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RC Cham

Integration ist ein Verfassungsauftrag

RC Cham - Integration ist ein Verfassungsauftrag
Für die musikalische Abrundung sorgte ein deutsch-afghanisches Ensemble namens "Neue Horizonte". Die jungen Leute bewiesen, dass ihnen die Integration mit Hilfe der Musik bereits gelungen ist. Mit auf dem Foto RC-Präsidentin Elisabeth Fäth-Marxreither und DGE Wilhelm Dietl. © Dietl

Zum zweiten Mal lud der RC Cham zu einem Rotary Forum in das Konzerthaus Blaibach. Das Thema: Integration, beleuchtet aus verschiedenen Perspektiven interessanter Referenten

01.02.2018

Die Teilnehmer kamen aus Ostbayern und Westböhmen, sowohl Rotarier aus den Clubs entlang der Grenze als auch andere Interessierte. Die Gäste erlebten erstklassige Referenten aus Politik, Kirche, Recht sowie praktischem Alltag bei der Integration von Flüchtlingen. Organisiert und moderiert von der Präsidentin des RC Cham, Elisabeth FäthMarxreiter, und dem Gov. elect Wilhelm Dietl, ließ man rasch den Idealismus der Willkommenskultur hinter sich und kam auf die Tücken des Alltags zu sprechen.

Auf dem Weg zur Integration einer siebenstelligen Zahl von Flüchtlingen habe man mit vielen Problemen zu kämpfen. „Die rassistischen und religiösen Differenzen unter den Asylbewerbern, nicht zu unterschätzende Kriminalität und Demokratieferne, das mittelalterliche Frauenbild vieler Zuwanderer.“ Das beeinflusse die öffentliche und auch die veröffentlichte Meinung, wirke sich auf das „Minenfeld Familiennachzug“ und auch auf die Eingliederung in die Arbeitswelt aus.

Der Ausländerbeauftragte
Martin Neumeyer, Landrat von Kelheim und 16 Jahre Ausländerbeauftragter der bayerischen Staatsregierung, schilderte persönliche Erfahrungen. In Anlehnung an die berühmten Merkel-Worte formulierte er: „Ja, wir schaffen das!“ Man müsse aber die Menschen mitnehmen, die zu dieser Entscheidung nicht gefragt worden seien und jetzt mit den Flüchtlingen leben sollten. Ralf Holtzwart, Bayernchef der Bundesagentur für Arbeit, sah die Eingliederung in die Arbeitswelt als Voraussetzung für eine gelungene Integration. Von den 160.000 Flüchtlingen in Bayern würden 75.000 eine Anstellung suchen.

30.000 hätten sie bereits gefunden, in allen Bereichen von Handwerk und Industrie. Hannelore Schnelzer, die Projektleiterin der Rotkreuz-Initiative für traumatisierte Flüchtlinge, stellte ihre Arbeit mit zahlreichen Beispielen vor. Erfolge seien nur mit absoluter Überparteilichkeit und Unabhängigkeit möglich. Michael Schöpf SJ, Leiter des Instituts für Gesellschaftspolitik an der Münchner Hochschule der Jesuiten, forderte einen Perspektivwechsel. Die vor Hunger und Krieg Geflüchteten würden überwiegend auf Abschottung und Restriktionen stoßen. Er forderte die Schaffung von „Communities“, wo sich Einheimische und Flüchtlinge begegnen und die Isolation der „Fremden“ überwinden könnten.

Der Verfassungsrechtler
Friedhelm Hufen, Professor für öffentliches und Verfassungsrecht an der Universität Mainz, beleuchtete das Thema aus juristischer Sicht. Die Verfassung sei nicht starr, sondern werde immer wieder den neuen Gegebenheiten angepasst. Ein wichtiges Grundrecht sei die Religionsfreiheit. „Integration“, stellte der Mainzer Professor fest, „ist ein Verfassungsauftrag“. Eine lange Diskussion sorgte dafür, dass die Themen noch einmal verstärkt und Fragezeichen beseitigt wurden.