Distrikt 1820
Mehrheit für Vereinsgründung
Auf der Halbjahreskonferenz des Distrikts 1820 befassten sich die Freundinnen und Freunde in Wiesbaden mit einem bunten Strauß an Themen.
Die Vielfalt reichte von Peace Fellows über End Polio Now und Mitgliedergewinnung bis hin zu Jahresabschluss und Entlastung von Governor und Schatzmeister. Angeregt diskutiert wurde über die Frage, ob der Distrikt als eingetragener Verein (e.V.) organisiert werden soll. Jeder Club, der in Wiesbaden vertreten war, hatte eine Stimme. Das Ergebnis lautete: 47 Ja-Stimmen und sieben Nein-Stimmen bei fünf Enthaltungen.
1890 liefert "Blaupause"
Zur Vereinsgründung berichtete Wolfgang Bülow, Past Governor aus dem Distrikt 1890. Er war vom deutschen Governorrat beauftragt worden, eine "Blaupause" für die übrigen Distrikte zu entwickeln, auf deren Basis diese sich dann ebenfalls inkorporieren können. Im Distrikt 1890 ist das Verfahren inzwischen abgeschlossen: Nachdem die im Distrikt erarbeitete Satzung von Rotary International (RI) genehmigt worden war, wurde der Distrikt-Verein zunächst von zwölf Clubs als "Kernmitglieder" gegründet und im Vereinsregister in Hamburg eingetragen. Im Nachgang sind dann alle übrigen Clubs des Distrikts dem Verein beigetreten, was von RI als Voraussetzung für die Inkorporierung eines Distrikts verlangt wird.
Verein soll Haftungsrisiko mindern
Zum Hintergrund berichtete Wolfgang Bülow, dass es mehrere Auslöser gab, um sich mit der Frage der Inkorporierung eines Distriktes zu befassen: Zum einen gibt es immer wieder Schwierigkeiten, wenn Distrikte bei Kreditinstituten ein Bankkonto eröffnen oder einen Schatzmeisterwechsel eintragen lassen wollen. Zum anderen ist unklar, wer im Distrikt haftet: Aus Sicht von RI ist dies immer der Distriktgovernor (DG). Wenn allerdings aufgrund einer Handlung im Distrikt – etwa im Rahmen des Jugendaustausches – ein Schadensersatzanspruch geltend gemacht wird, dürfte die Antwort auf die Haftungsfrage deutlich komplexer ausfallen. Nach Einschätzung von Juristen – so berichtete Wolfgang Bülow – könne die derzeitige Struktur der Distrikte im Streitfall als Gesellschaft bürgerlichen Rechts betrachtet werden mit der möglichen Folge einer gesamtschuldnerischen Haftung der Vereinsmitglieder. Das bedeutet konkret: Jeder Club, aber auch jedes einzelne Clubmitglieder kann für den gesamten Schaden in Anspruch genommen werden. Hier soll die Gründung eines Distriktvereins mit Eintragung im Vereinsregister künftig für Abhilfe sorgen und Klarheit schaffen: Für den Distrikt haftet dann nur noch der Verein und sein Vorstand.
Zoom-Meetings vor der Konferenz
Im Distrikt 1820 war in drei Zoom-Meetings das Für und Wider einer Vereinsgründung auf Distriktebene vor der Halbjahreskonferenz erörtert worden. Doch ungeachtet dessen ist der Diskussionsbedarf in einigen Clubs noch groß. Einige Freundinnen und Freunde hinterfragten Sinn und Zweck einer solchen Vereinsgründung. Auch wurden Fragen zum weiteren Verfahren gestellt. Schließlich hat sich die Mehrheit der anwesenden Clubs (47 Ja-Stimmen, sieben Nein-Stimmen, fünf Enthaltungen) für die Inkorporierung des Distriktes ausgesprochen.
