Minister als Küchenjunge für einen guten Zweck

Die Flammen schlugen hoch, als Landwirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommerns, Till Backhaus, auftrat. Der Minister dürfte das gewohnt sein. Nur ging es diesmal nicht um Agrarsubventionen oder ausufernde Bauern-Bürokratie: Gehüllt in eine Küchenschürze, in der Hand Flambiergerät, Kochlöffel oder Grillzange, wagte sich Backhaus an die Anrichtung exquisiter Speisen in der "Strandhalle" von Binz. Anlass war das erste Charity Dinner des Rügener Rotary Club. Über 70 Gäste kamen, Inselpublikum zumeist, aber auch auswärtige Gourmets wie Ex-Kultusminister Hans-Robert Metelmann oder Thomas Grundke, Präsident des Rotary Club in Stralsund.

Es war ein aufwändiges Menü, das sich Toni Münsterteicher, Chef der "Strandhalle", hatte einfallen lassen. Unter seiner Anleitung brutzelten Rinderfilets, wurde Gemüse geschält und geschnitten, wurden Soßen und Suppen gerührt und schließlich "Scheiterhaufen" errichtet, das berühmte regionale Dessert aus geriebenen Äpfeln, Karamellkruste und Vanilleeis. "Pass auf deine Finger auf", so Münsterteicher zu Backhaus an der Apfelreibe, "sonst sind sie zu kurz zum Unterschreiben." Im fröhlichen verbalen Schlagabtausch zwischen Maître de Cuisine Münsterteicher und Teilzeit-Hilfskoch Backhaus entstand so ein mehrgängiges Festmahl, der mobile Show-Herd inmitten des Gastraumes glühte, unablässig wurde nachgefüllt und serviert – unter anderem vom Minister, der es sich nicht nehmen ließ, auch als Kellner zu brillieren.

Dabei humpelte er ein wenig, gerade war sein Knie frisch operiert worden. Er kam dennoch, der angezeigte Spendenzweck des Charity-Events setzte offenbar ungeahnte Kräfte frei. Denn der Nährwert des Abends wurde nicht in Kalorien gezählt, sondern in Spendengeld: Die rund 17.000 "erspeisten" Euro gehen zur Gänze an das Kinder- und Jugendhospiz des Fördervereins "Leuchtturm e.V.". Dessen Projektleiterin Yvonne Werner zeigte sich  begeistert: "Mit so einer Summe haben wir nicht gerechnet. Es war eine tolle Aktion der Rügener Rotarier."

Das stationäre Hospiz für Kinder und Jugendliche bis 27 Jahre entsteht derzeit in Stralsund. Dort sollen die jungen und schwer erkrankten Patienten mit ihren Familien in ihrer letzten Lebensphase so angenehm und würdevoll wie möglich begleitet werden. Acht Betreuungsplätze und zusätzlich acht Familienzimmer werden geschaffen. Rund neun Millionen Euro sind dafür zu stemmen. Mit den Rügener Rotariern engagiert sich auch der Rotary Club Stralsund tat- und finanzkräftig an der Realisierung. Der Abend in Binz mag nur ein kleiner Schritt dahin gewesen sein. Doch weitere sollen folgen. "Wir sind auf den Geschmack gekommen, wir werden solch ein Dinner mit einem prominenten Hilfskoch auf jeden Fall wiederholen", so Holger Kliewe, Präsident 2023/24 des Rotary Clubs Rügen.

Ein kleiner Höhepunkt des Abends war die Versteigerung eines Glases Honig. Produziert hatte es Richard Backhaus, elfjähriger Sohn des Landwirtschaftsministers und einer der jüngsten Hobbyimker in M-V. Sage und schreibe 500 Euro wurden dafür gezahlt. Yvonne Werner vom Leuchtturm e.V. mag das runtergegangen sein wie  ... – na eben wie Honig.