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Distriktkonferenz

Über Grenzen hinweg

Distriktkonferenz - Über Grenzen hinweg
Zum "In-die-Kette-Beißen": Das Governorjahr 2020/21 hielt jede Menge Schwierigkeiten bereit. Doch Marja Ritterfeld ging souverän damit um. © D1850

"Goedemorgen!" zeigte der Chat in vielen Einträgen zu Beginn und machte deutlich: Die Distriktkonferenz wird 2021 "grenzenlos". Aus D1850 und D1590 trafen sich über 100 deutsche und niederländische Rotarier plus Gäste zum gemeinsamen Jahresabschluss.

30.06.2021

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Die Einladung machte es schon deutlich: Das wird eine deutsch-niederländische Konferenz mit vielen Umweltthemen.

Der niederländische Touch im Chat lag daran, dass die gebürtige Niederländerin Marja Ritterfeld in diesem Jahr Governorin im deutschen Distrikt war und gleich nebenan in den Niederlanden der Deutsche Clemens Groppe das höchste Amt im Distrikt 1590 innehatte. Da lag eine gemeinsame Konferenz nahe, zumal es viele Verbindungen zwischen den Clubs der Distrikte gibt.

Ende Juni trafen sich also die Rotarier mit einigen Amtsträgern und Freunden im Gymnasium Nordhorn in persona und über 100 Rotariern aus den beiden Distrikten am Bildschirm.

Der Jahresrückblick zeigte: 2021 hatte es in sich. Deshalb lautete das wichtigste Motto "innehalten, durchhalten, zusammenhalten", so die beiden Governors. Jede Videokonferenz ermöglichte aber immerhin noch den Gebrauch — wenn auch nicht aller fünf Sinne, so doch einiger Sinne. Jetzt gelte es, wieder zu fühlen, dass man zusammensein könne, so Marja Ritterfeld, die unter anderem von einer Fahrradtour berichtete, die ein 95-Jähriger organisiert hatte, um mit seinen Freunden aus dem RC Melle-Wittlage wieder ein Stück Normalität zu erleben.

Neue Fähigkeiten erworben

Im Jahr 2021 habe man vieles gelernt, konstatierten die Governors. Präsenzmeetings seien - soweit möglich - weiter auf der Tagesordnung. Doch das Clubleben könne auch online oder hybrid organisiert werden. Möglichkeiten, die sich in den schwierigen zurückliegenden Monaten ergeben haben, sollten weiter genutzt werden. "Dabei müssen wir nicht nur Akktionen weiterführen, sondern auch die Menschen mitnehmen und das Kreativ-sein nicht verlernen." Weiter machte sie Mut, junge Leute aufzunehmen und zu integrieren.

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"Lasst uns Rotary weiterentwickeln!" - RI-Präsident Holger Knaack

RI-Präsident Holger Knaack erinnerte in einer Botschaft an die Convention von 2020, die Rotary gut gemeistert habe - auch wenn sie ein echtes Treffen wie im Jahr zuvor in Hamburg nicht ersetze. 2021 sei das Online-Treffen noch gewachsen. Zudem: "Ich bin wohl der erste virtuelle Präsident Rotarys, der sein Büro in Evanston während seiner Amtszeit nicht einmal betreten hat", scherzte er und verwies darauf, wie viel mehr Clubs er rund um den Erdball "bereisen" konnte, wenn auch nur online. "Diese neue Situation ist unsere Chance für ein modernes Rotary, deshalb sollten wir nicht aufhören, uns zu entwickeln", sagte er.

Ebenfalls dazugeschaltet: Jan Lucas Ket, RI-Direktor. Auch er lobte die Anpassungsfähigkeit der Clubs, ihre Belastbarkeit und Flexibilität. Für die Zukunft verwies er auf das RI-Learning Center unter rotary.org, das helfe, sich schneller zu entwickeln und auf große Herausforderungen zu konzentrieren. Neben Mut und Phantasie wünschte er den 1850ern und den 1590ern viel Erfolg.

Den wollen die Rotarier künftig vor allem für Gemeinsames reklamieren. In Planung ist ein deutsch-niederländischer Länderausschuss, der die guten nachbarschaftlichen Beziehungen und den Erfolg gemeinsamer Projekte potenzieren soll.

