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Standpunkt

Die komplexe Internationalität Rotarys

Horst Heiner Hellge13.02.2012

Internationalität war am 23. Februar 1905 weder Beweggrund noch Ziel der Gründung von Rotary, weder in der heutigen komplexen Erscheinungsform noch in der schlicht länderübergreifend verstandenen Typik der Organisation. Allerdings trug die amerikanische, deutsche, irische und schwedische Herkunft der vier Gründungsmitglieder unter Einschluss von Paul Harris bereits erste Anzeichen von Internationalität, dies jedoch nur im Rahmen der interkulturellen Gesellschaft Amerikas im Jahre 1905. Auch die Verfassungsdokumente von RI geben Grundaufgaben und Ziele der Internationalität nicht durch Definition, sondern eher indirekt durch Grundsätze und Zwecksetzung wieder. Unsere Internationalität ist also zunächst nur Ausprägung unserer weltweiten, alle demokratischen Länder und Regionen einschließenden und in diesem Sinne „internationalen“ Vereinigung der Rotary Clubs.

Ein trans- und multinationales Füreinander

Dieses rein formale Merkmal der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Organisation, deren Bildungs- und Service-Ideale weltweit vertreten und gelebt werden, ist im Zuge der Entwicklung Rotarys durch starke inhaltliche und ethische Komponenten erweitert worden und erweist sich heute als Inbegriff einer komplexen humanitären Ausrichtung unserer Vereinigung, die Dienstbereitschaft im täglichen Leben, Freundschaft, ethische Grundsätze im Berufs- und Privatleben, Weltfrieden und Völkerverständigung als bewusst verfolgte „Weltaufgaben“ und jedem Einzelnen obliegende Fürsorge- und Vorsorgepflicht über Landesgrenzen, Kontinente, zivilisatorische, politische, religiöse und kulturelle Grenzen hinaus fördert. Dieser Begriff von Internationalität hat damit auch die Frieden stiftende oder wahrende „transnationale“ Komponente in sich aufgenommen und unter starker ethischer Betonung das einfache internationale Mit-Einander in ein trans- und multinationales Für-Einander fortentwickelt.

 

„Internationale“ Aufgaben Rotarys werden im Weltgemeindienst umgesetzt, in der einmalig erfolgreichen PolioPlus-Aktion, im großartigen weltweiten Jugendaustausch, in aktiv gelebten internationalen Clubpartnerschaften und bei Familienbesuchen, auf Ländertreffen, im GSE-Studiengruppenaustausch und vor allem durch das weltweite Förderprogramm von Rotary-Stipendiaten in Rotary-Zentren für Frieden und Konfliktlösung an renommierten Universitäten.

Internationale Ausrichtung ?mit lokalem Bezug

Als Korrelat zu dieser Internationalität unterstützt Rotary programmgemäß und nachdrücklich lokale und regionale Projekte in der Welt und sorgt mit dem Prinzip des „Think globally, act locally“ dafür, dass trotz starker internationaler Ausrichtung der lokale Bezug menschlichen Denkens und Handelns nicht vernachlässigt wird.


Die Strategie der Verwobenheit dieser regionalen und internationalen Aufgabenstellung ist Inbegriff und Ausdruck der komplexen rotarischen Internationalität. Diese Erkenntnis dürfte in jedem Rotarier trotz seiner oft vorrangigen Ortsverbundenheit das Bewusstsein für die besondere Internationalität Rotarys schärfen und seine Freude an Rotary vertiefen.