folgen des staatlichen Kolonialismus leidet. Ein Kontinent, der immer noch, ohne Rücksicht auf Verluste – vor allem auf die Bevölkerung – ausgebeutet wird“, so der scheidende Governor. Internationale Konsortien aus Amerika, Asien und Europa gingen teilweise brutaler vor, als dies die Kolonialmächte im letzten Jahrhundert getan hätten. Eggelmeyer weiter: „Beim PETS und bei meinen Clubbesuchen habe ich mich damit befasst und um Ihre Hilfe gebeten. Rotary muss helfen, schließlich dienen wir der Menschlichkeit.“ 

Um den Schwerpunkt Afrika zu betonen und bei den Anwesenden für Unterstützung seines Anliegens zu werben, hatte der Governor Caterina Becorpi, Robert Zinser (RC Ludwigshafen-Rheinschanze) als Mitgründer der Rotarian Action Group for Population and Development (RFPD) und Vorsitzender des Beirats Deutschland sowie Monsignore Obiora F. Ike eingeladen. „Wer Zukunft will, muss Entwicklung verantwortlich gestalten. Wer Zukunft will, muss selbst weiterdenken und das Weiterdenken fördern“, forderte Eggelmeyer. „Unser Wohlstand kann nur von Dauer sein, wenn wir aus den Opfern weltweiter Ungleichheit Gewinner machen. Unser Friede, unsere Sicherheit, unser Wohlstand und unsere Freiheit werden sich nur erhalten lassen, wenn die Chancengleichheit weltweit zunimmt.“ Und weiter: „Unserem Ehrenkodex entsprechend fördern wir junge Menschen, unterstützen Hilfsbedürftige und verbessern die Lebensbedingungen anderer Menschen – zuhause und weltweit.“

Einmarsch der Inbounds auf der Distriktkonferenz in D1800
Immer ein emotionaler Augenblick: Einmarsch der Inbounds aus 16 Nationen © Holger Bahl

Dass dieser Appell Wirkung hinterließ, zeigte das Ergebnis einer spontan durchgeführten Sammelaktion für ein geplantes Global-Grant-Projekt‎ in Simbabwe, das von der 21-jährigen Cheoneso aus Harare als ehemaliger Inbound im Distrikt 1800 vorgestellt worden war. Dabei kamen 4400 Euro zusammen.

Internationale Gäste

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Friedensarbeit: Caterina Becorpi warb um Unterstützung für das Rotary Peace Fellowship-Programm. © Birgit Hammerich/Thomas Weiß

Die Italienerin Caterina Becorpi war aus Venezuela angereist und hielt ein eindrucksvolles Plädoyer für die Friedensarbeit, um zum Beispiel die Kriminalität in Megastädten einzudämmen. Becorpi hatte vor vier Jahren ein rotarisches Friedensstipendium erhalten und arbeitet aktuell im Internationalen Komitee des Roten Kreuzes. "Indem Sie das Rotary Peace Fellowship-Programm unterstützen, tragen Sie als Rotarier dazu bei, die Welt etwas friedlicher zu machen", so Becorpi in ihrem Fazit.

Einen flammenden Appell zur Unterstützung der RFPD-Aktivitäten im Hinblick auf Familienplanung und Geburtshilfe in Afrika richtete Robert Zinser an die Konferenzteilnehmer. Er engagiert sich seit vielen Jahren persönlich in Nigeria, um dem Problem einer stetig wachsenden Weltbevölkerung zu begegnen.

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Monsignore Obiora F. Ike aus Nigeria sprach in der Liebfrauenkirche © Birgit Hammerich/Thomas Weiß

Den Abschluss des dreitägigen Veranstaltungsreigens, der am Freitag mit einem Golfturnier begonnen hatte und am Samstagabend beim Festakt auf Schloss Liebestrost mit einer Dinner Speech von Probst Christian Stäblein fortgesetzt wurde, bildete am Sonntag ein Gottesdienst in der Neustädter Liebfrauenkirche. Hier zog der Nigerianer Monsignore Obiora F. Ike, Mitglied des Club of Rome, die Zuhörer mit seinen Ausführungen  zum Thema "Afrika - der vergessene Kontinent" in seinen Bann.

Alexander Graf Lambsdorff richtete in seinem Vortrag den Blick auf die Zukunft Europas und zeichnete dabei trotz Brexit und Trump ein optimistisches Bild. Vor allem in der „frisch geölten“ Achse Deutschland-Frankreich sieht er die Chance einer gemeinsamen Neugestaltung. Freiheit, Sicherheit und Wohlstand gelte es dabei zu erhalten und zu verteidigen.

