European Summit
Große Diskussionsrunde
Rund 550 Rotarierinnen und Rotarier traffen sich in Bonn zum European Summit. Im Fokus standen Fragen zu Nachhaltigkeit und zur Zukunft von Rotary.
Nach Seminaren für Amtsträger der kommenden Jahre und Meetings verschiedener Ausschüsse zum Auftakt startete am 30. August 2024 der European Summit im Maritim Hotel in Bonn. Aus insgesamt 14 Ländern hatten sich rotarische Freundinnen und Freunde aufgemacht, um ihre Aktivitäten in Gremien und einem House of Friendship vorzustellen und vor allem in die Diskussion zu gehen.
Der erste Tag des Summits bot dafür schon ordentlich Gelegenheit. Neben dem (Wieder-)Treffen von Freunden aus der europäischen Nachbarschaft lockte er mit einer großen Vortrags- und Diskussionsrunde in das Maritim Hotel an der Bonner Kiesinger-Allee. Mit dem rotarischen Glockenschlag, dem Grußwort der Bonner Oberbürgermeiserin Katja Dörner sowie einer Flaggenparade von 40 Inbounds, die die teilnehmenden Nationen vorstellten, wurde der Summit eröffnet. In der Geburtsstadt Beethovens erfreute eine koreanische Stipendiatin von der Universität für Musik und Tanz zudem das Auditorium mit der Waldstein-Sonate.
Frieden und Nachhaltigkeit
Mário César Martins de Camargo, RC Santo André, Brasilien, besuchte den Summit auch. Er stellte sich selbst als erster RI-Präsident vor, der aus dem Rotary-Jugendaustausch kommt. Außerdem überraschte er die Gastgeber mit einigen deutschen Worten – Ende der 70er hatte er ein Praktikum in Deutschland absolviert. Doch in Erinnerungen schwelgen wollte er weniger, dafür die Themen Frieden und Nachhaltigkeit mit den Teilnehmern diskutieren und so die Zukunft von Rotary ins Visier nehmen. Beides hält er für essentielle Schwerpunkte der rotarischen Arbeit.
Christoph Heusgen, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz und ehemaliger Rotary Exchange Student, referierte über Europas Rolle bei der aktiven Friedenssicherung. Europa einten nicht nur das Wissen um die Vorteile auf dem Wirtschaftsmarkt, sondern auch grundegende Werte und Regeln. Im Ukraine-Krieg hält der Sicherheitsexperte einen Friedensvertrag für unwahrscheinlich. Der Blick in die USA sei vor den Wahlen auch noch ein besorgter.
Speakerin Gilly Lord von PriceWaterhouseCoopers verglich die von Beethoven in der Musik angestoßenen Veränderungen mit den Aufgaben, die vor Rotary in Sachen Frieden, Ökologie und Nachhaltigkeit liegen. Das brauche Führungskräfte und Zusammenarbeit, um Ziele zu erreichen. Zeit dürfe man auf gar keinen Fall verschwenden, so ihr Fazit und ihre Mahnung.
CO2-Fußabdruck im Blick
Eindruck hinterließ auch Holger Klein, CEO von ZF Friedrichshafen, der Innovationen aus der Autobranche und Maßnahmen zum Klimawandel ins Verhältnis setzte. "Wir sind Teil des Problems, also müssen wir auch Teil der Lösung sein", rief er den Zuhörerinnen und Zuhörern zu. Das Thema Elektroautos und neue Mobilitätskonzepte müsse alle bewegen. Das Reduzieren von Emissionen sei dabei nur ein Anfang. Klein plädierte daher für ein neues Mindset in der Industrie, für Kollaborationen über ganze Industrien hinweg.
Tim Höttges, CEO der Deutschen Telekom, plädierte für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Und fragte gleichzeitig, wie KI als Treiber von Nachhaltigkeit genutzt werden könne. Beim Blick in den Alltag zeige sich, selbst Telefonate erhöhten den CO2-Fußabdruck. Deshalb sei es immer wichtiger, nicht nur mehr Erneuerbare Energien zu nutzen, sondern auch die Wertschöpfungskette transparent zu gestalten, sagte er. Ethische Guidelines müssten immer eine Rolle spielen. In seiner Firma werde inzwischen darauf gesetzt, Geld zu verdienen, um zu sparen. AI biete auf jeden Fall eine der größten Möglichkeiten für Entwicklung, so der Telekomchef.
Gespräch mit Zukunftsblick
In einem Talk beleuchteten Höttges, Klein und Camargo abschließend weitere Fragen wie Vertrauen und verantwortliches Handeln – Werte, die auch rotarisches Handeln bestimmen sollten. Camargo verwies darauf, dass sich in Europa schon vieles verändere, dass Evanston sich möglicherweise anpassen müsse. Genauso müsse Rotary von den führenden Industrien lernen.
Klein verwies auf die einzigartigen Stärken Rotarys. Die Jüngeren kommen nicht wegen des Geldes oder des Einflusses, sondern für einen Zweck zu Rotary. Und lebten diesen dann, ist er überzeugt. Inzwischen lasse sich vieles digital organisieren. Technik könne hier Vorteile bringen, die Verbindung bringe den Effekt. Laut Höttges ist Transparenz nötig, vor allem um Werte zu behalten. Er habe übrigens ein Programm der Künstlichen Intelligenz zu Rotary befragt. Ergebnis: Arbeit an der Marke und neue Formen von Fundraising seien nötig.
RI-Präsident elect Camargo verwies noch einmal auf die Diskussion, was jeder Einzelne für Frieden tun könne. Rotarierinnen und Rotarier zum Beispiel hätten die Chance, moderner zu werden und sich digital zu treffen. Insgesamt müsse Rotary die Gesellschaft repräsentieren. Doch wer neue Mitglieder gewinnen wolle, könne nicht mehr wie 1905 agieren. People of Action und Nachhaltigkeit zu praktizieren sei vor allem auch in den Clubs nötig.