Eindrücke von der Weltkonferenz
Wenn sich die Welt bei Rotary trifft
Eine Weltkonferenz haben viele Rotarier noch nie erlebt. Pastgovernorin Christine Büring war in Atlanta und meint mit Blick auf Hamburg 2019, dass es Zeit wird, das zu ändern.
Die Deutschen sind keine begeisterten Convention-Besucher. Und so ist das Bild der Weltkonferenz bis auf die rotarische Berichterstattung und die vom Governor in den Clubs vorgetragenen Eindrücke meist recht vage. Auch viele der 15 deutschen und österreichischen Governors hatten noch keine Convention erlebt und wollten sich in Atlanta selbst ein Bild machen, um die Vorbereitung der deutschen Weltkonferenz 2019 in Hamburg besser unterstützen zu können.
Ein Fazit vorweg: Wer Rotary International erleben möchte und bereit ist, sich auf spontane Begegnungen einzulassen, wird beeindruckt und motiviert nach Hause gehen. Die World Convention ist Tagung, Messe und Schulung zugleich. Der Ablauf ist klug durchdacht. Morgens startet man inmitten von mindestens 20.000 anderen Rotariern in der "General Session". Sie beeindruckt mit hoch professionellen und doch authentischen Rednern, die über rotarische Ideale, Projekte, Erfahrungen und Ziele sprechen. Keiner mehr als 30 Minuten - das gilt sogar für Bill Gates.
Informationen, Diskussionen, Kontakte
Von der Eröffnung, bei der traditionell die Flaggen der 200 Rotary-Länder auf die Bühne getragen und lautstark bejubelt werden, bis zur "Closing Session", in der sich die neuen Amtsträger vorstellten und die alten verabschiedet werden, war keine der gut zwei Stunden langen Sitzungen auch nur eine Minute langweilig. Darüber hinaus standen täglich diverse "Break out Sessions" auf dem Programm. Eine bis anderthalb Stunden lang regten sie Diskussionen an.
Wie findet man neue Mitglieder? Wie beginnt man ein Alphabetisierungsprojekt? Wie fördert man Frauenprojekte? Was macht ein Peace Fellow?Wie lernt man von Fehlern in Wasserprogrammen? - Jede der 120 Fragestellungen wurde mit Best-Practice-Beispielen aus aller Welt beleuchtet und kontrovers diskutiert. Zu schaffen waren zwei, manchmal auch drei dieser Runden, die meist auf Englisch stattfanden.
Direkte Kontakte zu knüpfen ist das Ziel des "House of Friendship". Im Grunde ist es eine riesige Messe mit Projekten, Fellowships, kooperierenden Organisationen und jeder Menge rotarischer Produkte vom Pin bis hin zum afrikanischen Rotary-Hemd mit Tiermotiv. Hier traf sich die Welt. Indische Saris, nepalesische und amerikanische Hüte, taiwanesische Flaggen, vor allem aber die bunten afrikanischen Trachten bewiesen, dass sich Rotary geographisch deutlich verschiebt und auf unglaublich vielfältige Weise aktiv ist.
Vielfältiges Programm
Die Abendveranstaltungen und das Besichtigungsprogramm waren der Wahl und dem Geldbeutel jedes Einzelnen überlassen. "Vom Winde verweht" im historischen Kino, Football, ein Picknick mit Konzert für 10.000 Rotarier im Olympic Park oder die Besichtigung von Coca Cola oder dem CNN-Center konnten separat gebucht werden. Dazu gab es jede Menge kleiner und großer, organisierter und spontaner Einladungen zu Drinks oder Abendessen.
In der zur Hälfte von schwarzen und zu einem Drittel von Immigranten bewohnten Metropole Atlanta fielen die 45.000 Rotarier samt Begleitung auf. Meist mit der bunten Convention-Bag über der Schulter und einem großen Namensschild um den Hals, fluteten die Besucher die gastfreundliche Stadt. Willkommensschilder entlang der Straßen, in den großen Malls und sogar am Riesenrad zusammen mit Fernsehberichten und einer Sonderausgabe in der größten Handelszeitung setzten Standards in der Öffentlichkeitsarbeit.
Mit einer unglaublichen Zahl von Social-Media-Posts und noch mehr Selfies schickten die Teilnehmer ihre Erfahrungen und ihre Begeisterung zurück nach Hause. Viele schrieben sich auch schon zu einem Vorzugspreis für die Convention 2018 in Toronto ein.
Convention plus Urlaub oder Bildungsreise
Für viele Besucher ist die Convention Teil eines Urlaubserlebnisses. Sie planen vor und nach der Veranstaltung, allein oder als Gruppe den jeweiligen Teil der Welt zu erkunden. So wurde für viele aus der viertägigen Konferenz ein zehntägiger Südstaaten-Urlaub. Auch das gilt es bei der Planung für Hamburg zu beachten.
Beeindruckend ist, wie unkompliziert man mit Rotariern ins Gespräch und zu neuen Projekten kommt. Beim Mittagessen mit dem Weltpräsidenten erfuhr man viel über Afrika, konnte bestehende Kontakte nach Asien und Südamerika vertiefen, mit Ungarn und Kolumbien Pläne für NGSE und RFE machen oder mit amerikanischen Freundinnen beim ersten "Women in Rotary" mithelfen. Kurz: Das Netzwerk braucht greifbaren, menschlichen Kontakt.
Alle freuen sich auf Deutschland
Wenn Rotary auch Hamburg zu einem Erfolg machen will, müssen wir jetzt anfangen, die weitere Region, ja eigentlich ganz Deutschland mit einzubeziehen. Vor allem gilt es, in den Clubs über Clubreisen und Einladungen an die Partnerclubs nachzudenken. Die Welt wird nach Hamburg kommen, und jeder freut sich auf Deutschland. Auch das ist eine Erkenntnis. Alle deutschen Rotarier sind Convention-2019-Botschafter und Gastgeber dieses Weltereignisses.
Christine Büring
PDG D1950