Herzenswünsche werden wahr

Der kleine Artem kann nicht sprechen. Jedenfalls nicht so, wie sich das die meisten anderen Menschen vorstellen. Wie er da in der Begegnungsstätte an der Langen Straße 33 sitzt, einer innerstädtischen Oase mit großem Garten gleich hinter der Petrikirche, macht er einen fröhlichen Eindruck. Sein Rufen wird einmal von Weinen unterbrochen, ein Grund ist nicht erkennbar. Schon spielt er friedlich weiter.

Artem leidet unter frühkindlichem Autismus, wie Stefani Galates erklärt. Sie leitet den Familienentlastenden Dienst, der unter dem Dach der Evangelischen Stiftung Neuerkerode Menschen wie Artem und seiner Mutter hilft. Für Artem und seine Mutter ist diese Hilfe vielleicht noch ein wenig wichtiger als für die vielen anderen, die den Dienst und seine Angebote nutzen. Die beiden flüchteten vor dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine, noch wehrloser, als Zivilisten in der Ukraine ohnehin sind. Artems Mutter bekommt nun etwas Zeit, um sich um die notwendigen Dinge des Lebens zu kümmern – und weiß Artem in guten Händen.

Daniel Bresser, Präsident des Rotary Clubs Braunschweig, und seine designierte Nachfolgerin Bettina Wieneke sehen sich mit großem Interesse in der Begegnungsstätte um. Sie möchten sehen, was mit der Spende ihres Clubs möglich wird. 10.000 Euro hat der Rotary Club für das Spendenprojekt "Herzenswünsche" der Evangelischen Stiftung Neuerkerode, unter anderem für den Familienentlastenden Dienst, gespendet.

Dieses Projekt sorgt dafür, dass Menschen, die von der Stiftung betreut werden, ganz gleich ob alte oder behinderte Menschen, Suchtkranke oder psychosomatisch Erkrankte etwas erleben können, was mit der Basisversorgung unseres Sozialsystems nicht möglich wäre, wie Miriam Herzberg erklärt, die die Herzenswünsche bei der Stiftung Neuerkerode verantwortet. Diese Wünsche sind so unterschiedlich wie die Menschen, von denen sie kommen. Ein junger Mann wollte gern Benjamin Kessel vom Fußball-Zweitligisten Eintracht Braunschweig kennenlernen. "Diesen Wunsch konnten wir sehr schnell erfüllen, weil Benjamin Kessel sofort dazu bereit war, seine Zeit zu spenden", sagt Herzberg. Bewohner aus dem Senioren- und Pflegezentrum St. Vinzenz genossen ein Cello-Konzert oder Besuche von Mitarbeiterinnen, die ihren Hund mitgebracht hatten – ebenfalls durch eine Zeitspende.

Herzbergs Kollegin Anja Kruse, die für das Fundraising der Stiftung zuständig ist, verweist aber auf viele andere Wünsche, die eben nur durch Geldspenden denkbar werden – die kleine Reise nach Bad Bevensen, die einer 95-jährigen Dame aus Neuerkerode einen Herzenswunsch erfüllte, der Ausflug auf den Brocken, über den sich eine Gruppe aus der Suchtkrankenhilfe des Lukas-Werkes oder auch Percy, ein Bewohner aus Neuerkerode, freute.

"Das dauerhaft angelegte Projekt Herzenswünsche ist ein großer Erfolg. Mit den 10.000 Euro des Rotary Clubs können wir viele weitere Wünsche erfüllen", so der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Tobias Henkel. In einer vorläufigen Bilanz zählte er bereits 30.000 Euro an Gesamtspenden für das Projekt.

"Wir freuen uns über jede Spende, gleich welcher Höhe. Jeder Euro hilft, einen Herzenswunsch zu erfüllen", sagt Anja Kruse. Und auch Zeitspenden sind willkommen – wer spenden möchte, findet über die Internetseite der Stiftung Kontakt: www.netzwerk-esn.de/spenden/herzenswuensche.

Armin Maus