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Rotary stellt Polio-Infrastruktur für Covid-19-Bekämpfung bereit
Im Kampf gegen Corona sind Rotarier bereits seit dem Ausbruch der Pandemie aktiv — die Erfahrungen und Strukturen aus dem Kampf gegen Polio helfen dabei. Sie können weltweit genutzt werden, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung dazu.
In der Presseinformation von Rotary International vom 23. Februar 2021 heißt es dazu:
Die Infrastruktur für Corona-Impfungen steht bereit
Rotary engagiert sich weltweit im Kampf gegen Corona - Erfahrungen aus dem jahrzehntelangen Kampf gegen das Polio-Virus sind dabei hilfreich.
Corona fordert die ganze Welt heraus. Das Leben von Milliarden Menschen ist massiv beeinträchtigt. Noch ist völlig unklar, wie sich diese Pandemie weiter entwickeln wird. Entscheidend für den weiteren Fortgang der Krise wird sein, ob und wie man das Virus bezwingen kann. Zwei Mal hat die Menschheit bisher Viruserkrankungen in den Griff bekommen, und beide Male war der weltweite Zugang zu Impfstoffen der Schlüssel zum Erfolg. Dafür engagiert sich Rotary, ein weltumspannendes Netzwerk engagierter Männer und Frauen, und dehnt seinen Einsatz nun auch auf Covid-19 aus.
Durch konsequentes Impfen konnten die sehr aggressiven und stets tödlichen Pocken ausgerottet werden; seit 1979 gilt die Welt als pockenfrei. Bei einem zweiten Virus, dem Erreger der spinalen Kinderlähmung, medizinisch Poliomyelitis und kurz Polio genannt, steht man kurz davor, es durch kontinuierliche Massenimpfungen endgültig zu besiegen. Aktuell gibt es den wilden Polio-Virus nur noch in Afghanistan und Pakistan, Afrika erklärte die WHO erst im August 2020 für vom wilden Polio-Virus befreit.
Doch der Impfstoff wirkt nur, wenn er intakt bei den Menschen ankommt. Dafür hat die Global Polio Eradication Initiative (GPEI), deren Gründung Rotary International angestoßen hat, in vielen Ländern eine funktionierende Infrastruktur aufgebaut. Ohne Kühlkette kein verwendbarer Impfstoff: Das sorgt schon in Deutschland stellenweise für Schwierigkeiten, in ärmeren, bevölkerungsreichen Ländern ist es eine riesige Herausforderung.
Impfen ist seit 1988 das Hauptthema
Holger Knaack aus Ratzeburg, der aktuelle Präsident von Rotary International und noch bis Ende Juni 2021 der "Chef" von 1,2 Millionen Rotarierinnen und Rotariern weltweit, erklärt das Engagement seiner Organisation: "Impfen ist das Hauptthema von Rotary. Wir haben uns seit Mitte der 1980er Jahre die weltweite Ausrottung von Polio auf die Fahnen geschrieben. Das ist uns schon fast gelungen. Diesen Erfolg hat Rotary nicht allein erzielt, sondern als Partner der WHO und mit dem Kinderhilfswerk UNICEF sowie der US-Gesundheitsbehörde CDC. Mit dieser Global Polio Eradication Initiative, zu der auch die Bill & Melinda Gates Foundation und seit kurzem die Impfallianz Gavi gehören, arbeiten wir seit 1988 an einer dauerhaften Unterbrechung der Polio-Infektionskette. Wir stehen kurz davor, dieses Ziel zu erreichen."
Eine Frage der globalen Gerechtigkeit
Diese Initiative steht nun auch bereit, mit Hilfe der etablierten Polio-Impf-Infrastruktur die Corona-Impfung auch den ärmsten Ländern zugänglich zu machen. Denn es ist, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel dieses Wochenende beim G7-Gipfel sagte, eine Frage der globalen Gerechtigkeit: "Die Pandemie ist erst besiegt, wenn alle Menschen auf der Welt geimpft sind."
