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Rotary Aktuell/Nahostkonflikt

Statements für den Frieden

Rotary Aktuell/Nahostkonflikt - Statements für den Frieden
John Hewko, Generalsekretär RI © Monika Lozinska/RI

Mal versöhnlich, mal fordernd lesen sich die Auszüge einiger Stellungnahmen unmittelbar Betroffener – in der Region und aus der rotarischen Familie.

01.12.2023

John Hewko, Generalsekretär RI, am 14.11.2023

Rotary ist ein globales Netzwerk mit 1,4 Millionen Mitgliedern aus allen Gesellschaftsschichten auf der ganzen Welt. Weltweit nehmen die Spannungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu, und der Tribalismus ist auf dem Vormarsch. Wie geht Rotary International mit dieser Herausforderung um?

Die Herausforderung ist groß. Die Zahl der Flüchtlinge, die aufgrund von Kriegen, Hungersnöten und Katastrophen weltweit auf der Flucht sind, ist inzwischen auf mehr als 100 Millionen gestiegen. Sie hat sich in nur fünf Jahren vervierfacht. Und diese Statistiken wurden vor dem jüngsten Konflikt im Nahen Osten erstellt. Aber ich bin immer noch optimistisch, dass Rotary etwas bewirken kann, denn wir verfügen über alle Mittel, die wir brauchen, um einen dauerhaften und beständigen Frieden in der Welt zu schaffen. Frieden zu schaffen ist mehr als nur die Beendigung von Kriegen, es geht auch darum, die Herausforderungen der Ernährungsunsicherheit, der Klimakrise, der zivilen Unruhen und der toxischen Polarisierung anzunehmen. Dies sind gewaltige Herausforderungen. Doch dies ist kein Moment der Verzweiflung. Vielmehr ist dies der Moment für Rotary, aufzustehen und zu handeln. Wir sind Praktiker des Friedens, und dieser Moment gibt uns die Gelegenheit, unsere historische Rolle zu erfüllen, eine Rolle, die durch unsere jahrzehntelangen Investitionen in den Frieden aufgebaut worden ist. Wir haben die Mittel, um den Frieden so aggressiv zu gestalten, wie Nationen Krieg führen können.

Die Machtachsen verschieben sich, die Weltordnung verändert sich. Inwiefern können Organisationen wie Rotary eine wichtige Rolle dabei spielen, Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen wieder zusammenzubringen und den globalen sozialen Zusammenhalt zu fördern?

Sozialer Zusammenhalt wird durch starke, nachhaltige Gemeinwesen aufgebaut. Das Institute for Economics and Peace hat untersucht, welche Maßnahmen die Bedingungen für einen größeren sozialen Zusammenhalt und langfristigen Frieden verbessern. Es sammelt auch Daten, die die Arten von Aktivitäten und Projekten quantifizieren, die die größten messbaren Auswirkungen auf die Schaffung friedlicher Gesellschaften haben.

Jedes Jahr veröffentlicht das IEP einen Weltfriedensindex, aus dem hervorgeht, welche Nationen am friedlichsten sind und welche spezifischen Faktoren zu diesem Frieden beigetragen haben. Die Daten des IEP zeigen deutlich, dass die Maßnahmen von Rotary in jedem unserer sieben Schwerpunktbereiche direkt zu Frieden führen. Wenn Sie also Maßnahmen ergreifen, um gerechten Zugang zu Wasser zu schaffen, die sanitären Verhältnisse zu verbessern, junge Mädchen auszubilden oder die Gesundheitsversorgung in einem ländlichen Gemeinwesen zu verbessern, tragen Sie zum Frieden bei. Wenn Sie helfen, die Armut zu lindern, wenn Sie sich dafür einsetzen, dass alle Menschen und alle Lebewesen mit Würde behandelt werden, dann sind Sie ein Friedensstifter.

Wird Rotary International in den kommenden Jahren einen besonderen Fokus auf den Schwerpunktbereich „Friedensförderung und Konfliktprävention“ legen? Welche Maßnahmen, Projekte, Ideen oder Visionen hat Rotary International für die Zukunft?

Friedensförderung liegt in der DNA von Rotary. Sie war schon immer ein Kernpunkt unserer Mission in der Welt und wird es auch in Zukunft sein. Wir sind Anwälte für den Frieden. Unsere Mitglieder werden oft als respektierte, unparteiische Akteure in den von Konflikten und Spaltungen betroffenen Gemeinwesen angesehen. Wir sind Erzieher zum Frieden. Unsere Rotary Peace Centers haben mehr als 1700 Friedensstipendiaten ausgebildet, die in Regierungen, Bildungseinrichtungen und internationalen Organisationen als Katalysatoren für den Frieden wirken. Und wir sind Vermittler des Friedens. Im Laufe der Jahrzehnte haben wir durch unsere Arbeit zur Ausrottung der Kinderlähmung kommunale und nationale Gesundheitssysteme in der ganzen Welt aufgebaut und Mitarbeiter für das öffentliche Gesundheitswesen rekrutiert und unterstützt, die nicht nur bei der Ausrottung der Kinderlähmung, sondern auch bei zahlreichen anderen tödlichen Krankheiten eine wichtige Rolle spielen.

