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RDG

Flexible Projektförderung

RDG - Flexible Projektförderung
Der Distrikt 1860 förderte im rotarischen Jahr 2018/19 einen Group Cultural Exchange mit dem Distrikt 5960 (Minnesota/Wisconsin). © RDG/Privat

Die vielfältigsten Clubprojekte profitieren jedes Jahr von den District Grant-Zuschüssen der Distrikte. Im Vergleich zu Global Grants gestalten sich Antragstellung und Berichterstattung einfacher.

01.09.2019

Die District-Grant-Förderung lässt ein weites Spektrum von Projektinhalten zu und ist nicht auf die sechs Schwerpunktbereiche begrenzt. Projektvorhaben können auf eine kürzere Laufzeit ausgelegt sein und müssen, bei internationalen Projekten, keinen Partnerclub vor Ort einbeziehen.

District-Grant-Förderung
Seit der Einführung mit dem Future Vision Plan im Jahr 2013 wird dieses Förderprogramm jährlich von allen deutschen Distrikten genutzt, um meist lokale, aber auch kleinere internationale Clubprojekte zu unterstützen. Bis zum rotarischen Jahr 2018/19 wurden von den 15 deutschen Distrikten 90 Blockanträge mit knapp 1200 Projekten und Distriktzuschüssen in Höhe von circa 5,7 Millionen US-Dollar eingereicht. Die Auszahlung der einzelnen Fördersummen auf die Clubkonten wird über den Rotary Deutschland Gemeindienst e. V. (RDG) geleistet.
Im folgenden Gespräch schildern District Grant Chair des Distrikts 1860, Dieter Scheid (RC Merzig-Saarlouis), und Judith Orf, eine der Spezialistinnen für District Grants bei RDG, Möglichkeiten der District-Grant-Förderung.

 

Frau Orf, mit District Grants lässt sich ein bunter Strauß von rotarischen Projektaktivitäten fördern. Was gehört alles dazu?
Humanitäre Projekte in den unterschiedlichsten Bereichen sind hier zu nennen. Wiederaufbauhilfe nach Katastrophen gehört ebenso dazu wie damit verbundene Reisetätigkeiten. Stipendien für Studiengänge sämtlicher Fachrichtungen, ohne Einschränkung durch die Schwerpunktbereiche, können gefördert werden. Im Gegensatz zu den Global-Grant-Stipendien ist hier auch eine Finanzierung von Bachelor-Studiengängen möglich. Berufstrainingsteams (Vocational Training Teams, VTTs), die ins Ausland reisen, um dortigen Fachleuten Weiterbildung in ihrem Berufsfachgebiet zu erteilen oder selbst an Fortbildungstrainings teilzunehmen, sowie die damit in Zusammenhang stehenden Reisekosten sind ebenfalls förderbar.

Herr Scheid, die Clubs aus Ihrem Dis-trikt fördern regelmäßig Stipendien für Auslandssemester sowie Berufsgruppenaustausche. Was macht diese Themenschwerpunkte so beliebt?
Gerade beim Berufsgruppenaustausch (Group Study Exchange) erfolgt eine höchst erfolgreiche Kombinationsmöglichkeit, die persönlichen, fachlichen und sozialkulturellen Kompetenzen für internationale Projekte zu bündeln. Hierdurch wird das Ziel der Völkerverständigung in bedeutsamer Weise realisiert. Hier kann von einer echten Win-win-Situation aller Teilnehmer gesprochen werden. Ähnlich sind auch die Erfahrungen mit Group Cultural Exchange.Bei den Stipendien verschiedenster Fachrichtungen achten wir seitens des Auswahlgremiums sehr auf den Aspekt, dass die Bewerber tatsächlich auch als gute Botschafter unseres Landes auftreten können. Internationale Erfahrungen und die hohe Flexibilität von Laufzeit sowie Fachgebiet und Zielort machen Stipendien mittels District-Grant-Förderung hoch ­attraktiv. Die entsendenden Clubs müssen sich aber auch bewusst sein, dass hier grundsätzlich keine organisatorische Unterstützung seitens der
Rotary Foundation besteht, das heißt, dass alles in Eigenregie erledigt werden muss.

Frau Orf, wie sieht es zum Beispiel mit Projekten im Bereich des Umweltschutzes sowie Kunst und Kultur aus?
Auch solche Themengebiete sind möglich. Wichtig ist, dass die Projekte den Bestimmungen der Rotary Foundation für District-Grant-Projekte, den Richtlinien, die die einzelnen Distrikte für ihre Clubs vorgeben, und den Satzungszwecken des RDG entsprechen.

Welche Gestaltungsmöglichkeiten gelten für die Richtlinien der Distrikte?
Ergänzend zu den Bestimmungen der Rotary Foundation geben die Distrikte zusätzlich eigene Richtlinien heraus, die wiederum von den Distrikt-Foundation-Ausschüssen mitbestimmt werden. Die Distrikte sind frei, thematische Schwerpunkte zu setzen und zum Beispiel nur Projekte im Ausland zu fördern. Distriktspezifische Richtlinien müssen im Vorfeld der Anwendung an die Clubs des jeweiligen Distrikts kommuniziert werden.

Manche Distrikte legen sogar einen besonderen Wert darauf, dass bei einem District-Grant-Projekt der initiierende Club auch selbst mit Hands-on-Aktivitäten beteiligt ist.Herr Scheid, wie handhabt das Ihr Distrikt?
Seit Jahren haben wir eine gute Mischung von Projekten, bei denen in vielen Fällen Hands-on-Aktivitäten einen wichtigen Teil des Projektes ausmachen. Es gibt bei uns seitens des Distriktes aber keine verbindlichen Vorgaben. Unsere Vergaberichtlinien sind online einsehbar, und alljährlich wird rechtzeitig per Rundschreiben den Clubs die generelle Aufteilung auf Stipendien und humanitäre Vorhaben konkret mitgeteilt. Junge Clubs genießen übrigens eine gewisse Vorteilsbehandlung, um sie an das Grant-System heranzuführen.

Frau Orf, ist es auch möglich, dass sich Clubs aus verschiedenen Distrikten zusammenfinden, um eine höhere Fördersumme zu erzielen?
Bei District Grants gibt es keine vorgeschriebene Wertgrenze für das jeweilige Projektvolumen. Allein die im Distrikt verfügbaren DDF-Mittel sind begrenzt und werden nach Distrikt-Richtlinien vergeben. Größere Projektsummen, etwa für die Anschaffung technischer Geräte, können über Multi-District-Grants generiert werden. Hierfür stellen die beteiligten Clubs im selben Jahr distriktweise separate Anträge an ihre Distrikte. Es muss allerdings einen federführenden Club geben, der dann auch die Berichtspflicht für die anderen Beteiligten übernimmt.

Was gilt es noch zu beachten?
Zur Vorbereitung von Global-Grant-Projekten können District Grants ebenfalls genutzt werden, so zum Beispiel zur Finanzierung der Bedarfsanalyse im Vorfeld zu einem Projekt.

Julia Seifert