Zwölf Clubs starten
Wie geht es nun weiter: Nach Genehmigung der Inkorporierungsverfahrens durch RI soll – genauso wie im Distrikt 1890 – zunächst ein Kernverein mit zwölf Clubs gegründet werden. Anschließend können noch notwendige Anpassungen und Korrekturen der Vereinssatzung vorgenommen werden. Interessierte Clubs, die bereit sind Gründungsmitglied zu werden, können sich beim Distrikt melden.
Parallel dazu sollen Gespräche mit den Clubs geführt werden, bei denen noch Vorbehalte gegenüber dem eingeschlagenen Weg bestehen. Hierzu werden in Kürze vom Distrikt zwei Ansprechpartner benannt. Nach und nach können dann alle Clubs – ohne Zeitdruck – dem Verein beitreten. Weitere Infos finden Sie auf der Webseite des Distrikts 1820.
Bernhard Vogt
Peace Fellows
Mit seiner Friedensarbeit leistet Rotary kleine Beiträge zum großen Ziel
Jeder Ansatz, der Konflikte abbaut und nach Konflikten Versöhnung herbeiführt, ist ein guter Schritt. Rotary hat seit 20 Jahren ein Stipendienprogramm für "Peace Fellows", die sich an internationalen Universitäten für ein oder zwei Jahre in Methoden der Friedensarbeit bilden und dabei praktische Projekte an Konfliktherden entwickeln. Auf der Halbjahreskonferenz stellte Eva Czermak, eine ehemalige Stipendiatin aus Österreich und heute für die Caritas in der Ukraine tätig, das Peace-Fellow-Programm vor. Zudem regte sie die finanzielle Beteiligung von Clubs an drei ausgewählten Projekten an (Ukraine/Russland, Georgien/Ossetien, Syrien). Peace-Chair Reinhard Fröhlich rief die Clubs auf, Jugendliche bis 35 Jahren für einen Wochenende-Workshop zum Thema "Frieden machen" (29. und 30. März in Fulda) zu benennen.
Kontakt: rf.froehlich@web.de
Neue Mitglieder für Rotary
Das Thema Mitgliedergewinnung ist ein rotarischer Dauerbrenner. Das zeigt sich nicht nur auf der Ebene von Rotary International.
Dort wird gerade an einer Optimierung des "Membership Leads"-Programms gearbeitet. "Auch die Mitgliederzahlen unseres Distrikts schaffen ein Bewusstsein für das Thema – für 77 Clubs 89 neue Mitglieder in vier Jahren zu gewinnen, das reicht nicht aus", machte Cara Dielmann, Verantwortliche für den Clubdienst im Distrikt 1820, auf der Halbjahreskonferenz deutlich.
Als Clubdienst, der sich mit dem komplexen Thema "Erweiterung" beschäftige, müsse man in den Clubs Bewusstsein für die Bedeutung der Aufnahme von neuen Mitgliedern schaffen und Möglichkeiten zeigen, wie das gelingen könne. "Um dies zu erreichen, haben mein Distriktkollege Karl-Norbert Merz, der sich speziell des Themas 'Erweiterung' angenommen hat, und ich auf der Distrikt-Halbjahreskonferenz eine spannende Paneldiskussion zu dem Thema auf die Bühne gebracht und verschiedene Ansätze zur Gewinnung neuer Mitglieder und mögliche Angebote für bestehende Mitglieder greifbarer gemacht. Unsere Panel-Teilnehmer aus drei sehr unterschiedlichen Clubs haben uns vertiefte Einblicke in das Vorgehen innerhalb ihrer Clubs gewährt und damit bei den anwesenden rotarischen Freundinnen und Freunde spannende Impulse gesetzt", blickt Cara Dielmann auf die Konferenz zurück. Wir fassen die zentralen Aussagen der Repräsentanten der drei Clubs zusammen.
