Köln/Distrikt
Ein Ort der Ruhe
"Hier zu Hause brennt es! Ich knall durch. Ich muss weg. Sonst passiert noch was. Lange halte ich es nicht mehr aus und ich weiß, dass ich dann für nichts mehr garantieren kann. Ich muss meine Familie vor mir selber schützen. Ich weiß aber nicht, wie. Ich kann doch nirgends hin. Haben Sie eine Idee?"
Diese und ähnlich klingende Aussagen hören viele der psychosozialen Fachkräfte, die berufstraumatisierte Einsatzkräfte professionell eng begleiten. Hier setzt das Aus-Zeit-Haus an, zu dessen Start der RC Köln-Airport mit Förderung des Distrikts wesentlich beigetragen hat. Die Einrichtung ist für traumatisierten Einsatzkräfte, ihre Familien und begleitende Fachkräfte in besonders angespannten Lebenssituationen da.
Gegründet hat sie Sören Lingenberg, der seit über zehn Jahren in der traumasensiblen Beratung mit betroffenen Familien arbeitet. Wie viele andere Fachkräfte erlebt er immer wieder, dass die besondere Krankheitsdynamik zu verschärften Konflikten und extremen Stresssituationen im Lebensalltag führen kann.
Dann kommt schnell eine Eskalationsspirale in Gang, die oft von termingeplanten Unterstützungen durch Profis nicht mehr aufgefangen werden kann. Ein Notruf wird abgesetzt, der manchmal mit der Einweisung in die Psychiatrie mündet – und durch die erneute Fremdbestimmung die Situation verstärken kann. Dies hinterlässt auch Spuren in den Familien, bis hin zu Ersttraumatisierungen bei Kindern.
Mit dem Aus-Zeit-Haus gibt es ein niederschwelliges Angebot, das Betroffenen und ihren Familient als Schutz- und Erholungsraum zur Verfügung steht. Es ist zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar und ermöglicht so, die Konfliktdynamik zu unterbrechen. Das Angebot dient zur Unterstützung in den Bereichen Gewaltschutz und Gewaltprävention, trägt zum Erhalt des Familienfriedens und des Kinderschutzes bei, entlastet Menschen in Notsituationen und versteht sich als temporäres Ergänzungsangebot für mittel- und langfristig angelegte Therapie- und Beratungsprozesse.
Der Weg ins Aus-Zeit-Haus führt über die Experten, die freiberuflich, therapeutisch, fachärztlich oder psychosozial mit betroffenen Familien arbeiten. Kooperiert wird u.a. mit der amitumKids gUG (www.amitumkids.de), die Angebote für Kinder berufstraumatisierter Menschen organisiert.

Monika Hörig ist seit 2006 Rotarierin, zunächst beim RC Bonn-Rheinbach, dem sie 2011/12 als Präsidentin vorstand. 2016 gründete sie den englischsprachigen RC Bonn-International, dessen erste Präsidentin sie war. Die studierte Althistorikerin und Archäologin war bis 2021 Pressesprecherin der Stadt Bonn. Ab 2024 ist sie Distrikberichterstatterin im Distrikt 1810.
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