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Thomas Schulte, RC Berlin-Gendarmenmarkt

Kunst statt Kontrabass

Eigentlich wollte Thomas Schulte Profimusiker am Kontrabass werden. Doch dann wäre die Berliner Kunstszene heute um einen bedeutenden Galeristen ärmer.

14.06.2013

Als hätte er es schon geahnt, studierte Thomas Schulte lieber Kunst an der Düsseldorfer Akademie und außerdem Kunstgeschichte, um Anfang der 80er Jahre mit einem Promotionsstipendium nach New York zu ziehen, wo er erst am Museum of Modern Art und dann in der legendären John Weber Gallery arbeitete – einer der wichtigsten Orte für Nachkriegsavantgarde.


1991 entschied sich der gebürtige Oberhausener für Berlin: Kurz nach dem Mauerfall herrschte hier kosmopolitischer Nachholbedarf, aber zugleich bot die neu vereinigte Stadt mehr Raum für Ideen als fast alle Metropolen weltweit. Schultes Ziel: mit internationalen Künstlern und professionellem Know-how neue Standards setzen – denn Berlin war in seiner Insellage bisher nicht gerade auf der Weltkarte der Kunst hervorgestochen. Und während eine junge Kunstszene die Lücken Berlins mit Ausstellungen und Ateliers besetzte, lud „Franck + Schulte“, wie die Galerie damals hieß, Großkünstler der Konzeptkunst in ihre großzügig umgebaute Charlottenburger Altbauwohnung ein: Richard Artschwager und Sol LeWitt kamen, aber auch Rebecca Horn und heutige Stars wie Pipilotti Rist. Bald zählte sie die Kunstkritik zu den „zehn besten Galerien Deutschlands“.

Künstlerische Qualität

Dem Jugendkult, der bis heute in Berlin und in der Kunstwelt generell gefeiert wird, stand Schulte schon immer skeptisch gegenüber: Mode und Mitläufertum, die auch im Kunstmarkt schnelles Geld generieren, sind seine Sache nicht. Stattdessen setzt er auf künstlerische Qualität mit Potenzial zur Nachhaltigkeit, wofür man nicht nur Marktgespür, sondern auch einen konzentrierten Blick braucht. Und natürlich fundierte Kenntnisse der Kunstgeschichte. Inzwischen ist Schulte in einen historischen Eckbau an der Charlottenstraße in Berlin-Mitte umgezogen, in Laufweite zum Gendarmenmarkt.

In seinem Programm mischt er heute die ältere Generation – Richard Deacon, Robert Mapplethorpe und Alice Aycock – mit jüngeren Künstlern wie Michael Müller, Bernhard Martin und Idris Khan. Was seinen Beruf für ihn ausmacht? „Ich finde, Galerist zu sein ist eine schwierige Angelegenheit“, erklärt Schulte. „Aber sie liefert auch unglaubliche Gestaltungsmöglichkeiten. Man kann irrsinnig viel bewegen. Gleichzeitig muss man sehr planerisch sein und fast auch ein bisschen künstlerisch. Für mich ist er das Beste, was ich mir vorstellen kann.“

(Von Gesine Borcherdt)