Brief des Präsidenten
Liebe Changemaker von Rotary,
Berufliche Kompetenzen nutzen
Eines unserer Gründungsprinzipien lautete, unsere Berufe einzusetzen – ob nun Arzt, Rechtsanwalt, Ingenieur oder ein anderer Zweig –, um Gutes in der Welt zu tun. In unserem Versuch, die Pandemie zu überstehen und uns davon zu erholen, ist dieses Prinzip besonders wichtig, um Menschen, die ihren Beruf verloren haben, weiterzubilden. Das hat sich beispielsweise der Rotary E-Club Tamar Hong Kong zur Aufgabe gemacht und Seminare für junge Menschen organisiert, um sie auf die sich verändernde Arbeitswelt vorzubereiten.
Derartiges Training muss in größerem Rahmen geschehen. Laut den Vereinten Nationen wird die Zahl arbeitsloser Menschen weltweit im Jahr 2022 voraussichtlich 200 Millionen übersteigen. Dabei sind Frauen und junge Menschen überproportional betroffen.
Aus diesem Grund setze ich dieses Jahr einen besonders starken Fokus auf Projekte, die junge Mädchen fördern, und ich habe mich sehr gefreut, einige dieser Projekte mitzuerleben. Natürlich stehen dem Zugang zu Bildung und Arbeitsverhältnissen oft Wassermangel und unzureichende Sanitärversorgung im Wege.
Ein Projekt in Indien dreht sich darum, Mädchen und Frauen mit kostengünstigen, wiederverwertbaren Binden zu versorgen. Das Projekt schafft Arbeitsplätze durch die Produktion und Verteilung der Binden und wird außerdem die Umweltbelastung durch den Abfall aus jährlich 12,3 Milliarden Binden, die in den Mülldeponien Indiens enden, verringern.
Andere wiederum haben Berufsdienste dazu genutzt, Frauen zu unterstützen. Der RC Poona in Indien führte Workshops durch, um junge Frauen im Kampfsport zu unterrichten, damit sie sich gegen körperliche Bedrohungen und Menschenhändler wehren können.
Auch ich hatte das Glück, meinen Beruf bei Rotary für andere einsetzen zu können. Der Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004 richtete auf den Andamanen und Nikobaren, Inseln meines Distrikts, schreckliche Zerstörung an. Tausende Häuser wurden zerstört und viele Gegenden fanden sich ohne Strom und fließendes Wasser. Ein Besuch der kleinen Andamaneninsel regte mich dazu an, Häuser für die Menschen zu bauen, die alles verloren hatten. Wir entschlossen uns dazu, 500 Häuser zu errichten.
Während des letzten Besuchs auf meinen insgesamt sieben Reisen zur Insel sah ich vom Helikopter aus etwas glitzern. Ich erkannte, dass das die Dächer der neuen Häuser waren. Der Anblick erfüllte mich mit Freude, und mir wurde Folgendes klar: Als Bauunternehmer hatte ich in der Vergangenheit bereits viele schöne Häuser gebaut. Im Vergleich dazu waren diese 500 Häuser recht einfach und standen an einem Ort, den ich wohl nie wieder besuchen würde, bewohnt von Menschen, die ich nie wieder sehen würde. Aber trotzdem erfüllte es mich mit größerer Zufriedenheit, diese Häuser zu übergeben, als die anderen zuvor. Das liegt daran, dass ich meinen Beruf dazu nutzte, Leben zu verändern.
Auch Sie hatten vielleicht bereits Gelegenheit, Ihre beruflichen Kompetenzen einzusetzen, um Leben zu verändern. Ich lade Sie dazu ein, mir von Ihren Erfolgsgeschichten im Berufsdienst zu berichten. Zum Abschluss danke ich jedem Club herzlich, der sich an der Initiative „Each One Bring One“ beteiligt hat; ich hatte dafür jedes Mitglied gebeten, eine neue Person mit Rotary bekannt zu machen. Wenn wir unsere Mitgliedschaft erweitern, geben wir Menschen aus allen Lebensbereichen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Talente bei humanitären Projekten einzusetzen.
Shekhar Mehta
Präsident Rotary International
Reden und Aktuelles von RI-Präsident Shekhar Mehta auf rotary.org/office-president
