Rotary Aktuell
Rotary als Brückenbauer
Sintflutartige Regenfälle sorgten Anfang August in Österreich und Slowenien für immense Schäden und Notfälle. Hochwasser und Erdrutsche zogen sich bis an die Adriaküste und in die Steiermark. Österreichs Rotarier organisieren nun Hilfe.
Besonders betroffen von dem Starkregen sind die Regionen Primorska, Oberkrain, Slovenska Koroška, die slowenische Adriaküste sowie Kärnten und die Steiermark. Die größten Unwetterschäden sind in Slowenien zu verzeichnen, wo Dämme brachen und ganze Landstriche überflutet sowie Dörfer vernichtet wurden. Zwei Drittel des Landes wurden überschwemmt, Hunderte Menschen mussten evakuiert werden, mehrere Menschen starben. Es ist die größte Naturkatastrophe, die das kleine EU-Land seit seiner Unabhängigkeit erlebt hat.
Nur wenige Tage nach der Katastrophe haben die beiden österreichischen Distrikte 1910 und 1920 einen Spendenaufruf erlassen. Während sich das Spendenkonto beim Rotary Österreich Projektverein (RPV) füllt, gehen Projektanträge ein – und die ersten wurden bereits bewilligt.
Rotary Österreich Projektverein
IBAN: AT19 3200 0019 1165 7699
Kennwort: Unwetter Sommer 2023
Günter Macher ist Regionsleiter Oststeiermark des Zivilschutzverbandes und Mitglied beim RC Gleisdorf. Von den beiden österreichischen Distrikten ist er zum Koordinator der Katastrophenhilfe – auch der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Slowenien – ernannt worden. Denn Österreich hat nicht nur eine 330 Kilometer lange Grenze mit Slowenien, sondern vor allem eine lange gemeinsame Geschichte. Machers Aufgabe ist es, Hilfsansuchen von slowenischen Rotary Clubs entgegenzunehmen. Ein Komitee überprüft die Anträge, macht sich selbst ein Bild von der Lage und wird projektorientiert unterstützen.
Andrej Bozic, Governor des Distrikts 1912 (Slowenien und Nordmazedonien), sagt: „Tausende Häuser wurden zerstört, diese Menschen wurden plötzlich obdachlos. Fünf Personen kamen ums Leben. Nachdem die Fluten zurückgegangen sind, sieht man nun das wahre Ausmaß der Schäden. Unser Distrikt 1912 braucht dringend Spenden. Jede noch so kleine Spende hilft den Menschen, die alles verloren haben, langsam wieder zum Leben zurückzufinden. Wenn die rotarische Gemeinschaft zusammen hilft, zeigt sie ihre Stärke in schweren Zeiten.“
Mit eigener Hände Arbeit
Einer, der an vorderster Front im Einsatz war, ist der Präsident des Rotary Clubs Villach, Hansjörg Hufnagl. Als Experte der Lawinen- und Wildbachverbauung Kärnten musste er von Hubschraubern der Polizei und des Bundesheeres Schäden begutachten, darunter Verklausungen an Bächen und Flüssen sowie Hangrutschungen. Wichtige Straßen – auch Verbindungen nach Slowenien – wurden auf seine Empfehlung hin gesperrt, ganze Ortschaften evakuiert. Dabei hat er sich nicht nur Freunde gemacht. Eine große Verantwortung ist es auch, richtig abzuschätzen, wann Gefahren gebannt sind, die Straßen also wieder freigegeben werden können und die Menschen wieder in ihre Dörfer zurückkehren dürfen. Besonders geärgert hat ihn der Katastrophentourismus. Autoschlangen mit auswärtigen Kennzeichen waren unterwegs, um das Leid anderer Menschen live zu erleben. Für seine Abteilung beginnt nun neue Arbeit: Schutzbauten im Gebirge zu errichten, damit ähnliche Naturereignisse nicht ähnliche Schäden anrichten.
Eine Besonderheit in Österreich ist der Club Steierska-Stajermark. Sein Sitz ist in der Südsteiermark unmittelbar an der Grenze von Österreich zu Slowenien, Mitglieder sind Rotarier von beiden Seiten der Grenze. Hier hat das Unwetter besonders stark gewütet. Überschwemmungen haben Häuser und Betriebe, wie zum Beispiel eine große Ölmühle, beschädigt, ganze Weinberge sind abgerutscht. Diese Schäden sind durch Versicherungen und Spenden aus Österreich halbwegs abgedeckt. Viel weniger versichert sind Schäden im benachbarten Slowenien. Die slowenische Gemeinde Črna na Koroškem in den Karawanken war tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Die Region gehörte bis 1918 zu Österreich-Ungarn. Kososka – Kärnten – ist auch noch im Ortsnamen erhalten. Astrid Holler, die Präsidentin des RC Steierska-Stajermark, sagt: „Wir wollen punktgenau und direkt bei den betroffenen Menschen helfen, wie wir das auch bei der Ukraine-Hilfe gemacht haben. Der Kindergarten und die Volksschule sind unbrauchbar geworden, wir wollen gezielt den Wiederaufbau – auch mit eigener Hände Arbeit – unterstützen.“
Zwei deutsche Hilfskonten
Der Deutsche Governorrat (DGR) hat beim Rotary Deutschland Gemeindienst (RDG) zwar ein zentrales Spendenkonto für die Slowenien-Hilfe eingerichtet, die Zuständigkeit für die Koordination soll aber in Österreich bleiben.
Rotary Deutschland Gemeindienst
IBAN: DE80 3007 0010 0394 1200 00
Verwendungszweck: P2480,
Clubnummer oder Clubname
Zahlreiche Clubs und Distrikte sind bereits aktiv geworden oder haben Geld gespendet. So hat etwa der RC Adenau-Nürburgring Bautrockner auf den Weg gebracht, um dabei zu helfen, Häuser, die noch bewohnbar sind, vor Einbruch des Winters bezugsfähig zu machen. Auch der Distrikt 1900, vor zwei Jahren selbst von der Hochwasserkatastrophe stark betroffen, kann im ersten Schritt mit acht Bautrocknern helfen, weitere könnten organisiert werden, sagt Thomas Meier-Vehring, der vor zwei Jahren Governor in D1900 war. Der Distrikt 1940 nutzt seine Kontakte zum Länderausschuss Deutschland-Slowenien und steht in enger Verbindung mit dem RC Maribor Park. Die Bezuschussung der Projekte wird nach den Notwendigkeiten vor Ort gemeinsam entschieden. Wer spenden möchte:
Rotary Deutschland Gemeindienst
IBAN: DE80 3007 0010 0394 1200 00
Verwendungszweck: P2370 C083928
Claus Bruckmann und Björn Lange
Weitere Informationen zu den rotarischen Hilfsmaßnahmen unter rotary.de