Distrikt
Voices for Peace
Den Kronberger Rotary Clubs und Rotaract gelingt eine mitreißende Benefizveranstaltung im Casals Forum, die 25.000 Euro einspielt.
„Alles, was mit Frieden zu tun hat, geht direkt in mein Herz“. Mit diesem Zitat von Pablo Casals begann im nahezu ausverkauften Saal mit über 500 Gästen in Kronberg im Taunus ein starker Abend. Die Rotary Clubs Kronberg, Kronberg-Victoria und Rotaract Taunus gestalteten gemeinsam im Casals-Forum eine Benefizveranstaltung zugunsten von Terre des Hommes, bei der 25.000 Euro erlöst wurden.
Vielfältige Stimmen wurden hör- und spürbar. Das gilt auch für diese Rückschau. Wir blicken auf eine Veranstaltung mit Strahlkraft, die noch immer nachwirkt und haben vier Gäste gebeten, ihre persönlichen Eindrücke zu teilen.
Begleitung nach den Traumata
Nach Begrüßung und Einleitung in das Thema des Abends bedankte sich Terre des Hommes-Vorstand, Joshua Hofert, bei den beiden rotarischen Clubs aus Kronberg und Rotaract für das Engagement des Abends. Er schilderte persönliche Begegnungen mit zwei Kindern aus der Ukraine und Kolumbien, die Terre des Hommes begleitet und unterstützt bei der Bewältigung ihrer Traumata. Während das eine Kind nach dem Verlust der Eltern ein Zuhause gefunden hat, wurde das andere Kind durch Bildung unterstützt. Hoferts Schilderung zeigte auf, dass es Terre des Hommes gelungen ist, die Herzen der Kinder zu erreichen und ihre Heilung zu unterstützen. Damit machte er wiederum die Wichtigkeit des Engagements seiner Organisation spürbar.
Genau das hat auch der musikalische Beitrag von LiLa und Itai Navon bei mir erreicht, ihre Musik hat meine Seele und mein Herz erreicht. Mit viel Gefühl, sehr guter Abstimmung aufeinander und einer spielerisch, leichtfüßigen Darbietung haben beide Künstler das Publikum in ihrem Bann gezogen. Sowohl Schumann als auch Casals haben Sie mit ihrem Spiel Ehre erwiesen.
Ursula Brüggemann
Aus Gegensätzen werden Denkanstöße
„Das Podiumsgespräch, moderiert von Jürgen Kaube, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, versammelte eine breit gefächerte Gruppe von Experten auf der Bühne des Casals Forums, die Diskussionsbeiträge aus ihrem Blickwinkel zur Friedens- und Konfliktforschung, zu aktuellen Kriegen anhand des Beispiels der Ukraine sowie zur militärischen und theologischen Einordnung boten. Auf dem Podium saßen Dr. Stefan Kroll vom Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung, die Journalistin und Slawistin Tamina Kutscher, Generalleutnant a.D. Martin Schelleis sowie der Theologe und Psychologe Stefan Seidel. Die Erwartungen an das Gespräch waren hoch, da die Veranstaltung die Stimmen verschiedener gesellschaftlicher Akteure zum Thema Frieden in einer konfliktreichen Zeit zusammenbringen wollte.
Jürgen Kaube lud die Diskutanten dazu ein, ihre Sichtweise und ihre Überzeugung zum Thema Frieden vorzutragen und Lösungswege aufzuzeigen, wie Frieden in Konfliktherden herbeizuführen sei. Naturgemäß gab es recht heterogene Ansichten. Dank der Zusammenstellung des Podiums erhielt das Publikum Denkanstöße, wie man aus unterschiedlichen Blickwinkeln das Thema Frieden beleuchten und Befriedung von Kriegen herbeiführen kann. So plädierte Seidel als Theologe und Psychologe eindringlich für den Dialog und brachte ethische und menschliche Aspekte in die Diskussion ein. Er sprach über die Bedeutung von Verständigung, Empathie und Verantwortung für die Friedensarbeit. Auf Nachfrage brachte er Beispiele, wie man schon früh mit Friedenserziehung einen entscheidenden Beitrag leisten kann, Konfliktherde gar nicht erst entstehen zu lassen.
Dem pflichtete Schelleis bei, lenkte dann jedoch naturgemäß den Blick aus militärischer Sicht auf das Thema Frieden, indem er sicherheitspolitische und friedenssichernde Aspekte durch Abschreckung in den Vordergrund rückte. Er betonte die Bedeutung militärischer Stabilität als Grundlage für Friedensbemühungen, was gelegentlich im Widerspruch zu den Aussagen anderer Diskussionsteilnehmer stand. Dieser Kontrast zeigte in der Diskussion den Spannungsbogen der unterschiedlichen Perspektiven auf die Frage, wie Frieden bewahrt und wiederhergestellt werden kann.
