Distrikt
Reisebericht der Rotary Delegation nach Moshi vom 5.4.-12.4.2025

Teilnehmer des Rotary Club Marburg: Prof. Dr. Harald Renz, Prof. Dr. Bernhard Maisch, Floriane Pfeiffer-Ditschler mit Ehemann Christoph (Magistratsmitglied) und Sohn Frederik. Teilnehmer des Rotary Club Kronberg: Christof von Branconi
Nach einem Nachtflug von Frankfurt über Adis Abeba zum Kilimanjaro Flughafen bei Moshi treffen wir uns mit Dr. Christian Kreisel, Prof. Sebastian Kuhn (Notfallmedizin und IT der Philipps-Universität Marburg) im Stadtzentrum von Moshi im historischen Union Café, das noch das Flair der Kolonialzeit umweht und tauschen Erfahrungen mit den Besuchern aus, die vor uns schon öfter in Moshi waren.
Es ist Regenzeit in diesem Teil der Welt. Unsere am Sonntag, den 6.4.2025, geplante Coffee-Tour zum Chagga-Dorf fällt dennoch nicht ins Wasser. Wir erleben in einer während der Kolonialzeit begonnenen neogotischen Kirche einen Gottesdienst mit Einheimischen. Danach besuchen das lokale Hospital, dessen Ambulanz am Sonntag wenig frequentiert ist. Die medizinischen Geräte sind eher „zusammengewürfelt“, unter anderem vom Ostafrika Aktionskreis e.V., Deutschland und anderen Sponsoren. Erste Beobachtungen: Beim EKG fehlt schon lange das Papier, bei der Sonografie vermutlich der kundige Arzt, zumindest heute.
Am Nachmittag und frühen Abend sind wir im Garten und ins Haus von Erasmus Kyara, dem Incoming Präsidenten des RC Moshi eingeladen. Um es zu erreichen muss unser Jeep von der geteerten Hauptstraße in eine holprige Lehmpiste abzweigen, an dessen Ende wir die eingehegte Residenz nicht vermutet hätten. Wir sitzen unter einem großen Baum, überbringen kleine Geschenke in der Tasche der Philipps-Universität und sprechen den Drinks zu, deren Etikett die Herkunft widerspiegelt: Bier Marke Kilimanjaro, Rotwein Marke Serengeti.

Am Montag, den 7. 4.2025, besuchen wir den Bürgermeister in seinem modernen Amtsgebäude, den hon. Abdallah Zuberi, anschließend die Feuerwehr und den Rettungsdienst. Der 7.4. ist Feiertag in Erinnerung an den ersten Präsidenten der Republik Tansania-Sansisbar Julius Nyerere (1964-84).
Der Besuch des „Firedepartments“ zeigt zwei alte und zwei neue Feuerwehrfahrzeugen, davon eines aus Marburg-Moischt. Alle Feuerwehrleute sind in Uniform vor dem Feuerwehrauto aus Marburg angetreten und führen gekonnt eine Löschübung auf dem Platz mit dem „Zimamoto“ aus Hessen vor. Dessen Einsatz beschränkt sich auf Brände auf oder an geteerten Straßen. Für die Geländegängigkeit fehlt der Vierradantrieb.
Danach besuchen wir den Ausbildungsbereich des Roten Kreuzes im obersten Stock eines mehrstöckigen Gebäudes, das noch viele leerstehende Etagen hat. Wir sehen uns die Ausbildung freiwilliger Helfer im Rahmen eines ersten Hilfekurses an.
Danach besuchen wir den Friedhof, auf dem die akkurat gepflegten englischen Kriegsgräber aus dem ersten und zweiten Weltkrieg imponieren. Die deutschen Kriegsgräber aus der Kolonialzeit sind von Gras überwuchert.

Am Dienstag, den 8. April, fahren wir zum 80 Kilometer entfernten Sanya Juu Charlotte Hospital, das von katholischen Schwestern geleitet wird und besuchen die High School Magnificat, die unter anderem vom RC Kronberg und RC Hildesheim unterstützt werden. Die Ambulanz war von Frauen und Kindern gut besucht. Die OP-Räume leer. Operiert wird nur am Samstag.
Christof von Branconi hat für die Schule Computer Hardware mitgebracht. Eine weitere Beobachtung am Rande: Ein neuer Krankenwagen steht auf dem Hof und kann nicht mehr gefahren werden, weil beim ersten Einsatz abseits der geteerten Straße, die Radaufhängung zu Bruch ging. Auch hier fehlte der Vierradantrieb.
Am Mittwoch, den 9.4.2025 besuchen wir Old Moshi und das Mangi Meli Denkmal, das an die von der deutschen Kolonialmacht umgebrachten Führer der einheimischen „Chiefs“ erinnert. Wir haben Gelegenheit mit einem Nachkommen der damals umgebrachten Chiefs zu reden.
Danach besuchen wir die nahe Old Moshi Girls Secondary School, die vor kurzem von der Regierung erstellt wurde. Auf dem Gelände findet sich eine alte, baufällige Kapelle, die als Schuttablage benützt wird und daneben von Moos überwucherte Gedenkplatten aus der deutschen Kolonialzeit hat.
Gegen 12 Uhr fahren wir bei gutem Wetter auf geteerten Straßen zur One World School, die Karl Heinz Köhler vor circa 20 Jahren gegründet hat und die er bis heute im Alter von 81 Jahren noch immer leitet. Es sei die einzige Schule in Tansania, die ohne Prügelstrafe auskommt.
Donnerstag, 10.4.2025: Heute steht der Besuch des KCMC (Kilimanjaro Christian Medical University College) auf dem Programm. Wir besuchen die Dialyseabteilung, sowie die innere Medizin, die noch nicht in einzelne Disziplinen baulich untergliedert ist. Für das KCRI (Kilimanjaro Clinical Research Institute des KCMC begrüßt uns die Labor-Managerin Dr. Happiness Kumburu.

Das KCMC wird mit Unterstützung der deutschen Bundesregierung als neues zentrales Gebäude das Center of Excellence erhalten (circa zwei Millionen Euro). Der Bau wird von einem chinesischen Unternehmer mit afrikanischen Arbeitern erstellt.

Am Nachmittag besuchen wir die neu gebaute Msandaka Secondary School, dessen Principal Erasmus S. Kyara ist. Die Kinder sind alle in Schuluniform mit adretten grünen und blauen Krawatten gekleidet. Wir werden mit der Videoeinspielung der deutschen Nationalhymne in allen drei Strophen (!) und der tansanischen Nationalhymne begrüßt und dürfen, selbst auf Schulbänken sitzend, die Fragen der Schüler beantworten. Diese richten sich unter anderem nach der Ernährung in Deutschland, nach den deutschen Bodenschätzen. Die leeren Bibliotheks- und Computerräume will der RC Marburg mit einem Global Grant ausstatten. Wir pflanzen im Schulhof ein Bäumchen. Eine symbolische Freundschaftsgeste.
Am Nachmittag besuchen wir das reguläre Meeting des RC Moshi im Grand Hotel. Dort werden die Wimpel ausgetauscht und die Agenda bei Ingwer Tee abgearbeitet.
