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Corona

Offene Worte und eine Bitte aus Evanston

Corona - Offene Worte und eine Bitte aus Evanston
© Pixabay.de

RI-Präsident Mark Maloney und RI-Präsident elect Holger Knaack haben sich kürzlich mit einem Brief in Sachen Corona-Virus an alle Rotarier gewandt.

15.03.2020

Vor wenigen Stunden wurde in Evanston dieser Brief veröffentlicht:

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Liebe Mitglieder von Rotary, liebe Freundinnen und Freunde,

das COVID-19-Coronavirus wirkt sich derzeit auf jeden Aspekt unseres Lebens aus, und versetzt uns alle in eine neue und ungewohnte Lage.

2019, maloney, ripe
RI-President Mark Maloney

Als Menschen der Tat sind wir es gewohnt, uns weltweit voll zu engagieren - uns frei zu bewegen, offen zu begegnen und zu helfen, wo immer unsere Hilfe benötigt wird. Dies sind sehr schwierige Zeiten für Menschen wie uns, die eigentlich am liebsten gemeinsam lernen, sich weiterentwickeln und anderen helfen.

Wir haben in unseren Gemeinwesen eine Führungsrolle inne und Zeiten wie diese verlangen nach Führung. Wir werden jetzt gebraucht. Wir haben bewiesen, dass wir in der Lage sind, Menschen in Not schnell zu erreichen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, um ihnen umgehend zu helfen. Dies sind genau die Fähigkeiten, die heute überall auf der Welt benötigt werden. Die globalen Bemühungen gegen COVID-19 hängen von den Maßnahmen ab, die in jedem Land ergriffen werden. Rotary hat die einzigartige Fähigkeit, diese Bemühungen in jedem Gemeinwesen und in jedem Land zu unterstützen und stärkend zu flankieren.

Mit all der Technologie, die uns zur Verfügung steht, können wir als Mitglieder von Rotary weiterhin an großen Projekten mit Rotary Clubs, Rotaractern und Interactern zusammenarbeiten. Es gibt eine Reihe von Beispielen, bei denen Rotary Clubs Gesundheitsbehörden bei der Vermittlung bewährter Verfahren unterstützen oder benötigte Ausrüstung oder Unterstützung bereitstellen, nachdem unsere rotarischen Führungskräfte auf der ganzen Welt von dem Bedarf entsprechend erfahren haben.

Als Präsident und Präsident elect von Rotary haben wir uns im Hinblick auf bevorstehende Rotary-Veranstaltungen sehr ernsthaft mit diesen Fragen beschäftigt. Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, zwei Rotary-Präsidentenkonferenzen zu Ehren unserer Beziehung zu den Vereinten Nationen abzusagen – eine in Paris, eine andere in Rom. Für die nahe Zukunft empfehlen wir, dass Rotary Distrikte und Clubs den Empfehlungen von nationalen und lokalen Gesundheitsbehörden folgen und Meetings oder Veranstaltungen absagen oder verschieben.

Wir wissen, dass unsere Clubs und Distrikte sich in ihren Gemeinwesen führend engagieren werden und in diesen schweren Zeiten Technologie bestmöglich einsetzen werden. Ein Rotary E-Club in Italien hielt beispielsweise eine Live-Online-Sitzung zum Thema COVID-19 ab, ein Club in Taiwan arbeitete mit Unternehmen und einem Apothekerverband zusammen, um 1.600 Flaschen Handdesinfektionsmittel an die Stadt Ji-Long zu spenden, und Rotary Clubs in Sri Lanka halfen bei der Aufrüstung von Software und Hardware für das Gesundheitsministerium, um dessen Mitteilungen in den Sozialen Netzwerken zu unterstützen.

Wir können noch nicht abschätzen, welchen Weg dieses Virus nehmen wird. Wir wissen, dass wir dazu beitragen können, die „Entwicklungskurve flach zu halten“ und die Zahl der Fälle kurzfristig zu reduzieren, damit unsere Gesundheitssysteme dieses Problem besser bewältigen können. Wenn die kollektiven globalen Anstrengungen dazu beitragen, die Situation unter Kontrolle zu bringen, dann hoffen wir, dass wir uns auf der Rotary Convention 2020 in Honolulu wieder auf unsere Kernwerte besinnen können. Unsere Zeit zusammen wird danach noch mehr Sinn und Zweck haben als je zuvor.

