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RC Bad Oeynhausen-Minden

„Wir wollten nicht nur die Geldtasche zücken“

RC Bad Oeynhausen-Minden - „Wir wollten nicht nur die Geldtasche zücken“
Frank Wolter in der Transitzone der polnischukrainischen Grenze mit zwei ukrainischen Soldaten © Patrick Schwemling

Rotary hilft gegen Leiden des Krieges

01.04.2022

Auf Initiative des rotarischen Freundes Frank Wolter, Chefarzt der Artemed Fachklinik Bad Oeynhausen, startete am 4. März ein kurzfristig und professionell organisierter Hilfskonvoi nach Polen an die ukrainische Grenze.

Innerhalb von wenigen Tagen konnten Spenden in Millionenhöhe akquiriert und dringend benötigte medizinische Produkte, wie zum Beispiel ein Narkosegerät für die Notfallversorgung der ukrainischen Zivilbevölkerung, organisiert werden. „Wir wollten nicht nur die Geldtasche zücken“, erklärt Wolter.

Zehn Tonnen an Kleidern

Mit dieser Hilfsaktion hat der Rotary Club Bad Oeynhausen-Minden auch viele Menschen aus der Region ins Boot geholt, sodass neben den Medizinprodukten auch noch insgesamt zehn Tonnen Kleiderspenden zusammengekommen sind. Die Pakete wurden nach Priorität des ukrainischen Verteidigungsministeriums von 15 freiwilligen Helfern vorgepackt und anschließend in fünf Wagen, fünf Anhänger und in fünf große Transporter verladen. Dadurch, dass die Spendenbereitschaft so groß war, musste der Hilfskonvoi in zwei Fahrgruppen aufgeteilt werden.

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Ukrainische Flüchtlinge steigen in einen Kleinbus des RC Bad Oeynhausen-Minden © Patrick Schwemling

Der erste Konvoi wurde von einem Lkw, der von der Spedition Schröder zur Verfügung gestellt wurde, angeführt und von mehreren kleinen Fahrzeugen begleitet. Diese waren ausgestattet mit Babynahrung, Wäsche, dringend benötigten Lebensmitteln, Kosmetikund Hygieneartikeln. Sie fuhren bis in die polnische Stadt Zamosc, die circa 70 Kilometer entfernt von der ukrainischen Grenze liegt, und übergaben dort die Hilfsgüter an ein Flüchtlingsheim. Zudem nahm die Gruppe bei der Rückfahrt insgesamt fünf aus der Ukraine geflüchtete Frauen und Kinder mit nach Minden.

Der zweite Konvoi, bestehend aus fünf Fahrzeugen, war überwiegend mit medizinischen Notfallprodukten ausgestattet, darunter ein Narkosegerät, Narkosemittel, Instrumente für Operationen sowie Verbandsmaterial, aber auch dringend benötigte Medikamente wie Antibiotika, Tilidin und Morphium. Damit fuhren sie dann sogar bis an die polnischukrainische Grenze nach Korczowa-Krakowez. Dort angekommen ergab sich allerdings ein Problem: In die Ukraine hineinfahren können alle, aber um wieder rauszukommen, braucht man einen gültigen Reisepass. Frank Wolter war der Einzige aus der Hilfsgruppe, der seinen dabeihatte. Die anderen Mitstreiter hatten nur einen Personalausweis mit sich geführt. Laut einem Konsulatsmitarbeiter an der Grenze sei eine Einreise damit zu risikoreich. Hinzu kam ein weiteres Problem: Oleskii Maltsev, einer der Helfer aus Minden, ist ukrainischer Staatsbürger und wäre beim Betreten ukrainischen Bodens zum Militär eingezogen worden. Er war derjenige, der im Vorfeld der Reise den Kontakt zum ukrainischen Verteidigungsministerium hergestellt hatte und ihn während der gesamten Fahrt aufrechterhielt.

Doch dann kam der Zufall zu Hilfe. Es fand sich spontan ein freiwilliger deutscher Helfer mit Reisepass, der mit Wolter gemeinsam über die Grenze, genauer gesagt in die Transitzone zwischen Polen und der Ukraine, fuhr. Dort überreichten sie die Medizinprodukte an die ukrainische Armee, die diese anschließend weiterreichte. Zwei Tage nach dem Start der Hilfsaktion kamen alle Beteiligten wieder wohlauf zu Hause an. Dieser Hilfstransport soll aber erst der Anfang sein.

Mehr Infos zu diesen und vielen anderen Clubprojekten finden Sie unter rotary.de/ukraine