Das Rotary Youth Network stellt sich vor

Wie lässt sich aus dem Schlimmsten das Beste machen? Niemand von uns wird vergessen, wie die Pandemie die Welt und unser Leben verändert hat. Wir alle mussten diese Zeit der Ungewissheit durchmachen, und niemand blieb von den Folgen verschont. Ich persönlich glaube, dass dadurch Platz für eine neue Art von globaler Führung geschaffen wurde, die mutig, einfühlsam und verletzlich ist. Ich lernte meine gute Freundin Anniela Carracedo Anfang 2020 online kennen. Sie verkörpert diese neue Führung, und ich freue mich, ihr diesen Monat das Wort zu überlassen.

Jennifer E. Jones
Präsidentin von Rotary International

Im März 2020 hatte ich eine Panikattacke. Ich bekam keine Luft und spürte ein schreckliches Stechen in meiner Brust. Erst wenige Tage vorher hatte die WHO Covid-19 zur weltweiten Pandemie erklärt, und ich war mitten in meinem Rotary-Jugendaustauschjahr in den USA. Stellen Sie sich vor: Ein 18-jähriges Mädchen steckt fest in einem fremden Land mit einer fremden Sprache und mit Menschen, die es erst seit sechs Monaten kennt. Das war beängstigend.

Ungewissheit ist aber nichts Neues für mich. Ich bin in Venezuela geboren und aufgewachsen. Das Land macht eine der schlimmsten humanitären und politischen Krisen in der westlichen Hemisphäre durch. Doch meine Mutter sagte immer: „Herausforderungen sind einfach nur Bedürfnisse, die einer Lösung bedürfen.“ Ich rief meine Freunde von Interact und dem Jugendaustausch an. Wir trafen uns online, um über Projekte zu sprechen und uns von dem inspirieren zu lassen, was alle anderen während der Quarantäne leisteten. 70 Jungen und Mädchen aus 17 Ländern nahmen an diesem ersten Treffen teil. Wir bauten eine Online-Plattform auf, auf der sich Rotary-Jugendliche aus aller Welt während der Isolation über Projekte und Projektideen austauschten. Wir suchten Mentoren und Unterstützer, die junge Menschen miteinander in Kontakt bringen und den kulturellen Dialog sowie neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit bei internationalen Hilfsprojekten eröffnen sollten. Wir nannten das die Rotary Interaktive Quarantäne oder RIQ. Nach nur einem Jahr hatten wir uns mit 5000 Schülerinnen und Schülern aus 80 Ländern ausgetauscht. Mehrere Teammitglieder wurden Interact-Distriktsprecher und traten Distriktausschüssen bei, manche von uns arbeiten sogar in RI-Räten mit.

Nach der Aufhebung der Quarantänebeschränkungen änderten sich die Bedürfnisse der Teilnehmer. Auf unserem letzten offiziellen RIQ-Treffen rief uns Past-RI-Präsident Barry Rassin zu noch größeren Veränderungen auf, und so wurde aus der RIQ das Rotary Youth Network, kurz RYN. Einige Mitglieder, darunter auch ich, wurden in den neuen Interact Advisory Council berufen, wo wir dem Zentralvorstand unsere Vision für die Jugend in Rotary vorstellten.

Unsere Präsentation inspirierte Präsidentin Jennifer Jones und ihr Team zur Gründung des Youth Advisory Council bei Rotary International, dem ich als Co-Vorsitzende angehöre – eine große Ehre für mich. Das Rotary Youth Network wurde offiziell auf einer Breakout-Session der Rotary International Convention 2022 in Houston gegründet. Fünf von uns, alles Interacter, Jugendaustausch- und RYLA-Teilnehmer, waren auf allen Kontinenten unterwegs, um eine Organisation ins Leben zu rufen, die zwei Jahre zuvor als Online-Plattform begann. Auf der Convention trafen wir uns alle zum ersten Mal persönlich. Nach unserer Rede standen mehr als 500 Menschen zu einem stürmischen Applaus auf. Uns stiegen Tränen in die Augen, und wir waren überwältigt vom Gefühl der Begeisterung und des Erfolges. Wer hätte gedacht, wozu eine Panikattacke führen würde?

Anniela Carracedo
Rotary Club Bay St. Louis, Mississippi, und Rotaract Chair elect des Distrikts 6840