Wir versichern Ihnen, dass wir die Veranstaltung unserer Convention im Juni sehr genau unter die Lupe nehmen, um sicherzustellen, dass die Sicherheit aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewährleistet ist. Wir folgen dabei den Vorgaben vertrauenswürdiger und führender Quellen, wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und den US-Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention. Wir wollen es Ihnen ermöglichen, sichere Entscheidungen für sich und Ihre Familie zu treffen im Hinblick auf die Teilnahme an der diesjährigen Convention.

In der Zwischenzeit ist die derzeitige Situation eine gute Gelegenheit für uns, um zu zeigen, dass Rotary die Welt auf innovative Weise verbindet. Den Empfehlungen der WHO und örtlicher Gesundheitsbehörden sollten wir genauestens folgen. Dazu gehört auch die kurzfristige Absage von Veranstaltungen und Treffen von Rotary Clubs, um unnötige Kontakte, die zu Infektionen führen könnten, zu reduzieren. Stattdessen können wir in unseren Gemeinwesen helfen, indem wir zum Beispiel Menschen unterstützen, die mit der Isolation und ihren Ängsten alleine nicht zurechtkommen. Oder indem wir unsere Gesundheitsbehörden dabei unterstützen, diese Situation zu bewältigen.

Wir alle müssen diese Situation in Echtzeit bewältigen. Updates von Rotary finden Sie auf Rotarys Webpage zum Thema COVID-19 (http://on.rotary.org/covid-19).

Dies ist eine beispiellose Herausforderung für fast alle von uns. Aber es ist auch eine Gelegenheit für die Mitglieder von Rotary, neue, sinnvolle Wege zu finden, um Menschen und Gemeinschaften dazu zu bringen, gemeinsam Gutes in der Welt zu tun.

Wir waren nie stolzer, Teil einer Organisation zu sein, die sich so sehr für den Schutz und die Stärkung unserer Gemeinwesen zu Hause und auf der ganzen Welt einsetzt.

Mit besten Grüßen

Mark Daniel Maloney
Präsident, Rotary International, 2019/2020

Holger Knaack
Präsident, Rotary International, 2020/2021


Zusätzlich gibt es einen offenen Brief eines rotarischen Fachmanns aus Deutschland - des Virologen und medizinischen Experten in der Dortmunder Task Force. Lesen Sie ihn hier: 

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Sehr geehrte Freundinnen und Freunde, 

Corona ist in Deutschland angekommen.

Da Corona ein neues, für den Menschen unbekanntes Virus ist, hat die Bevölkerung keinen Immunschutz. Wir gehen davon aus, dass sich in den nächsten Wochen bzw Monaten (oder Jahren), bis zu 50 bis 70 Prozent der Bevölkerung anstecken wird. 

Nur ein kleiner Teil der Infizierten wird schwer erkranken. Ältere Menschen, Menschen mit Immunschwäche und Menschen mit chronischen Erkrankungen haben ein erhöhtes Risiko schwer zu erkranken. Schwer kranke Patienten werden auf Intensivstationen behandelt, ein Teil dieser Patienten wird daran versterben.

In Italien ist das Gesundheitssystem zusammengebrochen, weil sehr viele Patienten sich schnell infiziert haben. Es sind in kurzer Zeit zu viele Patienten schwer erkrankt, so dass die italienischen Krankenhäuser die Versorgung nicht mehr aufrechterhalten können. Patienten mit und ohne Coronainfektion in Italien sterben, ohne intensivmedizinisch versorgt zu werden. Diese Verhältnisse wollen wir in Deutschland nicht bekommen. 

Neben der Quarantäne für Infizierte und Kontaktpersonen ist der persönliche Schutz jedes Einzelnen im Vordergrund. Wir sollten unsere Kontakte reduzieren und, wenn wir Kontakt haben, Regeln einhalten. Dazu zählt insbesondere Handhygiene (Händewaschen), kein Händeschütteln. Für 4 Wochen sollten wir auf Besuche von Veranstaltungen, Partys und Kneipenbesuche verzichten.    

Die oben genannten Maßnahmen sollen den Verlauf der Pandemie verzögern. Dadurch hätten wir die Chance italienische Verhältnisse in den Krankenhäusern zu vermeiden.

Diese Erklärung sollte möglichst viele Menschen erreichen: Vier Wochen weniger Kontakte rettet viele Menschenleben.

Beste Grüße

PD Dr. med Bernhard Schaaf
Klinikdirektor

Pneumologie, Infektiologie Intensivmedizin
Klinikum Dortmund