RC Markdorf
Naturschutz vereint mit Geschichtsbewusstsein
BUND und RC Markdorf pflegen die Markdorfer Siechenwiesen. Fast führt die aktuelle Corona-Krise vergangene Epidemien, wie die mittelalterlichen Pest- und Pockenzeiten mit den - mangels wirksamer medizinischer Mittel - „hinsiechenden“ Kranken, vor Augen.
Die am westlichen Ortsrand Markdorfs in Richtung Bermatingen gelegenen "Siechenwiesen und -äcker" boten eine wirtschaftliche Grundlage für die beiden Siechenhäuser außerhalb der Stadtmauern Markdorfs, wo in vorigen Jahrhunderten Infizierte aus Angst vor Ansteckung versorgt wurden.
Vor diesem historischem Hintergrund der "Siechenwiesen" überwog natürlich der Gedanke der Landschaftspflege, zu dem sich Mitglieder der BUND-Ortsgruppe Markdorf und des Rotary Clubs Markdorf bereits zum zweiten Mal am letzten Wochenende trafen. Die am 14. November gemeinsam begonnene Entholzungsaktion der Feuchtwiesen dient der Erhöhung der Artenvielfalt dieses Biotops, weil sich durch die lichten Stellen mehr Insekten und Kleinlebewesen ansiedeln, die die Grundlage für ein gut funktionierendes und vielfältiges Öko-System bieten.
Sie trägt zugleich zum Erhalt der historischen Flurstücke "Siechenäcker" bei, an deren Rand eines der Markdorfer Siechenhäuser stand. Heute beginnt hier der Fahrradweg nach Bermatingen.
Von diesen "Siechenäckern und -wiesen" wurde auch das zweite, östlich der Stadtmauer gelegene Siechenhaus hinter dem Heilig-Geist-Spital an der heutigen Auenstraße versorgt. Denn die Markdorfer Heilquelle bei den Auen war ein gefragter Krankenmagnet, deren 1775 attestiert hoher Schwefelgehalt eine gewisse Heilwirkung — neben dem Heilmittel Glaube — erklärbar macht. Hierher kamen zu Heilzwecken sogar "… auf Karren hergebrachte fremde Kranke". Das heilsame Quellwasser, das laut Überlieferung sogar die "… Plattern (Pocken) vertreibt", diente auch den Kranken des Siechenhauses bei den noch heute daran erinnernden Markdorfer "Siechenwiesen", um deren Pflege sich BUND und RC Markdorf derzeit erfolgreich bemühen.
Michaela Vogel