Distrikt 1841
Nur die Spitze des riesigen Eisbergs
Der neue Governor Albert Gilg appelliert an seine Freunde, ihre Taten und Projekte stärker in der Öffentlichkeit darzustellen.
Im Annahof mitten in Augsburg hat Lisa Neugebauer ein Shelter-Zelt aufgebaut. Für Albert Gilg ist das die Spitze des Eisbergs. „Wir haben viele gute Projekte, aber vieles wird nicht sichtbar. Wir haben eine Eisberg-Situation“, sagte Gilg, der neue Governor des Distrikts 1841, als er auf der Distriktkonferenz über die Foundation-Projekte des Clubs berichtete. Wasserprojekt in Tansania, Gesundheitsvorsorge in Indien und Ausbildung in Kenia, um nur einige zu nennen. Aber wer weiß das schon außerhalb Rotarys? „Wir müssen uns auch nach außen darstellen“, appellierte Gilg an die Freunde im Saal des Annahofes.
Zumindest einigen Kindern und ihren Eltern dürfte Rotary inzwischen ein Begriff sein. Die Clubs hatten einen Lesewettbewerb ausgeschrieben, die Finalisten wetteiferten auf der Bühne um den ersten Platz. Dass Rotary neben Kindern auch Jugendliche begeistern kann, hatten die Inbounds und Outbounds am Vorabend gezeigt. Sie stürmten die Bühne und stimmten Lieder aus ihren Heimatländern an.
Überhaupt zeigte sich der Distrikt sehr musikalisch. Zwischen Finanzvortrag und Festrede sangen die Augsburger Domsingknaben unter Leitung des Domkapellmeisters und Rotariers Reinhard Kammler Frühlingsweisen, darunter das Lied „Ein Stückchen Heiterkeit“. Der Titel sollte das Motto des Treffens sein. Doch zunächst kam ein bisschen Missstimmung auf.
historischer boden
Über „Flucht nach Deutschland“ sollte Thomas Silberhorn sprechen, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Doch er kam nicht.
Bevor dann nochmals die Musik den Ton angab, übergab der scheidende Governor Paul Waning die, wie er sagte, „Insignien der scheinbaren Macht“ seinem Nachfolger Gilg. Der Distrikt bedankte sich bei Mozart-Freund Waning mit einem Mozart-Porträt. Es zeigt den Komponisten, wie er aussähe, wenn er heute lebte. Eine sichtbare Verbindung zwischen Tradition und Moderne, ebenso wie der Tagungsort. Der Annahof war einst ein Karmeliterkloster, Martin Luther traf sich hier 1517 mit dem päpstlichen Gesandten Thomas Cajetan – und musste dann fliehen. Der Abschluss der Distriktkonferenz war versöhnlicher. Michael Nonnenmacher gab ein Orgelkonzert.
Hermann J. Olbermann