Die GPEI, so Knaack, sei bereit, die Covid-19-Pandemie zu bekämpfen und dabei den Kampf gegen Polio nicht zu vernachlässigen. Bereits seit März 2020 wird die umfangreiche Infrastruktur, die Rotary mit aufgebaut hat, dafür in mehr als 50 Ländern eingesetzt. In Ländern wie Nigeria, Afghanistan oder Pakistan führen Mitarbeiter zum Beispiel Corona-Tests durch, trainieren Fachkräfte für den Umgang mit der Krankheit oder stellen ihren Fuhrpark zur Verfügung. Tausende Rotarier engagieren sich im Rahmen der GPEI, informieren die Öffentlichkeit und arbeiten gegen Falschinformationen rund um Corona. Für Rotary und seine Partner ist das nichts Neues: Die jahrzehntelange Erfahrung bei der Eindämmung von Polio, das heißt entsprechende IT und Logistik, waren zuvor schon gegen Ausbrüche von Ebola und Gelbfieber in Westafrika im Einsatz.
Bestehende Infrastrukturen fürs Impfen nutzen
Dank der Polio-Infrastruktur kann die so genannte letzte Meile auf dem Weg des Corona-Impfstoffes zu den Menschen in Ländern wie Indien, Afghanistan, Pakistan oder in Afrika geschlossen werden. Indien hat am 16. Januar mit Massenimpfungen begonnen und will bis zum Sommer 300 Millionen Menschen impfen - und nutzt dabei auch die Kühlketten aus den Polio-Impfkampagnen. Auch in Pakistan wird die Polio-Logistik genutzt. Ferner haben GPEI-Mitarbeiter dort mehr als 6000 Gesundheitsfachleute für Covid-19 weitergebildet.
Rotary-Präsident Holger Knaack besuchte im Februar 2020, noch vor der weltweiten Ausweitung der Pandemie, persönlich in Pakistan Einrichtungen des Polio-Impfprogramms. Er traf sich mit dem Premierminister von Pakistan, Imran Khan, um sich über die Zusammenarbeit im Kampf gegen Polio in seinem Land zu informieren. Dabei besichtigte er auch die Kühlhäuser. "Die internationalen Impfstoff-Lieferanten können ihre Impfstoffe in jedes Land der Welt liefern", erklärt er, "aber immer nur bis zum jeweiligen internationalen Flughafen. Dort kommt dann auch die Polio-Infrastruktur ins Spiel, die Rotary mit aufgebaut hat: Kühlhäuser, Kühl-LKWs, Kühlschränke, Kühltaschen... Speziell geschulte Mitarbeiter bringen den Impfstoff dann bis ins kleinste Dorf, das höchste Gebirgstal und den letzten Winkel Afrikas. So kann auch in entlegensten Gebieten gegen Covid-19 geimpft werden."
Einer der 100 einflussreichsten Menschen
Knaack freut sehr, dass das Rotary-Mitglied Tunji Funsho, selbst Arzt und seit vielen Jahren in Nigeria im Kampf gegen Polio aktiv, vom Magazin TIME im vergangenen Jahr in den Kreis der 100 einflussreichsten Menschen der Welt aufgenommen wurde. Unter seiner Leitung konnte Nigeria im August 2020 von der WHO für frei von wilden Polio-Viren erklärt werden. Inzwischen hat Funsho die Polio-Einrichtungen seines Landes für den Einsatz gegen Covid-19 angepasst. So fördert zum Beispiel das "Polio Volunteer Community Mobilizers"-Netzwerk von mehr als 20.000 Freiwilligen Corona-Hygienemaßnahmen und kümmert sich um Abstandsregeln im Land.
Rotary hat die Herausforderung Corona angenommen und begegnet ihr auf vielen Wegen - für die der Grundstock durch die Arbeit gegen Kinderlähmung gelegt wurde. "Und das Wichtigste beim Engagement von Rotary ist dabei: Rotary ist überall schon vor Ort. Wir sind mit Clubs auf der ganzen Welt präsent und können bei Notfällen sofort agieren", sagt Knaack.