Strategie in der Flüchtlingshilfe
Es geht um Sprache, Wohnung, Arbeit
Die Rotary Clubs im Südwesten ziehen in der Flüchtlingshilfe an einem Strang. Beim Präsidententreffen im November 2015 wurde die Idee einer gemeinsamen Strategie geboren. Dr. Andreas Wierse vom Rotary Club Leonberg-Weil der Stadt hat das Amt des Koordinators übernommen. Hier seine Bilanz.
Sie sind seit einem Jahr Koordinator für Flüchtlingsprojekte im Distrikt 1830. Was hat Sie dazu bewogen, die Aufgabe zu übernehmen?
Als unser damaliger Governer Wolfgang Kramer auf dem Präsidententreffen Projekte aus dem Distrikt zur Flüchtlingshilfe vorstellte, war mir schnell klar, dass Rotary mit seiner großen Vielfalt an Mitgliedern und Ideen einen signifikanten Beitrag leisten kann. Und als er nach Unterstützung für die Koordination der Projekte im Distrikt fragte, war mir zwar klar, dass das mit einiger Arbeit verbunden sein würde, aber auch, dass es eine sehr spannende und wertvolle Arbeit ist.
Viele Clubs haben inzwischen die Flüchtlingsarbeit thematisiert und sind zum Teil auch engagiert. Gibt es einige Beispiele?
Wir haben bei den Clubs in unserem Distrikt bis heute mehr als einhundert Aktivitäten, die sich um Hilfe für die Flüchtlinge drehen. Dabei gibt es eine sehr große Bandbreite, die von direkten Geldspenden über Sachspenden und Hands-On-Projekte bis hin zur Koordination umfangreicher Aktionen reicht. Es gibt IT-orientierte Projekte, in denen Laptops oder auch ein WLAN-Zugang bereit gestellt werden. Es wurden gemeinsame Weihnachts- und Nikolausfeiern organisiert, Schulranzen und Winterkleidung bereitgestellt. Es gab aber auch ein Konzert, bei dem Musiker der Bundespolizei gemeinsam mit Flüchtlingen musiziert haben.
Sie sind in regelmäßigem Kontakt mit Ansprechpartnern in Clubs, haben auch schon Treffen organisiert. Welche Art der Unterstützung für Menschen, die hier ankommen, wünschen Sie sich noch?
Die wichtigsten Punkte für diese Menschen, um hier auch im übertragenen Sinne anzukommen, sind die Sprache, eine Wohnung und Arbeit. Und hier gibt es noch einige Hemmschwellen, insbesondere in Richtung Arbeit, die wir als Rotary nicht beseitigen können. Hier muss noch einiges verbessert werden, um diese Prozesse zu beschleunigen.
Gibt es eine längerfristige Strategie, sollte das Projekt die Integration begleiten und nicht nur die Ankunft der Flüchtlinge?
Die Integration ist tatsächlich der kritische Punkt, an dem sich entscheidet, wie gut unsere Gesellschaft mit den Flüchtlingen zurecht kommt. Ich bin überzeugt, dass Rotary sehr hilfreich sein kann, wenn es um die Integration geht und gerade hier seine Stärken einbringen kann.
Welche Äußerung, welche Aktion hat Sie persönlich am meisten berührt?
Unter den zahlreichen beeindruckenden Projekten war ein gemeinsames Konzert von Flüchtlingen mit dem Orchester der Bundespolizei: Flüchtlinge, die nach dem gemeinsamen Musizieren ein ganz neues Verständnis davon bekommen haben, was Polizei bedeutet, und die damit einen ganz wesentlichen Aspekt unserer demokratischen Gesellschaft verstanden haben.