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Wohin steuert Deutschland?

Aktuell - Wohin steuert Deutschland?
Kabarettist Dieter Nuhr © Nuhr

Kabarettist Dieter Nuhr präsentiert vor der Wahl seinen Blick in die Glaskugel - also wie alles ausgeht. Kein Problem, sagt er.

17.02.2025

Es ist Februar. Es gibt Dinge, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vorhersehbar sind. Das heißt für Anfang März: Die Stimmung ist nach der großen Volksabstimmung wie immer, also panisch, hysterisch, erschüttert. Für viele steht das Vierte Reich vor der Tür. Satan sitzt in der Talkshow und lacht.

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© Adobe Stock Photo

Spätestens als Angela Merkel im Wahlkampf der Gruft entstieg, war klar: Armageddon steht vor der Tür. Der Regionalzug fällt aus. Auf der Autobahn ist Baustelle. Die Postkutsche fährt nicht mehr. Das Internet kommt durch die Wasserleitung. Der Niedergang ist da. Wohin soll das führen? Abwärts.

Die Eskalation begann, als Robert Habeck bei mir im Heizkeller stand und sagte: "Der Gasbrenner muss raus." Ich war erschüttert! "Womit soll ich dann heizen?" fragte ich ihn. "Mit Strom!", sagte er. Ich antwortete: "Aber Robert! Wenn das alle machen, wo soll denn der Strom herkommen?" Habeck sprach: "Da habe ich eine profunde Idee! Den machen wir aus Gas!" Spätestens da wusste ich: Der Irrsinn hat das Land im Griff.

Seitdem spüren wir: Dieser Republik fehlt ein Plan. Der Staat versagt. Bürger mit Übergewicht und Bluthochdruck werfen den Mächtigen colatrinkend und rauchend vor, nicht genug für ihre Gesundheit unternommen zu haben. Im letzten Jahrtausend gab es noch Menschen, die glaubten, sie wären für ihr Leben selbst verantwortlich. Das ist vorbei. Wenn das Kurvenschild umgefallen ist, fährt der Bürger geradeaus in den Wald und verklagt den Staat, weil er ihn nicht beschützt hat.

Spätestens seit der Pandemie ist das Land krank. Es grassieren Fakenews und Wutstörungen. Die Ansteckung findet weitgehend in den sozialen Medien statt. Die Masse wird ungeduldig. Sie ist die Kompromisse satt. Der Bürger verlangt einen individuell auf ihn abgestimmten Kanzler, der für eine gute Work-Life-Balance sorgt.

Leider wird es auch nach dieser Wahl nur einen Regierungschef für alle geben. Das bedeutet: Es müssen Kompromisse gemacht werden. Eine Zumutung für das narzisstisch gestörte Individuum, vor allem für den Wähler unter 40, der von seinen Eltern nie Kritik vernommen hat, sondern immer nur Bestätigung: "Du bist der Beste, der Größte, der, um den sich alles dreht!" Nun muss das verzogene Kind erkennen, dass das eigene Hinterteil gar nicht das Zentrum des Universums ist. Eine schmerzliche Erfahrung!

Die Infantilisierung der Politik schreitet voran. Die Grünen plakatierten "Zuversicht", darüber das Bild eines Kanzlerkandidaten, der laut eigener Angabe noch "lernt". Die Botschaft: Jeder kann Kanzler sein, wenn er ein gutgelaunter Brummbär ist. Kenntnis ist nicht erforderlich. Der Wille, als Weltretter zu fungieren, reicht! Scheitern ist ehrenvoll. Donald Duck hat es so zur Kultfigur gebracht. Gott sei Dank trägt Habeck eine Hose!

Die AfD verzichtet ganz darauf, eigene Lösungen vorzuschlagen und schwimmt einfach mit auf der Empörungswelle. Die größte Mühe macht es den Kombattanten von Rechtsaußen, nicht nach jedem Messerattentat laut zu jubeln. Die Partei profitiert wie alle Populisten von der Dummheit jener Wähler, die glauben, wenn die Regierung ganz doll doof ist, muss die Opposition megaschlau sein. Das ist nicht der Fall.

Die Brandmauer hat die AfD zur Partei der Märtyrer gemacht. Sie sichert gleichzeitig dem linken Lager die Regierungsbeteiligung. Angeblich haben Habeck und Scholz nachts heimlich blaue Plakate geklebt. Niemand weiß Genaues.

Im Jahr 2025 kann man Linke und Nazis kaum noch unterscheiden. Selbsternannte Progressive solidarisieren sich mit den Judenvernichtern von der Hamas. Herr Krah von der AfD findet Erdogan prima. Frau Weidel hält Hitler für einen Kommunisten. Das Land muss lernen, dass Verwirrung keine politische Richtung hat.

Eigentlich waren die Sozialdemokraten die Partei des Volkes. Auch das ist Geschichte. Die SPD vermarktet sich unter dem alten Label der Arbeiterpartei, macht aber in erster Linie Politik für all jene, die auf Arbeit verzichten. Saskia Esken ist der Pausenclown der Politik. Sie vertritt linke Positionen, diskreditiert diese aber durch ihre bloße Existenz. Wer solche Kräfte an die Spitze der Partei stellt, sollte sich freuen, die 5-Prozenthürde überschritten zu haben.

In der CDU ist das Ende der Merkelära noch nicht verdaut. Mutti hat die Partei nicht nur entkernt, sondern das ganze Land verrotten lassen. Nun schwebt sie wie eine Untote durch die Nacht und fällt dem eigenen Kandidaten in den Rücken. Das sagt alles über ihren Charakter. Schwamm drüber.

Herr Merz macht was, entschuldigt sich dann, stellt klar, dass alles ganz anders ist, und wartet auf den nächsten Einfall. Seit Jahren geht das so: kleine Paschas, Sozialtourismus, Brandmauer. Er sagt etwas, hat es aber nicht so gemeint. Er ist kein Kapitän, eher ein Ruderer, bevorzugt: zurück. Dorthin, wo die Koalitionäre auf ihn warten.

Merz wirkt immer ein bisschen, als hätte man ihn gerade aus der Augsburger Puppenkiste befreit, will aber mindestens Churchill sein. Mal sehen, wofür es reicht. Ein Kohl wird er sicher nicht. Wenn er 16 Jahre regiert, ist er 85. 

Wo ist die Lösung? Wir werden nach hinten durchgereicht. Während wir um uns selber kreisten, hat die kapitalistische Weltwirtschaft Milliarden Menschen aus der Armut geholt, die Lebenserwartung um 30 Jahre verlängert und eine Lebensgrundlage für über acht Milliarden Menschen geschaffen. Das war die gute alte Zeit. Leider wird sich nun alles ändern.

In den USA regiert der wütende Mob der Milliardäre. Die Welt ist multipolar, es geht um Macht, Rohstoffe und Führerschaft. Die Aggressionen nehmen zu. Nur Deutschland möchte in der Nachkriegszeit verweilen. Verständlich, das war gemütlich. Leider ist es vorbei. Der große Bruder will nicht mehr für uns die Rübe hinhalten. Ohne ihn sind wir wehrlos. Deutschland reagiert darauf wie ein Dreijähriger: Es stampft und ist beleidigt.

Deutschlands Weg ist damit klar. Es geht abwärts. Das ist angenehm, denn das geht von allein, man muss nicht mal treten. Wir hoffen hierzulande: Hinten ist das neue vorn! Zurück in die Zukunft. Es ist Februar. Der Januar steht vor der Tür. Man muss nur lange genug warten.

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