Und als Teil dieser Bemühungen halfen Rotary und unsere Partner dabei, Tage der Ruhe auszuhandeln, die zu Feuerpausen führten, damit Kinder sicher geimpft werden konnten.

Diese Tage der Ruhe öffneten die Tür zu Friedensgesprächen und zur Beendigung von Bürgerkriegen in Ländern wie Sri Lanka, El Salvador und anderen. Aufgrund des systematischen Ansatzes von Rotary bin ich zuversichtlich, dass wir auch weiterhin einen wichtigen Beitrag in der Welt leisten können und müssen, um friedliche Verhältnisse selbst an Orten größter Konflikte zu fördern.


Länderausschuss Deutschland-Israel (LADI), Vorsitzender Karl-Heinrich Link (am 1.11.2023)

Wir verurteilen den grausamen Hamas-Terrorangriff vom 7. Oktober und hoffen sehr, dass die arabische Bevölkerung im Gazastreifen erkennt, dass sie von Terroristen unterdrückt, ausgenutzt und als menschliche Schutzschilde benutzt wird. Auch die aktuelle Not der Zivilbevölkerung in Gaza sollte, unter Ausschluss der HamasAnhänger, seitens bisheriger Unterstützer, auch der Uno, mit humanitärer Hilfe gelindert werden. Wir wenden uns gegen jedwede Verherrlichung des Hamas-Terrorismus in Deutschland und fordern Justiz und Polizei auf, diese mit allen Mitteln des Strafrechts zu verfolgen. Zudem erwarten wir, dass alle Demonstrationen, bei denen die Verherrlichung des Hamas-Terrorismus und des Antisemitismus zu vermuten ist, verboten werden.

Um einen Friedensprozess herbeizuführen, dürfen wir nicht nur mit israelischen rotarischen Freunden und Freundschaftsclubs reden und diese unterstützen, sondern müssen auch die Kommunikation mit den drei palästinensischen Rotary Clubs initiieren und pflegen. Im LADI existieren bereits einige Beziehungen zu israelischen Partnerclubs und auch persönliche Freundschaften – dies muss ausgebaut werden. Eine Kontaktstelle Palästina gibt es bereits. Sobald es möglich ist, müssen wir in den Länderausschüssen des Levante mit Rotary Deutschland und auf dem Boden individueller Beziehungen beide Seiten bearbeiten und davon überzeugen, dass nur eine Verständigung zu einer dauerhaften Lösung führt.


Ron Ferra (RC Beirut Cedars, Libanon, D2452) am 27.10.2023

Das Traurige ist, dass die Uno Palästina geteilt hat, aber die Palästinenser lehnten – und lehnen immer noch – diese Teilung ab. Die Israelis haben sich einfach mehr genommen, als ihnen die Uno zugestanden hat und nehmen immer noch täglich mehr Land ein … Was wäre die Lösung? UN-Abkommen umsetzen, von den USA vermittelte Abkommen, den Palästinensern ein Land geben, sie frei leben lassen und die Palästinenser entschädigen, die ihre Häuser und ihr Land verloren haben.


Deutscher Governorrat

„Aufgrund der immer wieder aufflackernden antisemitischen Aktionen in Deutschland sehe ich mich dazu veranlasst, alle Rotarierinnen und Rotarier zu bitten, sich jeder Form von Antisemitismus in unserem Land entgegenzustellen. Das bedeutet, dass wir als Teil der Zivilgesellschaft unmissverständlich klarmachen, dass deutsche Rotarierinnen und Rotarier keine Form von Gewalt gegen Jüdinnen und Juden in unserem Land tolerieren. Wir bitten darum, dass jeder Rotary Club, wo immer er von antisemitischen Aktionen vor seiner Haustür Kenntnis erlangt, öffentlich aufsteht und sich dafür einsetzt, dass für religiöse Intoleranz bei uns kein Platz ist.“

Walther Wever, Vorsitzender des Deutschen Governorrates, am 7.11.2023


Rotary Peace Fellowship Alumni Association (RPFAA) vom 8.11.2023

Wir Rotary Peace Fellows betonen, wie wichtig es ist, die universellen Menschenrechte zu fördern und die Würde aller Menschen zu respektieren. (…) Wir fordern, dass die Stimmen und Erfahrungen der palästinensischen und israelischen Zivilbevölkerung bei allen Entscheidungen über ihre gemeinsame Zukunft im Mittelpunkt stehen, einschließlich einer direkten Vertretung dieser Gruppen in der Leitung künftiger Konfliktlösungsprozesse. Wir verurteilen alle Äußerungen von Islamophobie und Antisemitismus. Wir sind uns bewusst, dass die Krise in Palästina und Israel zeigt, wie Gewalt zu weiterer Gewalt führen kann, und wir fordern die Weltgemeinschaft auf, darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, diesen Kreislauf zu durchbrechen.