Dem schloss sich Kutscher an und veranschaulichte mit eindrücklichen Schilderungen der Situation in der Ukraine, wie dringend Menschen in Kriegsgebieten die militärische und auch humanitäre Unterstützung brauchen. Dr. Stefan Kroll beleuchtete das Thema Frieden aus der Sicht der Forschung und konzentrierte sich auf die strukturellen und langfristigen Dimensionen von Konflikten und Konfliktprävention. Seine Argumente wirkten fundiert und wissenschaftlich untermauert, jedoch wirkte das Gespräch in diesen Momenten für einige Zuhörer vielleicht etwas theoretisch und hätte durch konkretere Beispiele lebendiger gestaltet werden können. Das Podiumsgespräch bot interessante Einblicke in die verschiedenen Perspektiven der Experten und spiegelte das breite Spektrum an Denkansätzen wider, das für das Thema Frieden nötig ist. Es war bereichernd und regte zum Nachdenken an, auch wenn es am Ende kein „Patentmittel“ bieten konnte.“
Imke Hellmanns
Brücken schlagen mit Musik
„Nach der Pause trat das Eliá Quartett – ein Teil des Bridges Kammerorchester Frankfurt - auf mit den Künstlern Johanna-Leonore Dahlhoff, Flöte, Youssef Laktina, Perkussion, Eleanna Pitsikaki, Kanun, und Andrés Rosales, Gitarre. Das Ensemble hat Musik neu gedacht, interpretiert und auf mystische Weise verzaubert. Es hat Brücken geschlagen zwischen klassischer Musik mit Händels (1685 -1759) für das Quartett transkribierten „Largo Ombra mai fu“ aus der Oper Xerxes, dem andalusisch -arabischen Liebeslied „amma Bada Yatathhanna, hin zu „Miserlou“ – einem Volkslied mit Ursprung im östlichen Mittelmeerraum des Osmanischen Reiches-, und hin zu einer Komposition des Emsemble-Mitgliedes Andrés Rosales mit dem Titel „Mindest Abstand“.
Wir erlebten das Ensemble als Reisende zwischen Musiktraditionen aus Orient und Okzident. Es erwuchsen musikalische Erzählungen wie aus „Tausend und einer Nacht“ als „Pinselstriche für das Ohr“ (Zitat einer Kritik).
Pablo Casals besinnliche Worte fügten sich bei der Impulslesung berührend in den Konzertabend ein. Ehrfurcht vor den wahren Werten des Lebens eines jeden Menschen, der Natur, ja des Universums war sein Credo. Kunst und Menschlichkeit waren für ihn untrennbar verbunden, und leidenschaftlich setze er sich für den Frieden ein. Glück wird den Menschen erst dann beschert, wenn sie brüderlich und friedfertig zusammenleben. Das galt gestern, gilt heute und wird auch in Zukunft gelten.“
Rainer Stoll
Mit- oder gegeneinander?
„Olga Zado, Ukraine, gegen Alexey Stychkin, Russland? So könnte die Überschrift lauten, wenn man dieses Duo auf seine Herkunft in Zeiten des Ukrainekriegs reduziert. Glücklicherweise ist eine solche Minimalbetrachtung nicht sachdienlich, sondern – neben dem Blick auf Olga Zado am Klavier und Alexey Stychkin an der Violine– auch ein Blick in das gesamte Farbspektrum, also raus aus dem schwarz-weiß wichtig. In Zeiten von Krieg und Konflikt gibt es kaum eine stärkere Form der Kommunikation als die Musik. Wenn Musiker aus verfeindeten Ländern zusammenkommen, um ein Duett zu spielen, ist dies weit mehr als nur ein musikalisches Zusammenspiel, es ist eine kraftvolle Botschaft der Hoffnung. Denn im Zusammenspiel der Musiker – wenn auch zunächst nur auf der Kronberger Bühne – liegt ein symbolischer Akt der Versöhnung und des Friedens. Musik kennt keine Grenzen. Sie ist ein universelles Sprachrohr, das sowohl Schmerz als auch Hoffnung sowie Mut transportiert, Menschen miteinander verbindet, die sich ansonsten möglicherweise nie begegnen würden.
Olga Zado und Alexey Stychkin begeisterten das Publikum mit zwei Werken, die ebenso wie die Herkunft der Künstler anders nicht sein konnten: zunächst spielten sie Maurice Ravels Violin Sonate Nr. 2, also ein Werk bei dem der „Komponist schon selbst glaubte, Violine und Klavier seien im wesentlichen unvereinbare Instrumente, und bemerkte, die Sonate illustiere ihre Unvereinbarkeit.“ (Arbie Orenstein). Danach spielten sie Fritz Kreislers „Kleiner Wiener Marsch“, der zwar durch den marschartigen Mittelteil das Kriegsgeschehen nicht in Vergessenheit geraten lies, aber durch seine Leichtigkeit und Melodik an eine ruhige und friedliche Wiener Caféhaus-Atmosphäre erinnerte, die zu einem gemeinsamen Verweilen und einem Dialog einlud. Nach dem bejubelten Auftritt von Olga Zado und Alexey Stychkin kann betont werden, dass trotz aller politischen Differenzen ihrer Heimatländer es eine gemeinsame Menschlichkeit gibt, die durch die Musik zum Ausdruck gebracht wurde.
Als fulminanter Abschluss dieses Abends wurden alle Gäste des Casals Forum eingeladen, aufzustehen und gemeinsam mit allen Musikern, Panelisten, Moderatoren und dem Organisationsteam die „Ode an die Freude“ zu singen. Über das rein musikalische Erlebnis hinaus war dies eine Gelegenheit zur emotionalen und geistigen Reflexion über die tiefen Werte von Freiheit, Frieden und menschlicher Solidarität. Ein besonderes Momentum, das getragen wurde von Gemeinschaft und der Überzeugung, dass Freude und Hoffnung zentrale Elemente unseres menschlichen Miteinanders sind.“
Emanuel Weidner