Glück auf, 1900!

Wolfgang Schröter hatte sich Großes vorgenommen, für sein Jahr als Governor sowieso, aber auch für seine Distriktkonferenz von D1900 in Dortmund. Den "Staub, der in der Vergangenheit auf dieser Veranstaltung gelegen hat", wollte er "durch ein attraktives Programm wegwischen." Das Programm muss wohl schon im Vorfeld immerhin so attraktiv geklungen haben, dass gleich sieben Past Governor gekommen waren, außerdem Michael Bühlhoff, PDG aus 1870, der sein Projekt 4L vorstellte, Annette Rost von Shelterbox, "Sprache verbindet"-Gründer Jürgen Schwerter (RC Iserlohn-Waldstadt) und End-Polio-Now-Beauftragter Michael Dumschat (RC Minden-Porta Westfalica). Elf von rund 160 Teilnehmern im Westfälischen Industrieklub.

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.Da sich die Identität des Ruhrgebiets aber nicht in kontroversen Fußballfragen erschöpft, sang zum Auftakt der Veranstaltung der Knabenchor der Chorakademie Dortmund Lieder vom Bergmann, die an die lange Bergbautradition des Potts erinnerten. In Dortmund kommt der Steiger zwar schon seit 1987 nicht mehr, doch stammen vier von sechs Millionen Einwohnern des Distriktes aus Bergbauregionen. Tatsächlich kam sogar das Grußwort des Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal locker und gar nicht verstaubt daher. Bei den Lions sei er früher gewesen, sagte er, aber rausgeschmissen worden wegen zu schlechter Präsenzen.

Es sei "faszinierend, das Amt des Governors", sagte Wolfgang Schröter (RC Dortmund-Neutor), und zog eine positive Bilanz. Mehr als 18.000 Kilometer legte er zurück, um 84 der 91 Clubs zu besuchen. Er hatte die Distanz zwischen Distriktbeirat und Clubs abbauen und sein Distrikt- und Herzensprojekt "Sprache verbindet" zur Unterstützung von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte vorantreiben wollen. Er hatte gehofft, nach der Pandemie den Schüleraustausch wieder starten und bei Clubmeetings zum üblichen Format zurückkehren zu können. All das sei glücklicherweise gelungen. Wer braucht da schon ein eigenes Jahresmotto? Wolfgang Schröter jedenfalls war von der Strahlkraft von Jennifer Jones' Friedensmotto "Imagine Rotary" so begeistert, dass er sich einfach drangehängt habe.

Lore Benz (RC Bielefeld-Sparrenburg), Wolfgang Schröters Nachfolgerin, wird manches weiterführen und anderes anders machen. Auf Kontinuität und Langfristigkeit setze sie bei der Fortführung der Distriktprojekte "Sprache verbindet" und "gesundeKids", doch ganz neue Wege will die Bielefelder Universitätsprofessorin bei den Clubbesuchen gehen: "Das Autobahn-Dasein eines Governors ist gerade auch unter dem Aspekt von Umwelt, Klimawandel und Nachhaltigkeit derzeit wahrlich nicht unproblematisch und schon jetzt nicht mehr zeitgemäß." Statt 20.000 Kilometer quer durch den Distrikt zu fahren, wolle sie lieber monatlich via Zoom mit den Club-Präsidenten und -Vorständen in Kontakt stehen.

"Vor allem aber möchte ich", so Lore Benz, "dass Rotary in unserem Distrikt ein echtes gemeinschaftliches Familienerlebnis wird, wonach gerade auch die Partner und Partnerinnen sowie die Kinder sich als integraler Teil der Distriktgemeinschaft verstehen und sich unserem Distrikt 1900 auch ihrerseits zugehörig fühlen sollen, einander kennenlernen, sich vernetzen und gerade auch gemeinsam Geselligkeit genießen und gemeinsam Spaß haben sollen."

Dafür hat Lore Benz gemeinsam mit ihrem ADG-Team bereits vier gesellige Familienveranstaltungen geplant. Die erste, eine Tulpenpflanzaktion, wird am 30. September von 11 bis 18 Uhr im Dortmunder Rombergpark stattfinden.

Die wahren Stars des Tages waren aber, wie sollte es anders sein, die Inbounds. Nach ihrem kraftvollen, von Musik unterlegten Einmarsch, sangen sie voller Dankbarkeit für das im vergangenen Jahr Erlebte zwei Lieder auf der Bühne – auf deutsch.

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.Die humorvollen, ebenfalls in deutscher Sprache vorgetragenen Schilderungen von Montserrat Santos (Mexiko, RC Lemgo-Hanse) und Margot Cerbone (USA, RC Bielefeld) sorgten im Auditorium nicht nur für manchen Lacher, sondern auch für Momente der Rührung. Manchmal braucht es offenbar einen Knabenchor, eine Handvoll Inbounds und zwei humorvolle Governor, um eine Veranstaltung erfolgreich zu entstauben.

Björn Lange