Rotarierin Kathrin Klaas
Olympia: Ein Ass im Hammerwurf
Hammerwerferin Kathrin Klaas vertritt Deutschland in diesen Tagen bei Olympia in Rio. Die 32-Jährige ist Rotarierin in Bad Homburg - alle guten Wünsche und ganz viel Daumendrücken sind ihr gewiss. Kurz vor dem Wettkampf hat sie rotary.de ein Interview gegeben.
Frau Klaas, man hört viel Widersprüchliches aus Rio: tolle Atmosphäre, aber Demonstrationen gegen Olympia oder alle Sportstätten sind fertig, doch im olympischen Dorf funktioniert vieles nicht. Wie ist Ihr erster Eindruck?
Ich erlebe und bestreite derzeit meine dritten Olympischen Spiele. Im Vergleich zu Peking 2008 und London 2012 sind die Anlagen im Olympischen Dorf und an den Trainingsstätten, die ich bisher gesehen habe, nur teilweise fertig gestellt. Allerdings ist alles funktionsfähig und man muss in den meisten Fällen nur Abstriche in der Ästhetik machen. Am Sonntag gab es am Vormittag einen einstündigen Stromausfall, was in unserem siebzehnstöckigen Komplex natürlich auch die Fahrstühle betrifft. Aber erfahrungsgemäß muss man bei den Trainingsanlagen immer auch etwas improvisieren. Mein erster Eindruck ist deswegen sehr positiv. Die Freundlichkeit der Menschen hier, insbesondere der Volunteers, trägt über viele Mängel hinweg.
Bei der Eröffnungsfeier gab es eine Riesen-Party. Wie haben Sie die erlebt? Was hat den größten Eindruck hinterlassen?
Ich hatte bei meinen dritten Olympischen Spielen zum ersten Mal die Gelegenheit auch den Einmarsch als Teilnehmer mitzuerleben. Es war ein atemberaubendes Gefühl dort mit um die 100 anderen Sportlern in das voll besetzte Maracanã-Stadion einzuziehen. Wir haben als Team vorher im Tunnel noch unsere Nationalhymne angestimmt. Das hat es wohl noch nie gegeben, habe ich mir von Funktionärsseite sagen lassen. Es war wirklich ein bewegender Abend, der mit dem Entzünden des Feuers seinen Höhepunkt hatte.
Nun bereiten Sie sich auf den Wettkampf vor. Am 12.8. geht es los. Wie sieht das aus - Training, letzte Abstimmung mit dem Trainer oder den Trainingsgefährten?
Ich habe noch sechs Trainingseinheiten vor mir bis zu meinem ersten Start. Leider laboriere ich schon seit Anfang Mai an einer Adduktoren- und Leistenverletzung herum, die meine Technik behindert. Momentan arbeiten wir daran, dieses Problem noch in den Griff zu bekommen, so dass der Adduktor der Wettkampfbelastung stand hält.
Können Sie abschalten und zum Beispiel ein paar andere Sportarten anschauen, andere Olympioniken anfeuern?
Mit den täglichen Fahrten zum Training am Vor- und Nachmittag, die recht zeitraubend sind, habe ich momentan nicht die Gelegenheit zu anderen Wettkampfstätten zu fahren. Das habe ich mir aber für die Tage nach meinem Wettkampf vorgenommen. Ich würde gerne beim Gewichtheben oder beim Rudern zuschauen wollen. Eventuell gelingt es ja auch einer unserer Mannschaften am Ende noch im Spiel zu sein. Dann würde ich versuchen, auch ein Spiel der Handballer oder der Damen-Hockeymannschaft anzuschauen.
Gibt es im olympischen Dorf Kontakt zu anderen Nationen? Feiern Sie zusammen?
Den gibt es insbesondere beim Tauschen der Nationenpins. Jede Nation fertigt zu Olympia Pins an und man kommt beim Tausch mit anderen oft ins Gespräch. Innerhalb der Leichtathleten kennt man sich natürlich noch eher. Am Dienstag kommt eine Freundin aus Argentinien hier im Dorf an.
In Ihrer Disziplin, dem Hammerwerfen, ist Betty Heidler (ebenfalls Deutschland) eine Favoritin. Motiviert Sie das, beflügelt es oder ist es dadurch schwieriger zu bestehen?
Ich mache meinen eigenen Wettkampf und bin motiviert, weil ich weiß, dass ich gut trainiert habe . Und dass ich auf dieser Grundlage auch meine Bestleistung angreifen kann. Ich hoffe, dass wir meine Verletzung in den Griff bekommen und dass ich dann zeigen kann, was ich kann.
Wie wird es im Wettkampf sein? Nehmen Sie die anderen dann noch wahr oder sind Sie so fokussiert, dass Sie einfach Ihre Würfe hinlegen und nur die Ergebnisse sehen?
Ich versuche natürlich, mich nicht ablenken zu lassen. Unterschwellig nimmt man aber natürlich die Umgebung wahr. Außerdem werden die Ergebnisse oft auf den Anzeigetafeln präsentiert, so dass man spätestens da die Übersicht hat. In der Qualifikation am 12. August ist es erforderlich, in die Top 12 und damit ins Finale zu kommen. Da ist der Blick auf die Anzeigetafel garantiert.
Wir drücken die Daumen, dass alles gut klappt. Wer unterstützt Sie in Rio, wer bibbert zuhause am Fernseher mit?
Meine Eltern und meine Schwester werden hier vor Ort sein. Zu Hause werden meine Omas und mein Opa und der Rest der Familie und natürlich viele Freunde die Daumen drücken. Meine Kollegen und Vorgesetzten bei meinem Arbeitgeber, der Polizei Hessen, werden sicherlich auch am TV mitfiebern.
Wenn Sie an das Finale am 15. August denken und sich die Ergebnisliste vorstellen - welches Resultat sehen Sie dort?
Ein gutes hoffentlich, mit einer persönlichen Bestleistung. Für was das am Ende reichen wird, werden wir sehen.
Brasilianer fiebern wahrscheinlich eher beim Beachvolleyball mit. Was denken Sie: Können Sie die Einwohner von Rio für den Hammerwurf begeistern?
Die Brasilianer haben seit Jahren auch ein starkes Leichtathletik-Team mit einer Medaillen-Kandidatin im Stabhochsprung. Ich denke, die Menschen hier begeistern sich für Sport und werden auch für uns im Olympiastadion Stimmung machen.
Sie sind schon zum dritten Mal bei Olympia dabei - wenn Sie einen ersten Vergleich ziehen: Was macht Rio aus?
Die Menschen, das Wetter, die Landschaft, die Freude, die Stimmung. Bisher habe ich ja nur das Trainingsstadion und die Stimmung im Olympischen Dorf erlebt, aber es herrscht überall eine positive Atmosphäre, die man auf sich wirken lassen kann. Wie in London werden auch hier die Spiele von den Volunteers getragen und bekommen dadurch ihre eigene Note.
Rotarierin Kathrin Klaas ist Olympionikin. Im Hammerwurf tritt sie in diesen Tagen in Rio an - und löst nicht nur unter rotarischen Freunden kollektives Daumendrücken aus. Ihr Wettkampf startet am 12. August, das Finale folgt am 15. August.