Palästinenserin
Spendenaktion nach beeindruckendem Vortrag
Die aktuelle Situation im Westjordanland war Thema beim Online-Vortrag der Palästinenserin Faten Mukarker im Rotary Club Einbeck-Northeim.
Der Präsident des Rotary Clubs Einbeck-Northeim, Alexander Coenen, konnte in einer Zeit weltpolitischer Ereignisse um den Nahostkonflikt nach dem ehemaligen Sprecher der israelischen Armee, Arye Shalicar, die Schriftstellerin, Christin und Friedensaktivistin Faten Mukarker als Referentin "online" zu einem Zoom-Meeting begrüßen. Der Kontakt war im Herbst 2019 anlässlich einer Polizeireise des ehemaligen Northeimer Polizeichefs Hans Walter Rusteberg in Israel entstanden.
Faten Mukarker ist 1956 in Beit Jala bei Bethlehem geboren und griechisch-orthodoxe Christin. Bald nach ihrer Geburt zogen die Eltern nach Deutschland in die Nähe von Köln, denn ihr Vater fand Arbeit als Schriftsetzer in Bonn. 1975 kehrte sie mit guten Deutschkenntnissen nach Beit Jala/Bethlehem zurück.
Zusätzliche Erschwernisse durch Corona
In ihrem Vortrag beschrieb Mukarker die bedrohliche Lage in den Autonomiegebieten, zu denen auch die Stadt Betlehem mit ihren 30.000 Einwohnern gehört. Heute ist das Leben in den palästinensischen Autonomiegebieten noch zusätzlich durch Corona erschwert. Seit März sind diese Gebiete komplett vom Tourismus abgeschnitten, der eine wichtige Einnahmequelle darstellt. Die Krankenversorgung mit einem Krankenhaus für rund 200.000 Menschen ist völlig unzureichend, zumal es kaum Beatmungsgeräte gibt.
"Mit Bildern von der bis zu acht Meter hohen Grenzmauer und auch von neuen israelischen Siedlungen im Westjordanland versuchte Faten Mukarker, uns die beklemmende Situation zu verdeutlichen, in der sie mit ihrer Familie leben muss", so Hans Walter Rusteberg. Eine Hoffnung auf Besserung ihrer Lage war ihren Worten nicht zu entnehmen, zumal die saudisch-arabische Friedensinitiative von 2002, die Israel eine Anerkennung als Staat durch die arabische Welt versprach, wenn dieser den Staat Palästina anerkennt, durch die neuen Beziehungen zu einigen Golfstaaten für die Vortragende obsolet erscheint, da der Druck auf Israel nachlassen wird.
Grenzmauer durch die familieneigenen Olivenhaine
Mukarker schilderte ihre eigene Betroffenheit bei der Landnahme Israels. Soldaten bauten quer durch die familieneigenen Olivenhaine eine neue Grenzmauer, ohne dass man dagegen etwas unternehmen konnte. Obwohl der Internationale Gerichtshof in Den Haag den Bau von Mauern auf palästinensischem Gebiet vor 15 Jahren als völkerrechtswidrig eingestuft hatte, änderte sich nichts.
Besonders eindrücklich schilderte Fatah Mukarker auch den täglichen Kampf um das Wasser, der in den trockenen, teils wüstenähnlichen Gebieten ständiges Thema ist. "Obwohl der Staat Israel das Grundwasser im Westjordanland fördert, müssen die Einwohner es teuer kaufen und bekommen es nur rationiert, unregelmäßig meist nachts in die Tanks auf den Hausdächern gepumpt", fasst Rusteberg ihre Ausführungen dazu zusammen.
Trumps Friedensplan als Chance?
Am Ende ihres eindrucksvollen Vortrags ging Fatah Mukarker noch auf den Friedensplan von US-Präsident Donald Trump ein, der vorsieht, dass Palästina zusätzliche Wüstengebiete südlich des Gaza-Streifen an der ägyptischen Grenze bekommt, dass Gaza und das Westjordanland mit einem Tunnel verbunden werden und dass fast alle illegalen Siedlungen der Israelis legalisiert werden sollen. "Auch ohne eine Bewertung ihrerseits wurde deutlich, dass dadurch eine Zweistaatenlösung nicht unbedingt näher rückt", so Rusteberg.
Eine spontane Spendensammlung per WhatsApp im Anschluss an den Vortrag erbrachte mehr als 1000 Euro zur Unterstützung der Hilfsprojekte von Faten Mukarker.
Hans Walter Rusteberg