Leistungsschau: Was 2021 geschah

Eine Präsentation zahlreicher Projekte aus beiden Distrikten zeigte die Fülle der Aktionen, die trotz Corona umgesetzt wurden, so ein Umweltprojekt des RC Dronten (Niederlande), das Kunststoffrecycling, aber auch Landwirtschaft und einen lebenswerten Planeten in den Fokus stellt.

Ebenfalls eine Idee in Sachen Müllbeseitigung schwappte in Form eines Puzzles in den Norden und verbreitet sich bis heute rasant: Der RC Winschoten brachte in Partnerschaft mit dem RC Leer ein zweites End-Plastic-Soup-Puzzle heraus. Hintergrund: Fast 20.000 Tonnen Plastikmüll  verschmutzen jedes Jahr Ems und Dollart und schwemmen ins Meer. Der Erlös aus dem witzigen Puzzle soll mindestens zehn so genannte Sea Bins finanzieren, mit denen der Müll an der Wasseroberfläche abgefischt werden kann. Bereits jetzt wurden 3000 Puzzle verkauft. Ein erstes Motiv hatte zudem mit 53.000 verkauften Exemplaren rund 100.000 Euro eingebracht. (Infos: leer-ostfriesland.rotary.de/#neues-puzzle-fuer-saubere-meere=20202021 oder Bestellung über: rotary-puzzle@gmx.de)

Für musikalische Momente sorgte der Moderator der Distriktkonferenz, der sich galant ans Piano setzte und den Rotariern ein kulturelle Pause bescherte. 

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Gemeinsam mit Forschern wurde die Wiederverwendbarkeit von Masken geprüft und eine Reinigungsmöglichkeit ausgetüftelt.

Projekte in Coronazeiten

Ganz im Sinne von End Plastic Soup stellte auch der RC Diepholz-Vechta ein Projekt vor: Da viele Masken einfach weggeworfen werden, dachte man über Mehrfachnutzung nach. Und ja, die "Mondkapjes", wie sie im Niederländischen heißen, können nach einer Reinigung wieder gebraucht werden: Packt man die Masken in einen temperaturbeständigen Kochbeutel, verschließt ihn und versenkt diesen dann für zehn Minuten in einem Topf mit kochendem Wasser, sind die Viren entfernt und Bakterien reduziert. Nach einer Lüftungsphase, kann die Maske (so sie trocken geblieben ist) erneut genutzt werden, fand der Club mit Experten heraus. Derzeit geht es außerdem um die Entwicklung neuer Masken, da sie bisher zu 99 Prozent aus Kunststoff bestehen.

Der RC Wildeshausen-Franeker stellte ein Wasserprojekt in Afrika vor. In Tansania wurde ein PAULA-Wasserreiniger installiert, der ein Kinderhaus mit 110 Mädchen versorgt. Weitere sind geplant, denn: "Es geht nicht an, dass wir nichts tun - wir müssen das machen", so der Club, der den Bau weiterer Wasserreiniger über das Projekt plant. 

Gleich um die Ecke

Große Aufmerksamkeit erhielt auch ein Dorfverein mit Bio-Angeboten und Kultur, den der RC Overledingen-Rhauderfehn unterstützt. In einem Bio-Dorf werden Landwirtschaft, Seminar-Angebote sowie Kultur- und Urlaubserlebnisse mit Smart Energy und vielen naturnahen Umsetzungen kombiniert. Die Initiatoren wollen das Dorfleben wieder zurück aufs Dorf holen und mit den Themen Integration, Gesundheit, Mobilität, Think Tank oder Handwerk authentisch und ökologisch verbinden. Das genossenschaftliche Projekt lud Interessenten zum Besuch ein.

Ein Projekt aus Papenburg fokussiert indes vor allem auf junge Leute, die in einer historisch-ökologischen Bildungsstätte mit Schülern eine Ausstellung erarbeitete. Diese musste coronabedingt bisher auf Besucher verzichten, soll jedoch im Herbst in Meppen, Haselünne und Papenburg gezeigt werden, bevor das Projekt in ähnlicher Form in den Niederlanden Nachahmer finden wird.

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Exportschlager: Das Bier "Rotarisch Blond"

Deftig-kräftig ging der RC Uelsen-Coevorden im letzten rotarischen Jahr ans Werk: Er braute Bier. Das rotarische Blonde war zur Finanzierung eines Wasserprojekts in Ghana gedacht, wo es an klarem Nass mangelte. (Bestellung: rotarischbeer@gmail.com) Das Projekt setzt aber auch auf das Recycling der bisher genutzten (Plastik-)Wasserbehältnisse — rotarisch motvierte Studenten sollen nun Lösungen dafür finden. Das Bier auf jeden Fall schmeckt und kommt gut an: Rund 4000 Flaschen wurden schon verkauft.