- Aurelio Fichtner, RC Frankfurt am Main:
Der RC Frankfurt am Main sei einer der größten (140 Freundinnen und Freunde) und traditionsreichsten Clubs (fast 100 Jahre) in Deutschland, aber deshalb keine erstarrte Organisation, berichtete Aurelio Fichtner. Während der vergangenen 20 Jahre habe der Club 90 neue Mitglieder gewonnen, also rechnerisch vier bis fünf jedes Jahr, und damit gleichsam einen komplett neuen Club von durchaus überdurchschnittlicher Größe durch Integration in den existierenden Club neu begründet. Die Größe des Clubs sieht Aurelio Fichtner als Stärke, denn Größe stehe für "pure Dynamik". Es gebe weniger Grüppchenbildung und der Club könne dank seiner Größe das nach Lebensphasen schwankende Engagement seiner Mitglieder in der Bilanz des Cluballtags ausgleichen. Denn die Lebensphasen änderten sich, "da muss man offen sein". Insofern sei Präsenz schon lange kein Kriterium mehr für die Qualität des Engagements der Freundinnen und Freunde. Der RC Frankfurt am Main sieht sich als Club für Menschen, die etwas bewegen sowie Gesellschaft gestalten wollen und dafür die nötige Spendenbereitschaft mitbringen. Entsprechende Kandidaten spreche der Club gezielt an, und trete damit auch gerne in den Wettbewerb mit anderen Clubs. Im Vergleich zu anderen Clubs lege der RC Frankfurt am Main "einen stärkeren Fokus auf gemeinsames Gestalten und gesellschaftliches Engagement, während die Pflege von Freundschaft dabei eine bereichernde Ergänzung ist".
- Felix Cord, RC Frankfurt Rhein-Main:
Felix Cords Club ist ein junger Club. Er hat sich 2020 in der Corona-Pandemie als Club für jüngere Menschen im Beruf gegründet. Der Club ist – entsprechend seiner Altersstruktur, digital affin und fleißig in den sozialen Medien unterwegs. Er setzt auf Hands-on-Projekte und erreicht auch dadurch Bekanntheit und neue Mitglieder. Diese gewinnt Frankfurt Rhein-Main nicht nur durch Ansprache, sondern auch durch Selbstbewerbung. Jüngere Leute, die von den Zielen von Rotary überzeugt seien, wollten mitmachen, berichtete Felix Cord. Etwa die Hälfte der Mitglieder sei nach einer Selbstbewerbung aufgenommen worden. Damit sei der Club auch für ehemalige Rotaracter attraktiv, die dieses Prinzip ohnehin kennen. Damit praktiziere der Club eine Offenheit, mit der er Menschen aus allen Lebensbereichen gewinne und die ihn mit Diversität bereichere.
- Steven Bailey, RC Wiesbaden Rhein-Main:
Der Club, berichtete Steven Bailey, sei sieben Jahre jung, strebe aber schon auf eine Zahl von 100 Mitgliedern zu. Das liege an der Besonderheit, dass der Club von Beginn an nicht nur, aber auch Paare aufgenommen habe. Das Durchschnittsalter liege bei 50 Jahren und damit seien auch zahlreiche Mitglieder zwischen 30 und 40 Jahre alt. Es seien viele Familien mit Kindern im Club und dieses Faktum entwickele seine eigene Attraktivität für Freundinnen und Freunde, die neben Beruf und Rotary vor allem ihre Familie im Mittelpunkt ihres Lebens sehen. Und manchen, sagte Steven Bailey, empfehle er auch einmal eine "Pause zu nehmen", bis sie wieder mehr Reserven haben, um aktiv zu sein. Es gehe jedoch nicht allein um Präsenzen im Club, sondern es gebe mit Social-Media-Aktivitäten, dem Auflegen von Global Grants und Hands-on-Projekten so viele weitere Möglichkeiten, die Idee von Rotary mit den Freundinnen und Freunden zu leben. Der Club sei engagiert, zeichne sich durch Diversität aus und sei auch darum sehr gut vernetzt in Wiesbaden.
Autoren: Cara Dielmann / Claus Müller v.d. Grün