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Distrikt

Rotarische Blaupause

Distrikt - Rotarische Blaupause
Dag Moskopp, Direktor der Klinik für Neurochirurgie im Vivantes-Klinikum Friedrichshain, mit Medizinstudierenden © Privat

Eine Chance für internationale Studierende aus der Ukraine genauso wie für Deutschlands Bemühungen um Fachkräfte.

01.11.2022

Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine flohen viele Menschen nach Deutschland. Die Geflohenen bekamen direkt einen Aufenthaltstitel, der es ihnen erlaubt, sich frei in Deutschland zu bewegen und zu arbeiten. Unter den neu in Deutschland angekommenen Menschen befanden sich auch mehrere Tausend internationale Studierende, die bis zum Ausbruch des Kriegs in der Ukraine studierten: Mediziner, Informatiker, Ingenieure – junge Menschen vom ersten Studienjahr bis zum fertigen Arzt, überwiegend aus afrikanischen Herkunftsländern. Ihr primäres Ziel ist es, das Studium erfolgreich abzuschließen. Anders als bei Geflohenen mit ukrainischem Pass gilt der Aufenthaltstitel für sie nicht für zwei Jahre, sondern war bundeslandabhängig bis August 2022 befristet. Für die meisten Studiengänge sind zudem Deutschkenntnisse auf dem Niveau C1 notwendig. Der Rotary Club Berlin-Humboldt wurde über sein Mitglied Volker Wittpahl und seine Frau auf die Situation aufmerksam: Auf einmal sind mehrere Tausend qualifizierte Akademiker im Land, und gleichzeitig wirbt die Regierung mit viel Mühe Fachkräfte im Ausland an.

Pragmatische Lösung

Die Clubfreunde traten daraufhin über ihre beruflichen Netzwerke in den Dialog mit den Agenturen für Arbeit und Landeswirtschaftsförderungen und fanden eine pragmatische Lösung: Falls die Studierenden einen Arbeitsvertrag in einem Mangelberuf oder als Fachkraft haben, mit dem sie ihren Unterhalt finanzieren können, dürfen sie in Deutschland bleiben und ihr Studium fortsetzen, was dank des kontinuierlichen Online-Unterrichtes der ukrainischen Hochschulen kein Problem darstellt.

Für die Studierenden muss also eine Teilzeittätigkeit in deren zukünftigem Betätigungs feld gesucht werden, die ihren Unterhalt finanziert, gleichzeitig aber auch die Fortsetzung des Online-Studiums erlaubt. Vor ein paar Wochen wurde diese Vorgehensweise für vier angehende Mediziner mithilfe von Clubmitglied Dag Moskopp und seinem Arbeitgeber, den Vivantes-Kliniken, umgesetzt. Die Studierenden gehen nun einer Teilzeittätigkeit im Schichtbetrieb in der Zentralsterilisation nach, erhalten darüber hinaus noch die Chance, unter der Regie von Dag Moskopp Einblicke in die Praxis zu bekommen.

Das Land Berlin hat nun den Aufenthaltsstatus für die internationalen Studierenden aus der Ukraine verlängert, sodass mittels obiger Blaupause seit Oktober etwa 50 weitere Studierende in Bernau sowie weitere zwölf in Frankfurt/Oder als Pflegehelfer an Kliniken arbeiten und ihr Medizinstudium online fortführen. Beide Kliniken bieten ihnen zudem Wohnräume und eine berufliche Perspektive für die Zeit nach dem Studienabschluss. Dank des Engagements des Rotary Clubs Berlin-Humboldt wurde über die Situation und die Blaupause im ZDF sowie im Deutschlandfunk berichtet.