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Augsburg

Kojenkabine – nächtlicher Schutz für Obdachlose

Augsburg - Kojenkabine – nächtlicher Schutz für Obdachlose
Annabelle Schmid und SKM-Pressesprecherin Dr. Pia Haertinger freuen sich über den großen Erfolg der Koje. © Marcus Merk

Past-Präsidentin Annabelle Schmid (RC Augsburg-Renaissancestadt), sorgte letztes Jahr für die erste „Augsburger Koje“. Eine großartige Idee zum Nachmachen

01.03.2025

Bei der Koje handelt es sich um eine abschließbare Schlafkapsel als geschützte und sichere Übernachtungsmöglichkeit für Obdachlose. Sie besteht aus einer gedämmten StahlblechSandwich-Konstruktion, die mit vielfältiger Technik und Sensorik ausgestattet ist. Zum Beispiel wird gemeldet, wenn die Kabine aufgesucht und von innen verriegelt wird. Die Augsburger Koje wurde in Ulm gebaut, hier entstanden bereits mehrere dieser Kabinen und wurden von der Stadt und den Trägern der Ulmer Wohnungslosenhilfe 2023 als sogenannte Ulmer Nester in Betrieb genommen. In Augsburg steht die Kabine nun seit rund einem Jahr im Innenhof des katholischen Verbands für soziale Dienste e. V. Augsburg (SKM), der auch den Zugang zu Sanitäranlagen ermöglicht. Anders als in Notunterkünften sonst üblich, darf in die Koje auch ein Hund mit hinein.

Frauen bevorzugt

Von den derzeit rund 60 potenziellen Klienten im Augsburger Stadtgebiet hat bereits in den ersten drei Monaten des Probelaufs jede/-r Vierte dieses Angebot mindestens einmal wahrgenommen. Es gilt das „first come – first served“-Prinzip, aber Frauen erhalten bevorzugten Zugang. Nach anfänglich teils zu hohen Erwar tungen („Ist ja gar keine Wohnung“) wird der sichere Schutzraum mittlerweile sehr geschätzt, bisweilen auch von Paaren. Die Wärmeisolierung der unbeheizten, aber belüfteten und beleuchteten Koje ist auch im Winter ausreichend und schützt vor Erfrieren, sofern die Klienten möglichst im Inneren verweilen. Nach einem morgendlichen Kaffee inklusive sozialer Fachberatung für den Übernachtungsgast erfolgt eine Reinigung der Koje. Die Belegungsquote lag in den Wintermonaten bei annähernd 100 Prozent, im Frühjahr/Sommer 2024 bei circa 50 Prozent.

Signal der Fürsorge

Die Koje ist als ein Signal gedacht, sie kann natürlich nur punktuell und begrenzt Not lindern und konkurriert nicht mit den offiziellen Angeboten. Sie setzt ein spezifisches Zeichen der Fürsor ge, der Mitmenschlichkeit und der Hoffnung. Vor Kurzem wurde die Koje schließlich noch vom Augsburger Künstler Raos Mirage vom Bunten e. V. farblich gestaltet.

Wolfgang von Scheidt