Fünf Major Donors

Ein Höhepunkt der Distriktkonferenz war neben dem traditionell farbenfrohen Einzug der Inbounds aus 16 Nationen und deren Bühneneinlagen die Ehrung von gleich fünf Großspendern aus dem Distrikt. "Das ist in dieser Form europaweit bisher einmalig", so Friedel H. Eggelmeyer. Bei Spendenleistungen in Höhe von mindestens 10.000 US-Dollar sieht Rotary International die Auszeichnung als Major Donor vor. Diese ging an Jürgen Röders (RC Soltau), Stephan Röthele (RC Clausthal-Zellerfeld), den Nichtrotarier Karl von Wedel aus Neustadt am Rübenberge sowie an Friedel H. Eggelmeyer. Der Governor hatte nicht nur um Spenden geworben, sondern war auch als gutes Beispiel vorangegangen. Fritz-Eckhard Sticher vom RC Hameln wurde gar für eine Spende in Höhe von 25.000 Euro als Major Donor der Stufe 2 geehrt. 

Die Summe der von den fünf Geehrten geleisteten Einzelgroßspenden‎ betrug  84.275 Euro (92.500 Dollar). 20.000 Euro davon sind für den Kampf gegen Polio bestimmt, der Rest ging an die Rotary Foundation.

Hohes Spendenaufkommen

Auch die Gesamtspendensumme des Distrikts 1800 im rotarischen Jahr 2016/17 war überdurchschnittlich hoch: So wurden von den inzwischen 78 Clubs (der RC Wolfsburg-Fallersleben wurde am 10. Mai gegründet) 579.497 Euro (inklusive der Spenden der fünf Major Donor) gespendet. "Diese Summe ist außergewöhnlich hoch - in unserem Distrikt war sie nach meiner Kenntnis nie höher", freut sich Eggelmeyer.‎ "Nach den mir vorliegenden Zahlen liegen wir damit auch eindeutig an der Spitze der 15 deutschen Distrikte."
 
„Seitens Rotary International waren 100 Dollar pro Rotarier für den Annual Fund und 2650 Dollar pro Club für Polio erbeten worden - beide Beträge haben wir im Distrikt 1800 mit durchschnittlich 114,72 Dollar bzw. 3700 Dollar deutlich überboten“, so Eggelmeyer nicht ohne Stolz. „Allein für Polio haben wir insgesamt 284.942 Dollar gespendet, da der Distrikt aus DDF-Mitteln noch 100.000 Dollar auf die Spenden der Clubs drauf gelegt hat.“
 
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Gesangseinlage: Die Inbounds gewährten einen Einblick in ihre heimische Kultur. © Birgit Hammerich/Thomas Weiß
Als besonders spendenfreudige Clubs nannte der Governor die Clubs RC Magdeburg Otto von Guericke (423,64 Euro), RC Bückeburg  (284,27 Euro), RC Nienburg-Neustadt (268,58 euro), RC Duderstadt-Eichsfeld (218,22 Euro), RC Celle (204,23 Euro) und RC Bitterfeld-Wolfen (200,71 Euro), die jeweils über 200 Euro pro Mitglied für den Annual Fund der Rotary Foundation sowie für Polio gespendet hatten.
 

Weitere Ehrungen

Darüber hinaus nahm der scheidende Governor weitere Ehrungen verdienter Rotarier vor.

Paul Harris Fellow (PHF): Peter Aaen, RC Nienburg-Neustadt; Caterina Becorpi, ‎Rotary Peace Fellow Alumna aus Italien; Rüdiger Jackson, RC Hameln; Berbel Unruh, RC Stolzenau.

PHF +1 Saphir: Joachim Eilert, RC Springe; Robert Janssen, RC Magdeburg Otto von Guericke; Ulrich Krautter, RC Nienburg-Neustadt.

PHF + 2 Saphire: Karl Gertler, RC Magdeburg, Obiora F. Ike aus Nigeria.

Golfturnier

Das Benefiz-Golfturnier, an dem 28 Rotarier teilnahmen, brachte einen Spendenerlös 1040 Euro für die Rotary Foundation. Den Wanderpokal des Governors sicherte sich Henrich Wilckens (RC Braunschweig), Governor des rotarischen Jahres 2015/16.

Holger Bahl und Ralf Leineweber

Ralf Leineweber
Ralf Leineweber ist Jahrgang 1965 und Rotarier seit 2006. Er arbeitet derzeit als Journalist und Chefredakteur bei der Celleschen Zeitung, Von 2008 bis 2019 war er Distriktreporter für D1800. Inzwischen ist er für Online und Social Media zuständig; Club-Internet-Beauftragter ist er seit 2009.