Live-Nähen für gute Verbindungen

Live-Nähen auf der Bühne: Die beiden Governors wollten es genauer wissen.

Während der Übertragung ratterte auf der Bühne im Gymnasium Nordhorn eine Nähmaschine. Getreu dem Motto "Aus Alt mach Neu" entstand dort während der Distriktkonferenz ein Flaggenband. Die rotarischen Farben verschmolzen darin quasi mit den Länderfarben von Deutschland und den Niederlanden, umschlangen sich, paarten sich neu und agierten miteinander — ganz rotarisch eben. Und ein gutes Bild für die 2021er Distriktkonferenz, die ganz anders als in vorherigen Jahren, aber eben doch anregend und völkerverbindend.

In der anschließenden Mitgliederversammlung wurden Rechenschaftsbericht, und Budgetplanung vorgestellt, Ämter neu besetzt oder Amtsinhaber bestätigt. Der Rückblick zeigte auch: Elf Global Grants wurden genehmigt — insgesamt 160.000 US-Dollar — und 25 Grants werden derzeit noch umgesetzt und abgewickelt. Auch sieben Distrikt Grants kamen trotz Corona zustande mit insgesamt 53.000 Dollar aus DDF-Mitteln. Damit wurde eine Schule in Kabul ausgestattet, eine Klinik in Beirut, ein Krankenhaus in Ägypten, in Burkina Faso und Brasilien wurden Wasserprojekte, in Namibia Lehrer finanziert. Ein ordentlicher Erfolg für ein Jahr mit eingeschränkten Möglichkeiten, so das Resümee. Und als Hinweis: Ab 2021 schießt die Rotary Foundation nur noch 80 Prozent Förderung zu.

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Wie kann es weitergehen? — in D1850 diskutierten die Konferenzteilnehmer

Eine Erinnerung auch noch an die Aktion "Every Rotaran every Year". Die dabei angemahnten 100 Dollar pro Jahr und rotarischem Mitglied kommen über RDG innerhalb von drei Jahren zurück - für Projekte. Doch ein Teil der Clubs hat bisher nicht überwiesen, was die Planungen schwierig macht.

Grüße aus Afrika und Indien

Video-Botschaften aus Afrika und Indien verdeutlichten, wie geschätzt die Hilfe der Rotarier aus D1850 ist. Aus dem Distrikt 3211 berichtete Governor Thomas Vavanikunnel (Indien) von einem Wasserprojekt und Governorin Lucie Kasanga (Sambia, D9211) gab Informationen zu den Aktionen End Plastic Soup und zu Adopt a River, die in ihrem Distrikt eine besondere Rolle spielen. Das Jahr 2021 brachte auch die Gründung des Intercountry Committees (Länderausschusses) Southern Central Afrika.

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Eindrücke aus dem Governorjahr von Marja Ritterfeld

Der Rechenschaftsbericht von Governorin Marja Ritterfeld hatte viel zu bieten: die Aktion "Rotary sagt danke!", die vom RC Norderney ausging; ein digitaler Adventskalender; Cocktailmixen, Kochen, Bienenhotel-Bauen als monatliches Eventmeeting; zahlreiche RO.CAS-Sprechstunden; Neumitgliedertreffen... Sie berichtete von Spendenläufen, Kinoabenden, dem Distriktorchester, Baumpflanz- und Flüchtlingsprojekten sowie dem Start des rotarischen Make@thons für junge Leute. Für diese und weitere Projekte wurden als Anerkennung an Organisatoren und Macher Paul Harris Fellows verliehen.

Weiter frischer Wind

Nachfolger Gerd Beckmann weiß: Trotz Corona wurde 2021 viel bewegt. Der Situation angepasst werde er das Werk von Marja Ritterfeld fortführen - und ergänzen, sagte er. "Der frische Wind, den Du versprochen hast, hat gut getan. Und er hat auch in schwierigen Zeiten vieles angeschoben. Davor ziehe ich den Hut." In Kooperation mit seiner Vorgängerin will Beckmann diesen Weg weitergehen und zusätzlich vor allem ein Schulprojekt in Ruanda unterstützen.